München
24.01.2023 - 03:47 Uhr

Prozess gegen mutmaßlichen „Todespfleger“ in München beginnt

Es ist ein grausiger Verdacht: In einem Krankenhaus soll jemand gearbeitet haben, der Patienten das Leben nehmen wollte. Am Dienstag beginnt der Prozess gegen einen mutmaßlichen „Todespfleger“.

Akten liegen in einem Gerichtssaal auf der Richterbank. Symbolbild: Lennart Preiss/dpa
Akten liegen in einem Gerichtssaal auf der Richterbank.

Am Landgericht München I beginnt am Dienstag (9.15 Uhr) der Prozess gegen einen Pfleger aus einer Münchner Klinik, der zwei seiner Patienten umgebracht haben soll. Laut Anklage versuchte er außerdem, drei weitere Patienten zu ermorden. Die Staatsanwaltschaft München I hat den 26-Jährigen wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung angeklagt. Die mutmaßlich ermordeten Patienten waren 80 und 89 Jahre alt.

Die Tatserie fand laut den Ermittlern im Jahr 2020 statt. Einer der Patienten des Angeklagten war damals der - 2022 gestorbene - Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, wie die Staatsanwaltschaft bestätigte. Nach Angaben seines Anwalts Ömer Sahinci wird der Angeklagte die Vorwürfe im Prozess einräumen: „Mein Mandant wird sich in der Hauptverhandlung selbst ausführlich zu den Taten äußern und ein Geständnis ablegen“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.

In ihrer Anklage geht die Staatsanwaltschaft von zwei Mordmerkmalen aus: Heimtücke und niedrige Beweggründe. Der Pfleger soll die Arg- und Wehrlosigkeit der Opfer auf der sogenannten Wachstation, einer Zwischenstation zwischen Intensiv- und normaler Station, ausgenutzt und sie sediert haben, damit er laut Anklage seine Ruhe hatte, um auf dem Handy zu spielen oder seinen Kater auszukurieren. „Hierbei nahm er in Kauf, dass die Sedierung der Patienten tödlich wirken konnte“, teilte die Staatsanwaltschaft zur Anklageerhebung mit.

Der Fall erinnert an den als „Todespfleger“ bekannt gewordenen Patientenmörder Niels Högel, den das Landgericht Oldenburg 2019 wegen Mordes in 85 Fällen zu lebenslanger Haft verurteilt hatte. Er war in Kliniken in Oldenburg und Delmenhorst als Krankenpfleger in der Intensivmedizin tätig und tötete dort nach Feststellung des Landgerichts insgesamt 85 Patienten, indem er ihnen medizinisch nicht indizierte Medikamente verabreichte.

 
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