Oberpfalz
22.02.2024 - 12:03 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Star-Produzent Steve Wilson öffnet sein Schatzkäschen, Mary Timony bezwingt ihren Tiger und Mott The Hoople pflegen die Vergangenheit

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Dhani Harrison – Innerstanding (BMG)

Dhani Harrison – Innerstanding (BMG) Bild: BMG
Dhani Harrison – Innerstanding (BMG)

Folge xy „Söhne berühmter Väter“, heute: Dhani Harrison. Einige Sprösslinge der Beatles sind ja in die Fußstapfen ihrer Väter getreten – und sind darin minder erfolgreich. Zak Starr trommelt leidlich bei The Who, bleibt dabei aber immer ein paar Takte hinter seinem Idol Keith zurück. Sean und Julian Lennons Karieren dümpeln eher vor sich hin, Pauls fünf Kids glänzen in anderen Sparten wie etwa der Mode, und da ist dann eben auch noch der Dhani. Dieser breitet auf 4 farbigen LP-Seiten seine Visionen der Welt aus – und die sind gerne mal recht dystrophisch. Was bei dem vielschichtigen Sound-Reigen immer durchschimmert, ist seine Arbeit als Filmkomponist. Der Sound pflückt vom Classic- über den Prog-Rock bis zum Art-Pop, dem elektronischen Experiment und der Avantgarde seine Früchte, walzt sie in elegische Breitwand-Epen aus oder kommt auch mal mit der australischen Sängerin Mereki als Gast in „The Dancing Tree“ auf den (Pop-)Punkt. Die Auftritte von Graham Coxon (Blur) und Liela Moss (The Duke Spirit) bleiben indes schwach. Was man dem Werk sicherlich nicht absprechen kann, ist seine Eigenständigkeit.

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No-Man - Housekeeping - The OLI Years 1990-1994 (Bertus)

No-Man - Housekeeping - The OLI Years 1990-1994 (Bertus) Bild: Bertus
No-Man - Housekeeping - The OLI Years 1990-1994 (Bertus)

Der Mann (oder zumindest Produzent) der Stunde heißt für viele Steven Wilson, eben hat er wieder ein grandioses Album veröffentlicht. Viel zu unbekannt ist, dass der Musiker einst zusammen mit Tim Bowness (Gesang) und Ben Coleman (Geige) die Kapelle No-Man ins Leben gerufen und zwei veritable Alben sowie diverse Singles damit veröffentlich hatte. Der Sound ist den frühen 90ern geschuldet, destilliert Post-Wave, Electronic und Art-Pop zu berauschend schönen Melodien, die durch den exzessiven Einsatz der Geige ihre ganz eigene Duftmarke erhalten. Das vorliegende 5-CD-Deluxe-Bookset enthält neben den ersten beiden Alben „Loveblows & Lovecries“ und „Flowermouth“ die Single-Compilation „Lovesighs“, sowie Outtakes, alternative Versionen und die Aufnahmen der Band für das BBC Radio. Man kann sich ein gutes Bild vom Sound der Band machen, lässt man eine kleine Auswahl der beteiligten Gastmusiker Revue passieren: Mick Karn und Steve Jansen (Japan), Robert Fripp, Ian Carr (Nucleus), Lisa Gerard (Dead Can Dance) und die zukünftigen Porcupine-Tree-Mitglieder Richard Barbieri, Chris Maitland und Colin Edwin.

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Susanne Alt - Royalty For Real (Venus Tunes)

Susanne Alt - Royalty For Real (Venus Tunes) Bild: Venus Tunes
Susanne Alt - Royalty For Real (Venus Tunes)

Die gebürtige Würzburgerin ist in der ganzen Welt zu Hause. Angefangen als studierte Saxophonistin verbringt sie inzwischen auch viel Zeit als DJane und legt in den angesagtesten Clubs ihren jazzinformierten Deep Soul auf. Während der Pandemie ruhten die Tanz-Tempel, so dass sie sich an die Arbeit für ein neues Jazz-Album machte. Zusammen mit den Musikern James Hurt (Tasten), Gerald Cannon (Bass) und Willie Jones III (Schlagzeug) hat sie ein Album in Gedenken an den früh verstorbenen Trompeter Roy Hargove eingespielt und dessen Kompositionen, "Roy Allan" und "The Nearness Of You", eine seiner Lieblingsballaden virtuos gecovert. Lässiger Jazz, der seine Inspirationen aus Bebop und Soul speist.

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Mary Timony - Untame the Tiger (Cargo)

Mary Timony - Untame the Tiger (Cargo) Bild: Cargo
Mary Timony - Untame the Tiger (Cargo)

Beziehung zerbrochen, gleichzeitig beide Elternteile bis zum Tod in häuslicher Pflege betreut, da kann man schon mal den Blues kriegen. Bekam Timony nicht musikalisch, ihre Texte zeugen aber von dieser schweren Zeit. Die gefeierte Singer/Songwriterin und Gitarristin – da wäre das Garage-Pop-Power-Trio Ex Hex, die bahnbrechenden Postpunk-Bands Autoclave und Helium, oder auch die weibliche Supergruppe Wild Flag – spielt einen flotten, geradlinigen, vom Folk beeinflussten Indie-Rock, der seine Bezüge in den 70ern hat. Dazu passt auch, dass Dave Mattacks, der Schlagzeuger der legendären britischen Folk-Rock-Band Fairport Convention, hier mitmischt. Zu den weiteren Musikern gehören Chad Molter (Faraquet, Medications), David Christian (Karen O, Hospitality) und Brian Betancourt (Cass McCombs, Devendra Banhart, Hospitality). Gemischt wurde das Album von Dave Fridmann (MGMT, The Flaming Lips, Mercury Rev), Dennis Kane und John Agnello (Dinosaur Jr., Kurt Vile, Waxahatchee).

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Morgxn – Beacon (Nettwerk)

Morgxn – Beacon (Nettwerk) Bild: nettwerk
Morgxn – Beacon (Nettwerk)

Morgxn ist ein seltsamer Name für einen Singer/Songwriter, zumal wenn er aus Nashville kommt und dazu noch hoch hinaus will. Der Mann schickt sich nämlich an, seine britischen Kollegen Ed Sheeran oder wahlweise James Blunt zu beerben. Diese euphorischen Popsongs klingen exakt nach Lehrbuch, jubelnde Chöre inklusive. Wer auf derlei Blaupausen-Pop steht, hat jetzt einen Schatz mehr gefunden, der Musiker selbst sollte sich gegen sämtliche Plagiats-Klagen wappnen.

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Mott The Hoople – All The Young Dudes (Madfish)

Mott The Hoople – All The Young Dudes (Madfish) Bild: madfish
Mott The Hoople – All The Young Dudes (Madfish)

Leute, wie die Zeit vergeht! 50 Jahre ist es jetzt schon her, seit die Glam-Rocker um Ian Hunter ihr erfolgreichstes Album veröffentlichten. Dabei waren es weniger die eigenen Songs, die für Furore sorgten, das titelgebende David-Bowie-Cover wurde der größte Erfolg der Kapelle. Weitere Coverversionen stammten von Lou Reed ("Sweet Jane") und Mick Ralph ("Ready For Love"). Jetzt gibt es das Hit-Album als limitierte 5-Disc-Jubiläums-Edition, und zwar mit das remasterte Album als Vinyl im Klappcover plus einer weiteren Platte mit Raritäten, selbiges als Doppel-CD, dann noch eine Single sowie ein paar Gimmicks wie ein Poster oder eine Fan-Club-Mitgliedskarte. Die Fans wird es freuen.

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