Seit Montag muss sich ein 25 Jahre alter Asylbewerber vor der 5. Strafkammer des Landgerichts Regensburg unter Vorsitz von Richter Georg Kimmerl verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm unerlaubten Handel mit Betäubungsmittel in 17 Fällen zur Last. Seit Mai vergangenen Jahres sitzt der gelernte Friseur deshalb in Untersuchungshaft. Der Anklage zufolge war der junge Mann allerdings nicht der Kopf eines Quartetts von Dealern.
Zwischen Februar 2017 bis zu seiner Festnahme soll er auf Geheiß des Bandenchefs in seinem Zimmer in der Flüchtlingsunterkunft in Hainsacker (Kreis Regensburg) mehrmals große Mengen an Marihuana und Haschisch gebunkert haben. Die Mengen lagen zwischen 5 und 25 Kilogramm, insgesamt sollen es 77 Kilogramm gewesen sein. Zudem soll er im Sommer 2017 mit einem Komplizen nach Hannover gefahren und von dort 20 Kilogramm Marihuana nach Hainsacker gebracht haben. Eine weitere Fahrt nach Stuttgart folgte im Oktober 2017. Als drei seiner Komplizen in Regensburg von der Polizei kontrolliert wurden, geriet auch er ins Visier der Justiz. Einem der Täter gelang die Flucht.
Angst vor Repressalien
Vor der Strafkammer gab seine Verteidigerin eine Erklärung zu den Vorwürfen gegen ihren Mandanten ab. Einleitend entschuldigte sie sich dafür, dass dieser bisher geschwiegen hatte, aber er habe "Angst vor Repressalien" gehabt. Den Boss der Bande habe er im Frühjahr 2017 kennengelernt und von diesem kleinere Mengen an Drogen für den Eigenbedarf bezogen, die er erst mal nicht bezahlen musste.
Als jedoch seine Schulden wuchsen, schlug der Boss vor, er könne doch für ihn Drogen "bunkern". Der Angeklagte, damals selbst schwer drogenabhängig, sei damit einverstanden gewesen, um weiter an das begehrte "Gras" zu kommen.
Etwa sieben bis zehn Mal seien dann der Boss oder seine Handlanger bei ihm erschienen und hätten ihm einen Rucksack zur Verwahrung gegeben. Das letzte Mal, im Mai 2018, sei es eine große Reisetasche gewesen. Da habe man ihm verboten, diese zu öffnen: "Du musst es nicht wissen", hätte es geheißen. Er habe dennoch nachgesehen - die Tasche sei randvoll mit Marihuana gewesen.
Drohungen vom Boss
Da er die Tasche wieder habe loswerden wollen, habe er den Boss angerufen, so die Anwältin. Es sei zu einem Streit gekommen, in dessen Verlauf ihm damit gedroht wurde, ihn umzubringen, falls er Angaben bei der Polizei macht. Geld habe er zu keiner Zeit erhalten, nur Naturalien. Sein 30-jähriger Kumpan, der bereits rechtskräftig verurteilt ist, konnte über die Häufigkeit und Menge der einzelnen Aktionen nur vage Angaben machen. Es sei etwa alle zwei Wochen eine Lieferung gekommen.
Zudem sagte er aus, dass der Angeklagte bei der Fahrt nach Stuttgart nicht dabei war. Von seiner Mitfahrt nach Hannover habe er nur erzählt bekommen. Seinen Angaben zufolge habe der Angeklagte sehr wohl Geld für seine Dienste bekommen.
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