Oberpfalz
29.02.2024 - 17:17 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Eleganter Pop aus Frankreich, frisches aus Augsburg und bodenständiges aus Nashville.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Chelsea Wolfe - She Reaches Out To She Reaches Out To She (Universal)

Chelsea Wolfe - She Reaches Out To She Reaches Out To She (Universal) Bild: Universal
Chelsea Wolfe - She Reaches Out To She Reaches Out To She (Universal)

Die “Königin der Gothic-Industrial-Gitarre“ oder „Queen of Doom“ macht es einem auch auf ihrem sechsten Album nicht einfach. Zumindest Otto-Normalverbraucher wird sich hier nie heimisch fühlen, geschweige denn gemütlich einrichten. Ihren zurückgenommenem, gedämpftem Sirenen-Gesang legt sie in ein Reißzweck-Beet aus wüst donnernden Stakkato-Drums, sphärisch wabernden Keyboardschwaden und gleißenden Gitarren. Der Engel der Finsternis sitz fest auf seinem Thron.

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The BV`S - Taking Pictures of Taking Pictures (Shelflife Records)

The BV`S - Taking Pictures of Taking Pictures (Shelflife Records) Bild: Shelflife Records
The BV`S - Taking Pictures of Taking Pictures (Shelflife Records)

In den 80ern gab es aus Franken mal viel netten Pop zu hören, z.B. die charmant-lustigen Throw That Beat In The Garbagecan oder aus dem hohen Norden die Flowerpornoes. Das alles ist Geschichte. Dafür schickt sich jetzt eine Kapelle aus Augsburg an, in diese Fußstapfen zu treten. Neben hübschen Postcard-Pop lassen die Jungs aber auch mal die Gitarren tief hängen und konzentrieren sich auf ihre Füße. Das hat den schon erwähnten Charme, klingt erfrischend nach DIY-Attitüde und juvenilem Überschwang. Wünscht man sich nach dem dritten Song ein wenig mehr Abwechslung, kommt diese mit der dunklen, auf Deutsch gesungenen Akustik-Ballade „Anything“ gerade richtig.

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Sarah Jarosz - Polaroid Lovers (Universal)

Sarah Jarosz - Polaroid Lovers (Universal) Bild: Universal
Sarah Jarosz - Polaroid Lovers (Universal)

1991 in Texas geboren, veröffentlichte die versierte Gitarristin und Singer/Songwriterin ihr erstes Album mit 18 -und wurde gleich für einen Grammy nominiert. Inzwischen hat sie vier davon. Das aktuell sechste Werk wurde in Nashville mit alten Haudegen wie dem Gitarristen Rob McNelley (Miranda Lambert, Carrie Underwood), Tom Bukovac (Tom Petty, Vince Gill) an Gitarre und Orgel, ihrem Ehemann, dem Bassisten Jeff Picker (Nickel Creek), und dem Schlagzeuger Fred Eltringham (Sheryl Crow, Lucinda Williams) aufgenommen, als Co-Writing Partner suchte sie sich Kollegen wie Daniel Tashian, Ruston Kelly und Natalie Hemby aus. Die Klaviatur des Americana bedient diese Riege gekonnt, angefangen vom stürmischen Rocker, „Jealous Moon“ bis zum Country-Klopfer von „Runaway Train“, der ein wenig nach den Eagles und Linda Ronstadt klingt.

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Bleachers – Bleachers (Dirty Hit)

Bleachers – Bleachers (Dirty Hit) Bild: Schober, Dirty Hit
Bleachers – Bleachers (Dirty Hit)

Das quasi Solo-Projekt von Produzenten-Legende Jack Antonoff – er arbeitet u.a. mit Taylor Swift, Lana Del Rey, The 1975, Diana Ross, Lorde, St. Vincent oder Florence + The Machine zusammen und sammelte dabei diverse Grammys ein – will überhaupt nicht seine Nähe zum New Jersey Sound von Bruce Springsteen (inklusive Saxophon!) verleugnen, zählt doch The Boss zu den erklärten Idolen Antonoffs. So ist diese Musik bestens geeignet für lange Autofahrten, ein Gläschen im Pub, als Soundtrack zum knisternden Lagerfeuer am Strand, einem Tänzchen am Pool oder ein paar besinnlichen Momenten auf der Coach. Ob Antonoff über sein Leben singt wissen wir nicht, aber er besingt das (amerikanische) Leben, b.z.w. die Gefühlswelten seines Amerikas.

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Katelyn Tarver – Quitter (Nettwerk)

Katelyn Tarver – Quitter (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Katelyn Tarver – Quitter (Nettwerk)

Im ersten Leben war die Singer/Songwriterin Schauspielerin, startete diese Karriere bereits mit 13 Jahren. Inzwischen steht die Musik gleichberechtigt, ja wurde sogar zu ihrem präferierten Steckenpferd. Im Gesang erinnert sie manchmal an Suzanne Vega („Parallel Universe“), musikalisch bedient sie ebenfalls die gleiche Schublade, eine unbeschwerte Mischung aus allerlei Pop-Elementen die eklektisch die 80er und 90er zitieren. Obgleich die Künstlerin auch schon Mitte 30 ist, beschäftigt sie weiterhin das Erwachsenwerden, sieht das aber durchaus positiv. Sie selbst sagt dazu: "‚Quitter‘ handelt davon, aufhören zu wollen, für die Erwartungen anderer Menschen an mich zu leben oder für die Erwartungen meines jüngeren Selbst an das, was mein Leben jetzt sein sollte. Es geht darum zu wachsen und sich zu verändern, aber irgendwie das zu feiern, anstatt Angst davor zu haben, was die Veränderung bringen könnte. Das ist wirklich das, was ich mit diesem Album als Ganzes einfangen wollte: die Idee, dass es schwere Momente gibt, die mit dem Versuch einhergehen, Dinge für sich selbst herauszufinden, aber das Loslassen von Erwartungen kann etwas von dieser Schwere abnehmen. Es geht darum, die Freiheit zu nutzen, die damit einhergeht und zu sagen: ‚Ich muss mich an keine dieser alten Regeln halten. Ich kann die Regeln selbst aufstellen.‘"

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Papooz – Resonate (Half Awake)

Papooz – Resonate (Half Awake) Bild: Half Awake
Papooz – Resonate (Half Awake)

Man hört es sofort: dieses Duo kann nur aus Frankreich kommen. Die watteweichen Melodien, die dezente Elektronik, der lässige Groove die allesamt noch verdammt elegant die Kurve zum Kitsch hinbekommen und darum um so verführerischer klingen. Das ist Easy Listening in Vollendung, Ulysse Cottin und Armand Penicaut erheben das gescholtene Genre zur seriösen Kunstform. Steely Dan-, MGMT-, Metronomy- und Blood Orange-Splitter finden sich in diesem funky Stracciatella-Pop, der auf einer tropischen Insel am besten aufgehoben wäre. Ungewöhnlich ist indes die Zusammenarbeit mit dem Americana-Songschreiber Jesse Harris, dessen Folk- und California-Einfluss am besten im Titel-Track zu hören sind. Ein kurzweiliges Vergnügen mit Suchtfaktor.

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