Heavy MakeUp - Heavy MakeUp (Thirty Tigers)
Suzanne Vega und Edie Brickell, das waren DIE Geschichten-Erzählerinnen der 80er-Jahre, die jeweils mit ihren Debüts gleich Wegzeichen setzten. Um beide wurde es dann recht bald wieder ruhig(er), bei der Brickell war dafür Herr Paul Simon verantwortlich, der erst mal eine stattliche Familie mit der Lady gründete. Jetzt ist sie kurz vor ihrem Sechzigsten, die Kids sind aus dem Haus, genug Zeit also, um es nochmals zu wissen. Edie Brickell knüpft aber nicht einfach bei ihren Folk-Wurzeln an, sie hat sich mit Trever Hagen und CJ Camarieri (beide tauchten vor kurzem im Umfeld von Bon Iver auf) gleich zwei Trompeter zur Seite gestellt und leiht ihre klare, unverfälschte und natürliche Stimme jetzt Kompositionen zwischen Art- & Electro-Pop, Trip-Hop, Downbeat, Drum `n` Bass, Electro- & Lounge-Jazz. Das mag alte Fans irritieren, letztendlich ist es eine gelungene Frischzellenkur.
Lydia Luce - Florida Girl (Nettwerk)
Die Dichterin und Musikerin startete ihre Karriere als Geigerin für keine geringeren als z.B. Rod Stewart, Dolly Parton, Willie Nelson, Eminem oder Ron Pope. Irgendwann fing sie aber auch an, selbst zu komponieren und das ist gut so. Das nunmehr schon dritte Album befasst sich mit ihrem Herkunftsstaat, Florida. Es handelt von Verletzlichkeit, Selbstbeobachtung, Selbstliebe und Selbstakzeptanz -und hat mit dem „Florida Poem“ ein wunderschönes, bildhaftes Gedicht auf der Platte. Der von Leslie Feist und Joni Mitchell beeinflusste Laurel-Canyon-Folk düngt eine Pop-Pflanze der ganz besonders charmanten Art. Diese Melodien fließen unverkrampft und so liebevoll dahin, als wollten sie die ganze Welt umarmen.
Richard Hawley – Now Then, The Very Best Of Richard Hawley (BMG)
Sicherlich gehört Hawley zu den versiertesten britischen Songwritern der eher jüngeren Generation. Im Königreich weiß man das, in Europa und Deutschland ist dieser Ruf leider noch nicht so angekommen. Die mit 36 Titeln prall gefüllte Doppel-CD spannt einen weiten Bogen vom gut 20 Jahre alten Frühwerk bis zum Jetzt, präsentiert den sanften Crooner als Rocker, feschen Rockabilly-Jünger, Orchester-Schmachter, Pop- und Vaudeville-Star. Für Insider enthält das Set außerdem eine brandneue, exklusive Bearbeitung von „Not The Only Road“. Für Fans von Roy Orbison bis Loudon Wainwright III.
Kaurna Cronin – Make Light
Der australische Singer/Songwriter widmet sich auf diesem Album den ganz banalen, alltäglichen Dingen, die er facettenreich beschreibt und in Prosa gießt. Ein mal aufgeweckter, meist verträumter Folk-Pop mit viel Akustik-Gitarre, irgendwo zwischen den Lumineers und Kevin Morby genügt ihm dafür, heraus stechen Mundharmonika oder eine Geige und dann, ganz plötzlich, schlägt der Mann auch etwas forschere Töne an und platziert in all dem wohltemperierten Wohlklang eine Art Gospel-Rocker. Ein beschauliches Stück Musik, das ganz gut in die stade Zeit passt.
Beharie – Are You There, Boy? (V2)
Zu Hause, in Norwegen, wird der Mann mit der Afro-Mähne schon recht hoch gehandelt und in einem Zug mit Frank Ocean, Michael Kiwanuk oder Leon Bridges genannt. Diese Vergleiche sind nicht ganz von der Hand zu weisen, verbindet der feinfühlige Musiker doch auch Neo-Soul mit Indie-Folk und -Pop, um seine intimen, persönlichen Geschichten über Einsamkeit, Identitätssuche und queerer Liebe zu erzählen. Der Sound ist leicht, schwebt auf Wolke 7 und bezirzt auf recht charmante Art. Passt gut zum Martini am Abend.
Nick Cave & Warren Ellis - Australian Carnage - Live At The Sydney Opera House (Goliath)
Im August erschien dieser fantastische Konzertmitschnitt bereits als Stream, jetzt liegt er – leider in gekürzter Form – auch als Vinyl vor. Zusammen mit Colin Greenwood von Radiohead und Larry Mullins von den Bad Seeds sowie den Backgroundsängern Wendi Rose, Janet Ramus und T Jae Cole traten Cave und Ellis vor einem begeisterten Publikum mit Intensität und Humor auf. Zu den Höhepunkten gehörten das zarte "Bright Horses", das spirituelle "Carnage" und das mitreißende "White Elephant" sowie die sehnsuchtsvollen "Waiting For You" und "I Need You". Für einen Live-Mitschnitt ist die Soundqualität zudem berauschend. Man wäre zu gerne dabei gewesen.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.