Seed To Tree – A Little Life (Pop-Up)
Die Kapelle aus Luxemburg wartet schon mal mit einem feschen Artwork auf, das irgendwie an The Beautiful South erinnert, ihre musikalische Ausrichtung ist dann aber doch eine etwas andere, wenngleich man auch hier ins Träumen und Schwelgen kommen kann. Indie-Pop, ein wenig wavig, ein wenig folkig angehaucht, Shoegaze-Elemente inklusive, beziehen sich die acht Songs auf den gleichnamigen Roman der amerikanischen Booker-Prize-Trägerin Hanya Yanagihara. Für Fans von Bombay Bicycle Club, Ben Howard, The Wombats, Grouplove oder auch The Real Estate.
Daniel Villarreal – Lados B (International Anthem)
Nachdem die Pandemie erste Lockerungen zuließ, improvisierte zwei Nachmittage lang Schlagzeuger Daniel Villarreal in einem Hinterhof in Los Angeles mit Gitarrist Jeff Parker und Bassistin Anna Butterss. Man kann sich denken, was dabei herauskam: eine extrem direkte Jam-Session, mit dem Hörgefühl, dabei gewesen zu sein. Villarreal, der gebürtige Panamaer, fährt dabei ein ganzes Arsenal an Perkussionsinstrumenten auf, es scheppert und rattert, es klopft und klappert, Parker lässt dazu fließende Licks, eines Carlos Santana nicht unähnlich, erklingen, während Butterss ein solide federndes Grundgerüst baut, das auch mal den Solo-Part einnimmt. Herrliche Instrumentalmusik, lebendig, Afro- und Latin-Pop informierter Jazz mit Highlights am laufenden Bande.
Árstíðir – Blik (M.A.R.S.)
Erstmal singen die Isländer hier alle Texte in englischer Sprache. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum diese Scheibe so zugänglich geworden ist. Wo die verwandten Sigur Ros auf Kunst machen, hauen Daníel, Gunnar und Ragnar noch eine Extra-Portion Pop rein. Das ist bester Indie-Pop mit herrlichen Gesangsharmonien wie weiland bei Crosby, Stills, Nash & Young, plus überhaupt nicht überzuckerter Streicher-Arrangements. Diese Combo erschafft fluffige, ja heitere Melodien, die überhaupt nicht in die karge Landschaft Islands passen wollen. Lediglich in den Balladen wird auch ein wenig die Melancholie gepflegt, insgesamt lauscht man hier aber einer höchst euphorischen Platte.
Buddy & Julie Miller – In The Throes (Bertus)
Nachdem die Beiden schon über zwanzig Jahre zusammen waren, in diversen Bands spielten, erschien erst im Jahre 2001 ihr Debüt. Beim aktuellen Werk schrieb Julie Miller in ihrem kreativen Flow alle Tracks selber, bis auf einen: "Don't Make Her Cry" ist ein Gemeinschaftsprojekt von Julie, Regina McCrary und Bob Dylan. Das Markenzeichen des Ehepaars ist natürlich der Gesang – ob im Duett, gegenseitig im Background, alle Kombinationen sind möglich. Musikalisch wird ein Potpourri aus diversen Americana-Ingredienzien geboten. Es gibt traurigen Gospel, staubig-erdigen Country, kosmischen Blues, lustigen Rockabilly, ekstatischen R&B, holprigen Folk und gerne auch mal diverse Cocktails daraus.
Lewsberg – Out And About (Cargo)
Sehr schön, was die Combo aus Rotterdam hier an Melodien zusammengeklaubt hat. Karg und minimalistisch gehalten, an Velvet Underground und den Low-Fi-Sound der späten 60er geschult, tragen die Jungs und Mädels ihre schräg-dystopischen Geschichten als Spoken-Words-Performance mit Twang-Gitarren vor, bei der auch schon mal eine Geige den ersten Ton angibt. Wer Luna, die Feelies oder auch die Young Marble Giants noch kennt und schätzt, hat hier seine neue Lieblingsband entdeckt.
The Handsome Family – Hollow (Rough Trade)
Wen man mit Rennie und Brett in die Prairie reitet, ist es bestimmt dämmrig oder es regnet sogar. „Western Gothic“ ist das Genre, das hier bedient wird. Wenn auch die Walzer und Balladen noch so gemütlich zu schunkeln scheinen, heult doch der Wüstenfuchs um die Ecke oder jemand schleppt seinen Sarg durch den Sand.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.