King Creosote – I Des (Domino)
“From Scotland With Love” hieß einst eine Platte von Kenny Anderson, dem selbsternannten King Creosote. Insgesamt hat er unzählige Solo-Alben und Kollaborationen eingespielt, selbst Patti Smith covert seine Songs. Und mit viel Liebe (aus den Highlands und zum Detail) ist auch diese, vielleicht schon hundertste Platte des Blaublütigen gemacht. Da ranken sich Folk-informierte Melodien von erhabener, orchestraler Größe zu Song-Gebilden, die einem Märchen zu entspringen scheinen. Die können dann schon mal eine Länge von gut 13 Minuten und auf CD 2 mit dem „Drone in #B“ auch schon mal die halbe Stunde-Grenzen überschreiten. Das Schöne dabei: man kann trotzdem nicht genug davon bekommen, zu schmeichelhaft und hymnisch erbaulich ist diese, fast sakral anmutende Popmusik.
Will Butler + Sister Squares - Will Butler + Sister Squares (Cargo)
Die Sister Squares sind Jenny Shore, Julie Shore, Sara Dobbs und Miles Francis. Will Butler hat Arcade Fire vor kurzem verlassen, seit seinem Solo-Debüt 2015 sind die Sisters bereits seine Backing Band. Der New und Romantic Wave ist allgegenwärtig, Butler singt etwas theatralisch manieriert irgendwo zwischen David Bowie und Marc Almond in seiner Marc & The Mambas-Phase. Das Klavier trifft auf einen pochenden Drum-Computer, omnipräsent sind digitale und analoge Synthis, die Background-Chöre säuseln süßlich und schmachten mit Butler um die Wette. Das ist großes Pop-Theater, aber nicht viel Rauch um Nichts.
The Mountain Goats - Jenny from Thebes (Cargo)
Diese “Jenny” ist ein widerkehrender Charakter in John Darnielles Werk, erstmals trat Sie 2002 auf den Plan. Seitdem hat sich aber ein schrulliger, liebevoller Low-Fi-Künstler zu einem Meister der großen Gesten entwickelt. Opulente Bläser- und Streichersätze pflastern nicht nur hier seinen Weg, soulige Chöre machen diesen (Folk-)Pop noch fetter, ja man kann fast von cineastischen Ausmaßen sprechen. Darnielle selbst sagt, dass ihn Jim Steinman, die Cars und das Musical Godspell bei diesen humorvollen Erzählungen über die Kawasaki-fahrende Jenny inspiriert hätten. Wir fügen noch Kevin Rowland und Steve Harley hinzu.
Bianca James – Bianca James (Proper)
Die Inspirationen kommen aus den 60ern, der Sound ist State Of The Art. Doo-Woop-Chöre, Twist und Beatles-Beat, old-fashion Rock `n` Roll, Neo-Soul, Memphis und New Orleans, London und die Bronx. Bläser preschen dazwischen, die Gitarren mit viel Hall und Twang unterlegt, Hammond und Farfisa wummern, das Piano schmelzt und Bianca Jones gibt uns die Adele, wahlweise auch mal Duffy oder Amy Winehouse. „Bang, bang baby, call me crazy“. Der Soundtrack für den nächsten James Bond Film, eine nostalgische Reminiszenz vom Feinsten.
The Paper Kites - At The Roadhouse (Warner)
Die Papierdrachen aus Down Under lassen es gemütlich angehen mit ihrem auf Entspannung gebürsteten Americana-Streifzug. Pedal-Steel und Slide-Gitarren zirpen durch die Nacht, das Schlagzeug pocht dezent an, eine E-Gitarre wird gefühlvoll angeschlagen, von weitem wehen Uh-Uh-Uh-Chöre, dazu singt Sam Bentley seine Hommage an ihre Heimatstaat Victoria. Für Fans von J.J. Cale und der Country/Folk-Version von Wilco.
Allison Russell - The Returner (Fantasy)
Die autodidaktische Sängerin, Songschreiberin, Dichterin, Aktivistin und Multiinstrumentalistin sorgte bereits mit ihrem Debüt für viel Furore, heimste damit etliche Auszeichnungen ein. "Outside Child" war eine kathartische Abrechnung mit ihrer von Missbrauch gekennzeichneten Jugend. Jetzt ist sie im wahrsten Sinne des Wortes „The Returner“ inmitten einer vielköpfigen Band (Wendy & Lisa sind auch mit von der Partie!) um eine (politische) Party abzuziehen. RnB, Soul, Funk, Rock & Pop werden bemüht um diese Geschichten über schwarzer Befreiung, schwarzer Liebe und schwarzer Selbstachtung zu erzählen. Selten war Geschichtsunterricht so unterhaltsam -und nicht nur die Klarinette spielt dazu.
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