Kenny Wayne Shepherd - Dirt On My Diamonds Volume 1 (Rough Trade)
Sein neues Album hat das einstige Blues(-Rock)-Wunderkind in den legendären FAME Studios in Muscle Shoals im US-Bundesstaat Alabama aufgenommen – und macht damit einem gewissen, derzeit mega-gehypten Joe Bonamassa ernsthafte Konkurrenz. Wie ein Gewitter bricht sich der gleichnamige Opener mit Bläser-Grollen Bahn, danach zeigt „Sweet & Low“ dass man so einen Blues-Rocker auch mit Scratch-Sequenzen in die Neuzeit retten kann, und auch „Best Of Times“ spart nicht mit Modernismen, bevor es dann eher traditionell in deftigen Blues-Rock-Pfaden, inklusive eines gelungenen Elton-John-Covers von „Saturday Night's Alright For Fighting“ bis zum smoothen Rausschmeißer, „Ease My Mind“ weitergeht. Hat Schmackes!
Harrison Storm – Wonder, Won`t You? (Nettwerk)
Nach ein paar EPs hat der Singer/Songwriter aus Melbourne sein Tagebuch als Longplayer vertont. Ist die Grundhaltung auch eher melancholisch und zurückhaltend, blickt er dabei durchaus positiv in die Zukunft – z. B. mit einer neuen Liebe in „This Love“. Die Stimmlage schraubt sich teils in himmlische Höhen, die Akustischen zirpen sanft, kopulieren auch mal romantisch auf „My Way Home“ mit der Elektrischen und verlieren sich im psychedelischen Synthistrudel, die Ballade regiert aber immer dieses angenehm zurückhaltende Werk, dass – laut Künstler – von Kollegen wie Angus Stone und Jeff Buckley inspiriert worden ist.
Vacations - No Place Like Home (Nettwerk)
Die Viererbande aus Australien hat bei Tik-Tok mächtig abgeräumt, warum, weiß man selbst nicht so ganz. Das aktuelle Album ist zwar alles andere als schwermütig, aber als Tik-Tok Hype ist es auch nicht tauglich. Man hört vom Postcard-Label der 80er inspirierten Buben-Pop mit klingelnden Gitarren, übermütigen Keyboards und hüpfenden Melodien. Werden die mal wie auf dem Titelsong etwas eingehegt, kommt eine gewisse „Ernsthaftigkeit“ auf, die den Hörer zu fesseln vermag. Diese flotten Gute-Laune-Songs sind halt so schnell verflogen wie der Gemütszustand oft selbst.
Uncle Lucius – Like It's The Last One Left (Thirty Tigers)
Die Band aus Austin versteht sich als Americana-Grenzgänger und -Sprenger. Zum Septett angewachsen ist Sänger Kevin Galloway mit seinen Elvis-Tremolo und dem Roger-Daltrey-Gestotter auf „Civilized Anxiety“ definitiv das Markenzeichen der Band, die ansonsten mühelos Country & Western streift, Folk vorüberziehen lässt, sich aber am wohlsten bei deftigen Rock-Nummern und sämigem Soul-Rock fühlt. Handwerklich ist das zudem über alle Maßen erhaben, und auch diese Melodien sind nicht von der Stange. Lediglich auf dem streicher-geschwängerten „Tuscaloosa Rain“ wird es ein wenig zu schwülstig und süß.
Nicole Sabouné – Kismet (Smuggler)
Die schwedische Singer/Songwriterin bleibt auf ihrem vierten Album etwas unnahbar, oder zumindest distanziert. Die Melodien und Arrangements wechseln zwischen großem Pathos und vornehmer Zurückhaltung. Hat man die seltsam verfremdeten Gesangsdarbietungen des Openers hinter sich gelassen, kann man sich einer klaren, etwas feenhaften und entrückten Stimme der Kate-Bush-Liga erfreuen. Versatzstücke von sakralem Gospel-Soul über Gothic, Shoegaze, Post-Wave bis hin zum Dream- und Orchester-Pop prägen das Soundbild dieser nicht alltäglichen Platte.
The Vaccines - Pick-Up Full of Pink Carnations (Thirty Tigers)
Ist man nach sechs Alben schon eine Brit-Rock-Institution? Wenn auch das sechste wie das erste Album klingt irgendwie wohl schon. Der flotte Vierer um Justin Young verbreitet dieses Leck-mich-am Arsch- versus Was-kostet-die Welt-Feeling und gießt dieses in mitreißend-simple Gassenhauer-Melodien, die bereits beim ersten Hören sitzen. Das ist einfach wie effektiv, tut keinem weh und unterhält ganz ohne wenn & aber. Die Cars der Neuzeit.
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