Regensburg
13.02.2019 - 16:50 Uhr

Aufarbeitung und Blick in die Zukunft

Das kulturelle Jahresthema der Stadt Regensburg hat heuer den Schwerpunkt "Jüdisches Regensburg" Das Kulturreferat Regensburg wartet fürs 2019 mit zahlreichen Veranstaltungen zum Thema "Stadt und Gesellschaft" auf.

2019 werden sich Künstler, Institutionen und Kultureinrichtungen in Regensburg mit dem kulturellen Jahresthema „Stadt und Gesellschaft“ auseinandersetzen. Jetzt wurde das Programm dazu vorgestellt: (von links): Kulturamtsleiterin Christiana Schmidbauer, Kulturreferent Clemens Unger, Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Ilse Danziger (Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg). Bild: Susanne Wolke
2019 werden sich Künstler, Institutionen und Kultureinrichtungen in Regensburg mit dem kulturellen Jahresthema „Stadt und Gesellschaft“ auseinandersetzen. Jetzt wurde das Programm dazu vorgestellt: (von links): Kulturamtsleiterin Christiana Schmidbauer, Kulturreferent Clemens Unger, Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer und Ilse Danziger (Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg).

"Stadt und Gesellschaft": Das kulturelle Jahresthema in Regensburg für das Jahr 2019 klingt zunächst ganz unverfänglich. Der Anlass für das Motto, das das Kulturgeschehen der Stadt für die kommenden Monate bestimmen wird, ist allerdings ein dunkles Kapitel in der Geschichte Regensburgs: Im Jahr 1519 wurde dort die mittelalterliche jüdische Gemeinde komplett ausgelöscht.

"Das Jahr 2019 steht im Zeichen der Erinnerung daran", leitet das Kulturreferat Regensburg das von ihm initiierte Programm ein. "Unsere Jahresthemen basieren stets auf einem historischen Anlass", erklärt Christiana Schmidbauer das Konzept des seit dem Jahr 2000 etablierten Formats. Die Leiterin des Kulturamts stellte den Veranstaltungsreigen nun offiziell vor. "Wir blicken zurück auf 1000 Jahre jüdisches Leben in Regensburg", rief Schimdbauer im Rahmen einer Pressekonferenz in Erinnerung. "Schon für die Zeit um 1010/20 ist hier ein jüdisches Viertel nachweisbar."

Gravierende Brüche

Bald war die jüdische Gemeinde Regensburg zu einer der größten und wichtigsten im Heiligen Römischen Reich angewachsen. "Das ist eine Tradition, auf die nur wenige Städte zurückblicken können", so Schmidbauer - wenn auch mit gravierenden Brüchen. Dass das Viertel auf dem heutigen Neupfarrplatz vor nunmehr 500 Jahren dem Erdboden gleichgemacht wurde, die jüdische Bevölkerung ihre Heimat innerhalb weniger Tage verlassen musste: Diesem Aspekt stellt man sich nun in Regenburg in fundierter wissenschaftlicher Weise.

Herzstück des kulturjährlichen Veranstaltungsprogramms ist die öffentliche Vortragsreihe "Jüdische Geschichte und Kultur Regensburgs vom Mittelalter bis zur Moderne". Den Reigen an Vorträgen, der bereits angelaufen ist, stellen das Regensburger Kulturamt und das Amt für Archiv und Denkmalpflege gemeinsam mit der Jüdischen Gemeinde und der Universität Regensburg sowie der Ludwig-Maximilians-Universität München.

"Die Vorträge spannen einen zeitlichen Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart", lautet die Ankündigung. Denn das ist ein weiteres Merkmal des kulturellen Jahresthemas der Stadt Regensburg: Ein historisches Thema wird jeweils um zeitgenössische Aspekte erweitert. "Es wird nicht nur um Erinnerung gehen, sondern auch um die Gegenwart und die Zukunft", formuliert Christiana Schmidbauer den Grundgedanken der Sache.

Ein umfangreiches kulturelles Programm an Kunst, Musik, Literatur und Film beleuchtet daher das Thema "Stadt und Gesellschaft" von allen möglichen Seiten - und verlässt dabei auch manchmal die jüdische Thematik. Wettbewerbe in den Bereichen Fotografie, Komposition und Schreiben sind von stärkerer Allgemeingültigkeit, ein Kunstprojekt widmet sich rein gesellschaftlichen Aspekten.

Konzerte und Exkursion

Immer wieder kehren die Programmpunkte aber zum Thema "Jüdisches Regensburg" zurück, das so umfangreich ist, dass es locker alle Sparten füllt. Es gibt Konzerte mit jüdischer Klezmer-Musik und eine Exkursion zu jüdischen Stätten in der Oberpfalz. Auch die Regensburger Stummfilmwoche und die Kurzfilmwochen springen diesmal auf das Thema auf. Und natürlich gibt es etliche Vorträge zu einem noch dunkleren jüdisch-deutschen Kapitel, dem Nationalsozialismus.

Versöhnlich wirkt es daher, dass ein Teil der Veranstaltungen im neu eröffneten jüdischen Gemeindezentrum mit der neuen Synagoge stattfindet. Das Thema "Stadt und Gesellschaft" präsentiert sich in Regensburg heuer deutlich als ein beständiger Prozess. Mit der Notwendigkeit der Aufarbeitung dunkler Kapitel. Aber auch mit der Chance auf eine bessere Zukunft. www.regensburg.de/kultur

 
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