Oberpfalz
18.03.2024 - 11:36 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Die Kaiser Chief aber auch die Oldies von The Immediate Family hauen Rock-mäßig heftig auf die Kacke. Die Konkurrenz muss sich im Laufe des Jahres etwas einfallen lassen.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Kaiser Chiefs – Kaiser Chiefs' Easy Eighth Album (Bertus)

Kaiser Chiefs - Kaiser Chiefs' Easy Eighth Album (Bertus) Bild: Bertus
Kaiser Chiefs - Kaiser Chiefs' Easy Eighth Album (Bertus)

Das leichte achte Album also, der 2000 in Leeds gegründeten Band. Ist in 24 Jahren nicht gerade ein rekordverdächtiger Ausstoß, aber bekanntlich macht es ja die Qualität und nicht die Masse. Und da sind die Brit-Popper ganz vorne mit dabei, denn weniger als eine 2 minus gab's bisher noch nie. „Feeling Alright“ eröffnet den flotten Liedreigen, ist aber weder ein Joe-Cocker- noch ein Traffic-Cover, dafür ein von Nile Rodgers veredelter Indie-Popper. „How 2 Dance“ führt ebenfalls auf die Tanzfläche, allerdings ohne den Chic-Mastermind. Der vielleicht interessanteste Song heißt „The Job Center Shuffle“ und ist nicht wirklich ein Shuffle, eher eine Art funky Reggae mit jazzy Trompete. Sehr verspielt jedenfalls und ein Gegenentwurf zum straighten Stomp-Rocker von „Reasons To Stay Alive“. Der „Sentimental Love Song“ hält was er verspricht, zumindest nimmt die Band ein wenig den Fuß vom Gaspedal, wobei einem die eher treibenden Grooves wie bei „Noel Groove“ eher beim Schlafittchen packen. Zehn Songs, jeder ein (potenzieller) Hit.

Video

Loreena McKennitt – The Road Back Home (Tonpool)

Loreena McKennitt - The Road Back Home (Tonpool) Bild: Tonpool
Loreena McKennitt - The Road Back Home (Tonpool)

Die kanadische Singer/Songwriterin geht auf diesem Album ganz zurück zu ihren Wurzeln und widmet sich der traditionellen, reinen keltischen Musik. Aufgenommen wurden diese wehmütig-sehnsüchtigen Balladen während sie im letzten Jahr vier Folkfestivals in Ontario spielte. Im Zentrum steht natürlich immer diese glasklare, hohe Stimme, die Vergleiche zu Joan Baez nicht zu scheuen braucht. Die Instrumentierung ist streng akustisch und man hört diverse nicht ganz alltägliche Klangerzeuger aus dem Repertoire der alten englischen Volksmusik. Für Traditionalisten ein Fest!

Video

BryhM – Deep Sea Vents (Thirty Tigers)

BryhM - Deep Sea Vents (Thirty Tigers) Bild: Thirty Tigers
BryhM - Deep Sea Vents (Thirty Tigers)

Muss man solch unaussprechliche Bandnamen wählen? Wenn man damit schon auf einen eher schwierigen Inhalt hinweisen möchte vielleicht schon. Bruce Hornsby, dessen Musik Spötter schon mal als „Fahrstuhl-Musik“ bezeichneten (Anmerkung: Der Mann spielte vorübergehen sogar bei den Grateful Dead), hat sich mit dem experimentellen Kammerensemble yMusic zusammengetan. Diese ungewöhnliche Zusammenstellung kreierte nun auch ebenso ungewöhnliche Musik, eine Musik, die sich nur schwer fassen, geschweige denn kategorisieren lässt. Da treffen experimentelle Klassik und Jazz-Elemente auf die Singer/Songwriter- und Pop-Wurzeln eines Klavier-Virtuosen und verstören dabei durch „melodische“ Dissonanzen wie „My Theory Of Everything“. Es kann aber auch sein, dass dabei eine groovige wie funkige Nummer wie „Deep Blue“ herauskommt, bei dem der typische Hornsby-Anschlag sofort identifizierbar ist. Ziemlich egal, was dabei herauskommt, es klingt auf alle Fälle immer spannend, und Freunde des Penguin Cafe Orchestra werden auf alle Fälle ihre wahre Freude an diesem Grenzgänger-Werk haben.

Video

The Immediate Family – Skin in the Game (Bertus)

The Immediate Family - Skin in the Game (Bertus) Bild: Bertus
The Immediate Family - Skin in the Game (Bertus)

Bis auf Waddy Wachtel und Steven Postell spielten Danny Kortchmar, Russ Kunkel und Leland Sklar in den frühen 70ern bereits bei der Studio- und Begleitband namens The Section. Nachdem diese James Taylors Debüt eingespielt hatten (damals noch mit Carole King), wurden in unregelmäßigen Abständen drei Alben als The Section aufgenommen, insgesamt wirkten die Session-Asse aber auf über 5000 (!) Alben mit, spielten dabei mit Künstlern wie Jackson Browne, Linda Ronstadt, Crosby, Stills & Nash, Phil Collins, Stevie Nicks, Billy Joel oder den Rolling Stones. 2021 fanden die gereiften Jungs als The Immediate Family erneut zusammen und veröffentlichten ihr famoses erstes Album. Auch der Nachfolger ist eine eklektische Tour de Force durch die 70er Rock-Musik made in USA (und hier vorwiegend von der West Coast). Man hört diesen Songs an, dass sich ein paar Jahrhunderte Musik- und Spielerfahrung in grandiosen Melodien und Songs entladen. Es hat wuchtigen Boogie-Woogie-Rock-'n'-Roll wie auch „Nobody Wants You“, es hat aber auch verspielte Mid-Tempo-Songs wie „Party In The Graveyard“ mit Chören und viel Akustik-Gitarren oder mit „Looking Away“ auch mal eine Ballade. Bis dato das beste Rock-Album des Jahres.

Video

Anja Huwe – Codes (Cargo)

Anja Huwe – Codes (Cargo) Bild: Cargo
Anja Huwe – Codes (Cargo)

Ursprünglich inspiriert von den Tagebuchaufzeichnungen von Moshe Shnitzki, der 1942 im Alter von 17 Jahren seine Heimat verließ, um als Partisan in den höhlenartigen weißrussischen Wäldern zu leben, geht es in „Codes“ um die menschliche Erfahrung und darum, was Extreme mit einem Menschen anstellen können. Nach langer Auszeit hat die Ex-Xmal-Deutschland-Sängerin fast eineinhalb Jahre an der Wiederbelebung des Post-Punk gearbeitet und verstört wie einst mit dem von Jon Caffery (Joy Division, Gary Numan, Einstürzende Neubauten) mit klaustrophobischen Gothic- und Metal-Sounds ausgestatteten Werk. Rammstein wäre ohne diese Pioniere nicht möglich gewesen.

Video

Cape Sleep – Video Days ( Snowstar Rec)

Cape Sleep – Video Days ( Snowstar Rec) Bild: Snowstar Rec
Cape Sleep – Video Days ( Snowstar Rec)

Kim Janssen hat unter eigenem Namen bereits drei Platten veröffentlicht, jetzt tritt er, verstärkt um einige Gäste als auch einem ganzen Jungenchor, unter dem Moniker Cape Sleep an, um ein Plätzchen im Pop-Olymp zu erobern. Die Zutaten: eine warme, zwischen sanftem Bariton und gemäßigtem Falsett changierenden Stimme, ab und an etwas orchestrales Beiwerk, dezent flirrende Synthesizer, unaufdringliche E-Gitarren, mal analoge, mal digitale Drums. Sein vielschichtiger Blick auf die Liebe, Freundschaft, die Welt im Allgemeinen rahmen so Melodien zwischen Synthie-Pop und Soft-Rock ein, die ein wenig zu gefällig klingen, als dass sie wirklich weh tun würden. Sollen sie wahrscheinlich auch nicht.

Video

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.