Oberpfalz
02.04.2024 - 11:37 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Thomas Dybdah singt wie ein Elfenkönig, Shane Smith und Lord Bishop wie die Gesandten Mordors.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

Thomas Dybdahl – Teenage Astronauts (Bertus)

Thomas Dybdahl – Teenage Astronauts (Bertus) Bild: Bertus
Thomas Dybdahl – Teenage Astronauts (Bertus)

Im Titel-Track des 10. Albums des norwegischen Singer/Songwriters erkundet man zwar nicht die Weiten des Weltalls, man fühlt sich eher an einen Strand versetzt, wo die Wellen kommen und gehen. In Begleitung des Stavanger Symphony Orchestra ist es ein einziges An- und Abschwellen von Klängen. Sämtliche Orchesterarrangements wurden übrigens von Vince Mendoza gestaltet, der unter anderem mit Björk und Joni Mitchell zusammengearbeitet hat. Deren Ex-Ehemann und Bassist, Larry Klein, ist ebenfalls hier vertreten. Dybdahls Stimme klingt um viele Jahre gealtert, besser gereift wie guter Wein. Sie ist einzigartig sanft und brüchig, ein fragiles „Meisterwerk“ und erzählt von seiner turbulenten Entwicklung vom Teenager zum Erwachsenen. Waren seine früheren Werke von einem Mix aus Soul, Folk, Pop and Jazz geprägt, so ist „Teenage Astronauts“ ein Orchester-Werk im Stile eines Scott Walker oder Rufus Wainwright.

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Faye Webster – Underdressed at the Symphony (Cargo)

Faye Webster – Underdressed at the Symphony (Cargo) Bild: cargo
Faye Webster – Underdressed at the Symphony (Cargo)

Faye Webster ist ein Fan des Atlanta Symphony Orchestra, darum der Titel. Das ist zwar nicht auf dieser Platte zu hören, dafür ein gewisser Nels Cline. Und er ist ja maßgeblich für den Sound von Wilco verantwortlich, so dass man gleich im Opener „Thinking About You“ mit seinem Klavier und den markanten Gitarrenlicks an Jeff Tweddy und Co. denken muss. Der Eindruck verdichtet sich, noch verstärkt durch Matt „Pistol“ Stoessels Pedal-Steel-Klänge auf den folgenden Liedern der geradezu schüchtern singenden Singer/Songwriterin. Alle Songs auf diesem Album sind Live-Aufnahmen, von denen einige bereits beim ersten oder zweiten Take aufgenommen wurden und Websters Talent zeigen, aus einem ganz bestimmten, scheinbar kleinen Moment eine universelle Erfahrung zu ziehen.

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Ferge X Fisherman – Good Mother (Membran)

Ferge X Fisherman – Good Mother (Membran) Bild: Membran
Ferge X Fisherman – Good Mother (Membran)

Erwachsenwerden kann anstrengend sein, ja sogar überfordern. Mit der Komplexität dieses Prozesses – mit all den Problemen und Gedanken, die damit einhergehen – befasst sich das Hip-Hop-Kollektiv Ferge X Fisherman auf seinem neuen Album. Die Platte zeichnet sich durch einen soften Groove aus, der sehr nahe am Soul und Jazz gebaut ist. Durch Gospel-Chöre und soulige Rhodes-Akkorde klingt „Good Mother“ (ein sehr passender Titel!) warm und geradezu gemütlich. Immer wieder gibt es beispielsweise auch Wah-Wah-Gitarren oder Vintage-Streicher, so dass das Ganze fast etwas von einem 70er-Filmsoundtrack hat. Wunderbar fügt sich diese elegante Klangwelt mit dem für Ferge X Fisherman bereits typischen Hybrid aus organischen und elektronischen Drums zusammen. Hier kommen auch Nicht-Hip-Hop-Fans auf ihre Kosten.

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Philine Sonny – Invader (Nettwerk)

Philine Sonny – Invader (Nettwerk) Bild: Nettwerk
Philine Sonny – Invader (Nettwerk)

Die Singer/Songwriterin pendelt auf ihrer zweiten EP zwischen kraftvollen Indie-Pop-Songs und verträumten Bedroom-Balladen hin und her. „Drugs“ zählt zu ersteren, über den sie Musikerin selbst sagt: „‚Drugs‘ ist der Soundtrack zu dem Film, der in deinem Kopf spielt. Es ist eine romantische Vorstellung davon, wie das Leben aussehen würde, wenn man mutig und rücksichtslos genug wäre, die Angst loszulassen und es zu wagen, alles zu verlieren, um sich lebendig zu fühlen.” Zur zweiten Kategorie zählt „Stranger In A Living Room“, in der übereinander gestapelte Vocals auf eine sanft gezupfte Akustik-Gitarre in einem Bett aus watteweichen Keyboard-Klängen trifft. „If things were better left unsaid, then what the fuck is happening to me? So now I've crossed the line one too many times. Feel like a stranger in your living room. Oh, I'm a stranger in your living room.”

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Shane Smith & The Saints – Norther (Thirty Tigers)

Shane Smith & The Saints – Norther (Thirty Tigers) Bild: Thirty Tigers
Shane Smith & The Saints – Norther (Thirty Tigers)

Es gibt zwei Merkmale, an denen man diese Band wohl immer sofort erkennen wird. Da ist die fidele Fidel von Bennett Brown, wie man sie einst nur von East Of Eden in dieser Präsenz gehört hat. Und dann ist da natürlich vor allem der dunkle, mal warme, mal aggressive Bären-Bariton von Smith selbst. Dustin Schaefer ist zudem ein fantastischer Gitarrist, der die eine oder andere Breitseite abzufeuern weiß. Zusammengenommen ertönt ein dichter, kompakter Wall-Of-Sound, der von der pathetischen Opulenz von U2 bis zum Jersey-Twang eines Bruce Springsteen reicht. Country, Southern Rock und Folk, die Schwerpunkte liegen in jedem Song woanders.

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Lord Bishop Rocks – Tear Down The Empire (Soulfood)

Lord Bishop Rocks – Tear Down The Empire (Soulfood) Bild: Soulfood
Lord Bishop Rocks – Tear Down The Empire (Soulfood)

Man hätte nicht unbedingt auf dem Schirm, dass diese Reißzweck-Röhre einem schwarzen Zwei-Meter-Hünen aus New York gehört. Eher dächte man an einen Stiefbruder von Mitch Ryder – und das auch musikalisch, denn der Lord brennt hier ein straightes, Riff-befeuertes (Blues-)Rock-Feuerwerk ab, das keine Gefangenen macht und wie eine Dampfwalze ohne Verschnaufpause bollert. „Blues is his soul, and I heard the ghosts of Howlin Wolf when he sang. Lord Bishop is an authentic bloke“, meinte dazu Eric Burdon und Ian Paice ergänzte: “If James Brown and Jimi Hendrix had a love child, he would be Lord Bishop.”

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