Thala – twotwentytwo (Cargo)
Ist Thala ein Riot Grrrl? Jein. Auf der einen Seite ist da diese recht süß-naive Kleinmädchenstimme mit den dazugehörigen Lyrics übers Verliebtsein und Erwachsenwerden. Auf der anderen sind da durchaus auch harsche, auf Radau getrimmte E-Gitarren und eine hübsche Portion Power von der Rhythmussektion. Dream- und Shoegaze-Pop meets Indie-Rock, und der hat auch noch die Kraft des Punk inne. So wird man an Mazzy Star ebenso erinnert wie an Slowdive oder vielleicht auch Julia Hatfield.
Robert Finley - Black Bayou (Universal)
Der Musiker aus Louisiana ist ein Newcomer, aber ein alter. 2016 nahm er im zarten Alter von 63 Jahren sein Debüt auf. Unter der Regie von Dan Auerbach ist nun dieser Nachfolger des inzwischen fast Erblindeten entstanden. Er hat alles, was so ein Roots-Rock- und Americana-Album aus dem Süden der USA braucht. Viel Seele, also Soul, etwas Funk, natürlich den Blues und einen Protagonisten, der seine Lieder mit waidwunder, gereifter, alkohol- und zigarettengeschwängerter Stimme vorträgt. Es groovt, man hat das Gefühl, im Studio dabei zu sein, ab und an ein paar Bläser, wummernde Orgeln, auch eine Mundharmonika und mit Black Keys Patrick Carney, G.-Love-Drummer Jeffrey Clemens und Meisterbassist Eric Deaton eine blind agierende Rhythmusgruppe, die es mit den Muscle Schoals Recken locker aufnehmen können.
Hilary Woods - Acts of Light (Cargo)
Hier korrespondieren Experimentalismus und Klangforschung mit einer dunklen Seite von Intimität und Verletzlichkeit innerhalb einer intuitiven Fuge, die aus neun langsamen, hypnotischen Klageliedern besteht. Die irische Cellistin bewegt sich mit ihrem Instrument in einer halbdunklen Welt aus Drones & Klängen von Synthesizer, Kontrabass, Field Recordings und atmosphärisch subtilem, aber gewinnbringend eingesetztem sakralem Gesang des Palestrina-Chores und Stimmen des Galway City Chamber Choir, die sie in der Pro Cathedral Dublin aufnahm. Ambient from the dark side oft he moon.
Kurt Vile - Back to Moon Beach (Verve)
Eine EP mit einer Stunde Spielzeit? Kann man machen, vor allem, wenn sie so relaxt und angenehm wie diese ausgefallen ist. „Back To The Moon Beach“ ist ein Mix aus neuen Stücken, Coverversionen, One-offs und Neubearbeitungen beliebter Songs, die im Laufe der letzten vier Jahre in unterschiedlichen Aufnahmesessions eingespielt und produziert wurden. Gleich “Another Good Year For The Roses” nimmt einen herzlich wie hemdsärmelig in die Arme, und man möchte ein kleines Tänzchen wagen. Ähnlich warmherzig und ein bisschen psychedelisch verspult kommt „Touched somethin (caught a virus)“ daher. Das Wilco-Cover „Passenger Side“ und Bob Dylans Weihnachtssong „Must Be Santa“, mit Gesangsbeiträgen seiner Töchter Awilda und Delphine, fügen sich nahtlos in diesen so herrlich unspektakulären Liedreigen ein, bei dem auch Stella Mozgawa von Warpaint, Cate Le Bon und Chris Cohen mitgewirkt haben.
Pom – We Were Girls Together (Mattan Rec)
Markenzeichen der Debütanten aus Amsterdam ist sicherlich deren Sängerin Liza, die angenehm rotzfrech daherkommt und sexy und gefährlich zugleich klingt. Sie selbst bezeichnen ihre Musik als Fuzz-Pop, wobei man nach diesem „Fuzz“ eindringlich suchen muss. „We Were Girls Together” ist fröhlicher Indie-Pop und -Rock mit nicht immer fröhlichen Texten zum Erwachsenwerden. Die Melodien laden zum Tanzen ein, haben einen knackigen Arsch und genügend Feuer, um jede Bühne in Brand zu setzen.
Peter Gabriel - i/o (Virgin)
Nach “Up” war 2002 erste einmal Schluss, und Peter Gabriel widmete sich seinem Studio, trat sporadisch live auf. Jetzt endlich wieder ein sogar üppiges Lebenszeichen, denn Gabriel wäre nicht Gabriel, wenn es nicht etwas Besonderes geworden wäre. Das neue Werk erscheint nämlich in einem Bright-Side-Mix, der von Mark "Spike" Stent bearbeitet wurde, und dem Dark-Side-Mix, der von Tchad Blake umgestaltet wurde. Beide Versionen sind auf der Doppel-CD enthalten und auch separat als Doppel-Vinyl-Alben erhältlich. Eine dritte Version – der In-Side-Mix in Dolby Atmos – wurde von Hans-Martin Buff erstellt und ist im Drei-Disc-Set inklusive Blu-ray enthalten – man hat also die Qual der Wahl. Musikalisch bekommt man die gewohnte Gabriel-Kost: Es hat „Sledgehammer-Rock“, Episches und Verspieltes. Großes mit Orchester und Chor, es hat sogar den Funk zu Themen wie dem Leben an sich, dem Universum, der Sterblichkeit und Trauer, Ungerechtigkeit, Überwachung und den Wurzeln des Terrorismus. Mit dabei sind alte Bekannte wie Manu Katché, Tony Levin und Brian Eno. Meisterwerk!
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