Mit einem roten Retro-Fernseher geht die Oberpfälzerin Miriam Ferstl in der Sendung des Bayerischen Rundfunks "Was uns bewegte" auf eine dokumentarische Zeitreise in das Jahr 1971. Als Moderatorin besucht sie verschiedene Orte und Menschen in Bayern: "Es geht um Bayern vor 50 Jahren. Anhand von Archivmaterial lassen wir die Zeit damals Revue passieren und besuchen Menschen, die wir in den Archivaufnahmen sehen und die damals etwas Besonderes erlebt haben." In der 90-minütigen Sendung geht es beispielsweise um die Gemeindereform, die damals auch in der Oberpfalz für skurrile Umstände sorgte. Ferstl nimmt die Zuschauer des BR-Fernsehens auch modisch mit auf eine Zeitreise: "Wir besuchen eine Mode-Designerin, die uns über die Mode in den 70er Jahren erzählt und mich einige Kleider und Requisiten aus den 70ern probieren lässt."
Eigentlich ist Miriam Ferstl als freischaffende Künstlerin und Fotografin unterwegs. Beim BR arbeitete sie schon als redaktionelle Mitarbeiterin für die bayerischen Tatorte. Als für die BR-Sendung "Was uns bewegte" eine Moderatorin gesucht wurde, meldete Ferstl sich und dieses Mal hat es geklappt. Auf ihrer Reise durch ganz Bayern für die Sendung lernt Miriam Ferstl viele unterschiedliche Menschen kennen: "Auf die besonderen Geschichten von Menschen eingehen, das hat mir schon immer Freude bereitet. Ich hatte wahnsinnig viel Spaß bei meiner Arbeit." Eine Begegnung ist Miriam Ferstl besonders in Erinnerung geblieben: "Wir hatten viele schöne Begegnungen. In besonderer Weise in Erinnerung geblieben ist mir aber der Dreh in Sattelpeilnstein im Landkreis Cham."
Beim Dreh Tränen gelacht
Dort besucht sie den Fußballverein, der 1971 gegen die Mannschaft des Bayerischen Rundfunks, den FC Leo, gespielt hatte. Miriam Ferstl erzählt: "Dabei hatte der TSV Sattelpeilnstein zum ersten Mal in seiner Vereinsgeschichte gewonnen. Diesem Spiel gingen Rekordjahre der Niederlagen voraus. Meistens verloren sie 0 : 20 oder höher." Der Verein galt als derart erfolglos, dass er landesweite Aufmerksamkeit erregten und große Medien aus ganz Deutschland über sie berichteten. Für die Sendung interviewte Miriam Ferstl einen Spieler von damals und den aktuellen Vorstand: "Wir haben beim Dreh allesamt Tränen gelacht, als sie sich sehr humorvoll daran erinnerten, dass sie damals eigentlich stolz auf ihre spezielle Situation waren, weil es so etwas ja noch nie gegeben hatte, dass eine Mannschaft ständig so hoch verloren hatte." Trotzdem bewies die Mannschaft Teamgeist, blieb zusammen und spielte einfach weiter. "Im Film sind unsere Lachanfälle nicht wirklich zu sehen, aber ich muss jedes Mal herzlich lachen, wenn ich daran denke. Wenn man genau hinschaut, sieht man im Film die Tränen auch in meinen Augen", erzählt Miriam Ferstl.
Tatort-Kommissar spricht Off-Texte
Die Regie übernahm Jonas Gernstl, der Sohn von Franz Gernstl von "Gernstl unterwegs". Zusammen mit ihm, überlegte sich Miriam Ferstl, wie sie die Sendung gestalten. Die Gespräche aber mit den einzelnen Menschen, die sie besuchten, waren komplett frei. Die Moderatorin erzählt: "Ich hatte aber trotzdem noch einen Knopf im Ohr, durch den ich mit dem Regisseur verbunden war. Da konnte er mir auch nochmal Bescheid sagen, wenn er noch eine Anmerkung hatte." Mit dabei auf ihrer Zeitreise durch Bayern hat die Moderatorin immer einen roten Retro-Fernseher, der eine wichtige Rolle spielt. "Auf dem Fernseher erscheint dann wie durch Zauberhand die Archivaufnahmen", erklärt die Oberpfälzerin. Des Weiteren konnte das Team Udo Wachtveitl, den Münchner Tatort-Kommissar, als Sprecher der Off-Texte für die Sendung gewinnen.
Mitten im Lockdown gedreht
Die Dreharbeiten haben letztes Jahr im November mitten im Lockdown statt gefunden. Das Produktionsteam, bestehend aus Moderatorin, Regisseur, Kameramann und Tonmann, fuhr in einem VW-Bus mit Plastikabtrennungen durch ganz Bayern. Miriam Ferstl erzählt von den Dreharbeiten: "Ich musste regelmäßig Corona-Tests machen, um sicher zu gehen, dass die Menschen nicht gefährdet werden, die wir besuchten. Und natürlich mussten wir immer mit Abstand arbeiten." Die Film-Crew ist sehr froh, dass sie den Dreh trotzdem durchziehen konnten.
In das Jahr 1971 eintauchen
Am Sonntag strahlt der BR die Sendung um 20.15 Uhr aus. Die Aufregung hält sich bei Miriam Ferstl in Grenzen: "Es ist ja schon alles abgedreht. Aber ich freue mich auf Sonntag und hoffe, dass die Zuschauer sich gut unterhalten fühlen." Am liebsten hätte sie ein Public Screening (zu Deutsch: öffentliche Vorstellung; Anmerkung der Redaktion) veranstaltet, aber wegen der Corona-Pandemie ist dies nicht möglich. "Ich schaue es mir mit der Familie am Sonntag dann zusammen an", erzählt sie. Für alle Zuschauer wünscht sich die Oberpfälzerin eine gute Zeit: "Unser Ziel ist es das Jahr 1971 nochmal lebendig werden zu lassen. Die Leute, die die Zeit erlebt haben, dürfen wieder eintauchen in das Jahr. Und die, die es nicht erlebt haben, können quasi Zeitreisen."
Zur Person: Miriam Ferstl
- geboren 1986 in Oberviechtach, Studium Germanistik, Theater- und Medienwissenschaften in Bayreuth
- bis 2015 Dramaturgin, Redakteurin, Autorin und Darstellerin bei Theater und Film in Bochum und München sowie in der Spielfilmredaktion des Bayerischen Fernsehens
- Fotografin und Moderatorin für BR-Sendung "Was uns bewegte"
- Infos auf Instagram-Account (miriammferstl) und Internetseite (www.miriamferstl.com)
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