Das Verschwinden
Am Abend des 25. Mai 2012 waren Maria Baumer, die aus Muschenried (Kreis Schwandorf) stammt, und ihr Verlobter Christian F. auf dem Reiterhof von F.s Bruder bei Bernhardswald. Gegen Mitternacht brachen sie auf. In einer früheren Vernehmung hatte F. angegeben, dass sie zurück in die gemeinsame Wohnung in Regensburg fuhren. Am nächsten Morgen sei er zum Joggen gegangen. Als er zurückkehrte, sei Maria verschwunden gewesen. Ein Polizist, der Christian F. vernahm, nachdem dieser seine Verlobte am 29. Mai 2012 als vermisst gemeldet hatte, sagte, er habe Zweifel an F.s Aussagen gehabt. Bei Angaben von Uhrzeiten am Tag des Verschwindens habe er sich mehrmals korrigiert.
Die Suchaktion
Auf das Verschwinden von Maria Baumer folgte eine beispiellose Suchaktion. Die Polizei fahndete in mehreren Ländern nach der 26-Jährigen. Eine Vermutung war, dass die gläubige Katholikin sich auf den Jakobsweg begeben hatte. Etliche Personen meldeten sich und meinten, sie hätten Maria Baumer gesehen. Doch es war kein Treffer dabei. Auch Maria Baumers Bankkarte oder Krankenversicherungskarte kamen nicht mehr zum Einsatz. Vorsitzender Richter Michael Hammer erkundigte sich bei der zuständigen Kripobeamtin, inwiefern es Hinweise gegeben habe, dass Maria Baumer nach ihrem Verschwinden weitergelebt hat. „Eigentlich keine“, sagte die Beamtin.
Der Fundort
16 Monate nach ihrem Verschwinden bestätigten sich die schlimmsten Befürchtungen. Schwammerlsucher fanden am 8. September 2013 die sterblichen Überreste von Maria Baumer in einem Waldstück bei Bernhardswald (Kreis Regensburg). Es folgten umfassende Untersuchungen von Körperteilen, Kleidung und Erdreich um den Fundort. Der Durchbruch folgte aber erst Ende 2019, als durch neueste Untersuchungsmethoden sowohl Lorazepam als auch Tramadol in Slip und Haaren von Maria Baumer nachgewiesen wurden.
Medikamente
Mehrere Ärzte von Maria Baumer gaben an, dass die 26-Jährige zögerlich bei der Medikamenteneinnahme gewesen sei. Woher kamen dann die vielen Arzneimittel in ihrem toten Körper? Neben Lorazepam und Tramadol waren noch eine ganze Reihe weiterer Medikamente festgestellt worden. Die Staatsanwaltschaft Regensburg geht davon aus, dass Christian F. seine Verlobte mit dem Medikamentenmix absichtlich tötete. Zugang zu den Arzneimitteln hatte er als Krankenpfleger am Bezirksklinikum Regensburg, wie seine ehemalige Stationsleiterin bestätigte.
Der Spaten
Neben dem Fundort lag ein Damen-Federspaten. Akribische Nachforschungen ergaben, dass Christian F. kurz vor dem Verschwinden von Maria Baumer einen baugleichen Spaten in einem Regensburger Baumarkt für 17,95 Euro gekauft hatte. Bei einer Wohnungsdurchsuchung bei F. im September 2013 war der Spaten nicht auffindbar. Mysteriös: Kurz darauf meldete sich ein naher Verwandter des Angeklagten bei der Polizei und erklärte, dass sich der Spaten – in Teile zerbrochen – doch in dem Haus befinde, was entlastend für Christian F. wäre. Doch Zweifel bleiben: Ein polizeiliches Überwachungsvideo von dem Wohnhaus des Angeklagten zeigt eben diesen Verwandten, wie er mit einem Rucksack ins Haus geht – bevor der Spaten doch noch auftauchte.
Das Motiv
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich Christian F. in eine andere Frau verliebte und Maria Baumer, mit der eine Hochzeit geplant war, seinen Wünschen im Wege stand. Es geht um eine Patientin des Bezirksklinikums Regensburg, die F. bei der Arbeit kennenlernte. F.s frühere Stationsleiterin bestätigte, dass F. sich sehr viel bei der Patientin aufgehalten habe. Sogar in seiner Freizeit sei er als Besucher zu ihr gekommen – was sie als seine Chefin aber unterbunden habe.
Der Blackout
Ein Rätsel ist bis heute der Aussetzer, den Maria kurz vor ihrem Verschwinden hatte. Am 14. Mai 2012 fühlte sie sich schlapp, müde und hatte ein Blackout von drei Stunden. Der Mediziner, der sie damals untersuchte, sagte im Zeugenstand, dass er nichts Auffälliges feststellen konnte. Ob Baumer schon am Tag des Aussetzers möglicherweise unwissentlich unter dem Einfluss von Medikamenten stand, blieb unklar.
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