Oberpfalz
11.04.2024 - 12:09 Uhr

Frisch gepresst: Neue Musik aus allen Stilrichtungen und Ecken der Welt

Das gab es hier noch nie: gleich fünfmal großartige, gänzlich unterschiedliche Musiken aus deutschen Landen. Wer dabei der Winner ist, bleibt Geschmackssache.

Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch. Bild: Schober, Hubert
Ob Plattenteller, CD-Player oder Spotify-Playlist: Wir haben neue Musik für euch.

BRTHR – Brother (Backseat)

BRTHR – Brother (Backseat) Bild: Backseat
BRTHR – Brother (Backseat)

Gaaaanz langsam pirscht sich eine Hall-Gitarre, sparsam unterfüttert mit ein wenig Schlagwerk im Opener „Heartache Street“ an die Oberfläche, bevor ein Synthie zum flirren anfängt and sich wohlig-warme Soul-Stimmen dazukuscheln. „Southern Soul`n`Blue Eye Pop“ nennt das diese so untypisch deutsche Kapelle aus Stuttgart und meint damit die Verschmelzung von AOR, Soft Rock, Country Folk und eben besagtem Soul. Streicher passen da ebenso wie auch mal der eine oder andere Bläser. Dass nicht nur Philipp Eißlers einnehmende wie angenehm unaufgeregte Stimme verdammt nach Zach Gill, ja die ganze Band nach dem ALO (und auch ein wenig nach den Dire Straits) klingen, ist die beste Referenz, die man überhaupt ausstellen kann. Feel-Good-Music, mit der man sich Memphis oder California auf die Alb oder ins heimische Wohnzimmer holen kann, jede Autofahrt wird dadurch auch zu einer entspannten Der-Weg-ist-das-Ziel-Exkursion.

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RPWL – True Live Crime (Soulfood)

RPWL – True Live Crime (Soulfood) Bild: Soulfood
RPWL – True Live Crime (Soulfood)

Die bajuwarische Prog-Rock-Institution – die Band existiert bereits seit Ende der 90er – veröffentlichte im letzten Jahr das Album „Crime Scene“, ihr bis dato kommerziell erfolgreichstes, erreichte es sogar Platz 18 der deutschen Album-Charts (sick: passiert einem Prog-Rock-Werk eigentlich nie). In Zoetermeer/Holland wurde jetzt ein (mit Gast-Keyboarder und Background-Sängerinnen erweitertes Line-up) Live-Mitschnitt aufgenommen, der das komplette Album plus weiterer sechs Tracks aus dem Oeuvre der Kapelle enthält. Das Ganze gibt es in brillantem Dolby-Atmos-Surround-Sound auf Blu-ray, Doppel-Vinyl oder CD. Im Oktober kann man das auch alles gleich drei Tage lang in der Freisinger Luitpoldhalle live erleben, ist ja nicht so weit von Weiden aus und sicherlich ein lohnender Ausflug.

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Jule Malischke – Seagull (Eigenvertrieb)

Jule Malischke – Seagull (Eigenvertrieb) Bild: Jule Malischke – Seagull (Eigenvertrieb)
Jule Malischke – Seagull (Eigenvertrieb)

Jule Malischke ist zu allererst eine der versiertesten und vielsaitigstens deutschen Gitarristinnen. Sie ist aber auch eine einfühlsame Sängerin mit einer warmen, intensiven Stimme. Und sie ist auch eine Komponistin, eine waschechte Singer/Songwriterin im Stile einer Joni Mitchell. Deren „A Case Of You“ covert sie auch mit großer Intensität auf diesem Werk, außerdem nimmt sie sich Ralph Towners „If“, Gregory Privat`s „Song For Jojo“ (zusammen mit Don Ross!) und Michael Hedges „Follow Through“ an, die restlichen acht Songs stammen aus eigener Feder und brauchen sich hier nicht zu verstecken. Ein Genuss nicht für Gitarren-Liebhaber.

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I DONT KNOW HOW BUT THEY FOUND ME - Gloom Division (Universal)

I DONT KNOW HOW BUT THEY FOUND ME - Gloom Division (Universal) Bild: Universal
I DONT KNOW HOW BUT THEY FOUND ME - Gloom Division (Universal)

Dallon Weekes aka IDKHBTFM ist ein komischer und schrulliger Vogel. Das beweist schon der „Band“-Name, davon zeugen Titel wie „Gloomtown Brats“ oder „Idiots Of Oz“. Und er ist ein schillernder Maniraptor, eine diebische Elster, klaut er sich doch aus dem Pop-Universum allerhand zusammen, was schön glitzert. Ein bisschen Prince, ein wenig Killers, der olle Bowie (aus der Lets´-Dance-Phase) wird mit vernascht. MGMT, bitte gleich mit einpacken. Mit David Fridman (u.a. Tame Impala, Flaming Lips) hat er den ideal-genialen Produzenten für derlei Schabernack gefunden.

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Maika – Holy Noon (Jazzhaus Rec)

Maika – Holy Noon (Jazzhaus Rec) Bild: Jazzaus Rec
Maika – Holy Noon (Jazzhaus Rec)

Es waren keine guten Freunde, die Maika Küster, so der volle Name der Essener Künstlerin, zu diesem Album-Artwork geraten haben, denn was in ihr steckt, b.z.w. auf ihrem ersten Longplayer zu hören ist, hat ziemliche Klasse und ist von diesem pseudo-erotischen Kitsch weit entfernt. Die Stimme ist im Jazz geschult, kann aber so ziemlich alles vom Pop über Soul bis hin zum Folk zum glänzen bringen, denn trotz intensiver Ausbildung ist dieses zarte Organ sehr natürlich und nahbar geblieben. Und da man sich in vielen Genres wohlfühlte, baute man diese acht Songs nach dem Baukastenprinzip aus den benannten „Baustoffen“ zusammen, packte noch ein wenig Post-Wave, Electronic- und unterkühlten Synthi-Pop hinzu und schwelgt so in gehobener Lounge-Ebene, die eine ganz famose Kapelle stilübergreifend und immer spannend umsetzt. Das hat ein klein wenig von Kate Bush, aber auch von Depeche Mode, und wenn man will, kann man auch Peter Gabriel ausmachen.

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Mina Richman – Grown Up (Cargo)

Mina Richman – Grown Up (Cargo) Bild: Cargo
Mina Richman – Grown Up (Cargo)

Als die Iran-Revolution vergangenes Jahr wiederauflebte, ging ihr Solidaritäts-Song „Baba Said“ viral und um die Welt. Die queere, in Berlin lebende Deutsch-Iranerin verarbeitet in ihren Songs das eigene Heranwachsen, den Umgang mit dem Körper oder auch gesellschaftliche Themen. Sehr schön gelingt das schon mal im Titelsong, der als eine Art Indie-Folk-Soul startet und sich dann in eine Rap/Spoken Word-Performance transformiert. Und auch „Too Young“ ist so ein Chamäleon, das vom Folk in den Blues driftet. Sind es schon die Songs und Einfälle, die diese Platte so hörenswert machen, so ist es zuvorderst die Haltung und die Stimme unserer Protagonistin, die wohlige Erinnerungen an eine gewisse Amy Winehouse nicht nur weckt, sondernd auch einlöst.

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