Oberpfalz
16.10.2018 - 20:25 Uhr

Oberpfälzer Abgeordnete und die neue Sitzverteilung im Landtag

Im Landtag wird die Oberpfalz künftig vor allem von Abgeordneten aus Nord und Süd vertreten. Die Mitte des Bezirks steckt zurück. Nicht alle denken, dass dies ein Nachteil ist - zumal der Norden zwei Neue nach München schickt, deren Rolle unklar ist.

Die Abgeordneten aus der Oberpfalz und ihre Stimmenzahl Bild: Oberpfalz-Medien
Die Abgeordneten aus der Oberpfalz und ihre Stimmenzahl

Nur 20 Prozent der Einwohner, aber beinahe 40 Prozent der Abgeordneten: Die beiden nördlichen Stimmkreise der Oberpfalz, Weiden und Tirschenreuth, dürfen sich als Sieger der Landtagswahl vom Sonntag fühlen - zumindest wenn es um die Zahl der künftigen Abgeordneten geht. Auch der Raum Regensburg wird gut vertreten sein. Stadt und Landkreis entsenden zusammen sechs Abgeordnete. Schwandorf verliert zwei Parlamentarier, behält aber auch zwei. Neumarkt, Cham und Amberg-Sulzbach bleibt jeweils der Direktkandidat der CSU.

Harald Schwartz (CSU) glaubt aber nicht, dass es schadet, künftig alleine die Fahne von Stadt und Landkreis Amberg hoch halten zu müssen. Bisher teilte er sich die Aufgabe mit Reinhold Strobl von der SPD, mit dem sich Schwartz nach eigener Aussage persönlich gut verstanden habe. Trotzdem sei die Möglichkeit zur Zusammenarbeit beschränkt: "Am Ende sind wir dann doch politische Konkurrenten", sagt Schwartz. Aus diesem Grund glaube er nicht, dass es für die Menschen in der Region ein Nachteil sein wird, dass Strobls Nachfolger für die SPD im Stimmkreis, Uwe Bergmann, das Rennen um den zweiten Listenplatz gegen die Regensburgerin Margit Wild verloren hat.

"Die Menschen wissen nun, wer ihr Ansprechpartner ist", sagt Schwartz. Er selbst müsse keine Energie mehr darauf verwenden, sich mit seinem Kollegen im Stimmkreis zu koordinieren. Oft genug sei zudem wichtig, dass Projekte geheim bleiben, bis sie spruchreif sind. "Wenn etwas zu früh bekannt wird, weckt das anderswo Begehrlichkeiten", sagt Schwartz und verweist auf ein anderes Beispiel: "Neumarkt wird schon immer durch einen Abgeordneten im Landtag vertreten. Und niemand käme auf die Idee, der Landkreis würde schlecht da stehen." Ein ähnliches Beispiel sei der Stimmkreis Tirschenreuth, wo sein Kollege Tobias Reiß bislang "hervorragende Arbeit" geleistet habe. "Ich glaube nicht, dass es für Tobias nun einfacher wird."

Ganz anders schätzt Annette Karl die Situation ein. Die SPD-Abgeordnete hat nach der Wahl nichts zu lachen, wenn sie auf das Abschneiden ihrer Partei blickt. Die Abgeordneten-Mehrung im Norden der Oberpfalz sei dagegen ein Lichtblick, gibt die 58-Jährige zu. Dazu trägt auch bei, dass sie ein gutes Verhältnis mit dem neuen FDP-Parlamentarier Christoph Skutella und Anna Toman von den Grünen verbindet. Auch im Wahlkreis Oberfranken gebe es neue Abgeordnete aus den Nachbarkreisen, denen die Zukunft des ländlichen Raums am Herzen liegt. "Der Wähler hat Verstanden, dass Abgeordnete aus der Großstadt eben vor allem die Themen der Großstadt vertreten." Ein Anliegen sei etwa der öffentliche Nahverkehr auf dem Land. "Vielleicht gelingt es uns nun, dass Tirschenreuther Baxi-Modell auf das ganze Land auszuweiten."

Übereinstimmend zurückhaltend geben sich Karl und Schwartz, wenn es um die Zusammenarbeit mit den neuen Oberpfälzer Parlamentskollegen von der AfD geht. "Ich hab mich mit ihren Äußerungen im Wahlkampf befasst. Die Probleme der Oberpfalz spielen dabei doch gar keine Rolle", sagt Annette Karl. "Die Reden hätten alle auch in München oder sonst wo gehalten werden können." Für die SPD-Politikerin müssen die zwei AfD-Vertreter nun erst beweisen, dass sie mehr zu bieten haben, als "ihre spalterische Art, mit der sie im Wahlkampf aufgetreten sind." Zu viele Flüchtlinge seien jedenfalls nicht das Problem der Oberpfalz. Sie werde genau beobachten, wie sich die beiden zu den wirklichen Themen der Region einbringen werden.

Annette Karl Bild: exb
Annette Karl
Harald Schwartz Bild: Wolfgang Steinbacher
Harald Schwartz
 
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