Regensburg
21.11.2018 - 16:41 Uhr

Drogenprozess in Regensburg: "Assistent" als Strippenzieher

Sieben Albaner sollen von Regensburg aus hunderte Kilo Drogen verkauft haben. Einer der Angeklagten will vor Gericht einen seiner Komplizen schützen. Aber sein Plan geht nicht auf.

Vor dem Landgericht Regensburg wird derzeit sechs mutmaßlichen Drogenhändlern der Prozess gemacht. Bild: Volker Hartmann/dpa
Vor dem Landgericht Regensburg wird derzeit sechs mutmaßlichen Drogenhändlern der Prozess gemacht.

Vor dem Landgericht Regensburg stehen derzeit sieben Männer im Alter zwischen 55 und 20 Jahren, denen die Staatsanwaltschaft bandenmäßigen Handel mit Drogen mit einem Schwarzmarktwert von rund 1,7 Millionen Euro zu Last legt. An den letzten beiden Verhandlungstagen haben die Angeklagten vor der Jugendstrafkammer Teilgeständnisse abgelegt. Einzelne Tatbeteiligungen aus dem 44-seitigen Anklagesatz haben sie hingegen bestritten. Einig waren sie sich, nicht als Bande agiert zu haben. Damit bleibt es beim vorgesehenen Terminplan, nach dem ein Urteil erst im Februar kommenden Jahres zu erwarten ist.

Laut einer Erklärung der Verteidiger für den Hauptangeklagten, den 55-jährigen früheren Betreiber des Regensburger Lokals "Sun-Inn", übernimmt dieser die Verantwortung für die Drogengeschäfte. Dabei nahm er insbesondere einen 30-jährigen Mitangeklagten in Schutz, der in den Augen der Staatsanwaltschaft als "Assistent" des Älteren fungiert haben soll.

Zu einem ganz anderen Ergebnis waren die Ermittler gekommen: Wie ein Sachbearbeiter der Kripo am Mittwoch berichtete, waren beim Zugriff am 12. Dezember letzten Jahres Notizbücher und -blocks sichergestellt worden, in denen der 30-Jährige seit April vergangenen Jahres akribisch in verschlüsselter Form Buch führte. Aufgrund eines Schriftgutachtens bestünde kein Zweifel an der Person des Verfassers. Die Auswertung weiterer Unterlagen habe dann auch zu Erkenntnissen über die Anmietung zweier externer Lager und mehrerer Wohnungen für die Mitangeklagten geführt.

Zuvor hatte eine Kripobeamtin als Zeugin allgemein über den Ermittlungsverlauf berichtet. Das Hauptaugenmerk habe sich auf den 55-jährigen Gastwirt gerichtet, um diesem seine Drogengeschäfte nachweisen zu können. Eine Telefonüberwachung habe lange Zeit nichts Erhellendes gebracht. Deshalb seien bis zu fünf Vertrauenspersonen, darunter Polizeibeamte aus Serbien und Albanien, ins "Sun-Inn" eingeschleust worden. Diese fanden heraus, dass der Hauptangeklagte über weitere Handys kommunizierte. Deren Überwachung sei dann "sehr aufschlussreich" gewesen.

Durch die Vertrauenspersonen seien auch mehrere Scheinaufkäufe getätigt worden. Zuletzt wurden durch sie zwei Kilogramm Kokain zum Preis von 90 000 Euro bestellt. Da dieser Deal nicht zustande kam, wurde ein Ersatzgeschäft über zehn Kilogramm Marihuana und 500 Gramm Heroin vereinbart. Die Übergabe sollte am 12. Dezember stattfinden. An diesem Tag griffen die Fahnder mit Unterstützung eines Spezialeinsatzkommandos zu. Alle Angeklagten konnten dabei festgenommen werden. Der Prozess dauert an.

 
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