Von Markus Lohmüller
Noch dreht sich alles um die Landtagswahl am 8. Oktober. Doch keine zwei Wochen danach wird es für die Bayern-SPD erneut spannend. Dann entscheidet ein Bezirksparteitag in Regensburg, wen die Oberpfälzer Genossen bei der Europawahl 2024 ins Rennen schicken. Bereits im Juni hatte Landesvorsitzende Ronja Endres ihr Interesse an einer Kandidatur angemeldet. Jetzt bekommt sie allerdings Konkurrenz vom amtierenden Europaabgeordneten Thomas Rudner, der sich dazu entschieden hat, am 21. Oktober ebenfalls um die Unterstützung der Delegierten werben zu wollen.
Rudner war Anfang Juli für Ismail Ertug ins Europäische Parlament nachgerückt, nachdem dieser überraschend sein Mandat niedergelegt hatte. Ertug erklärte seine Entscheidung nach 14 Jahren in Brüssel und Straßburg mit familiären Gründen. Vor Kurzem wurde bekannt, dass der Amberger künftig für die Deutsche Bahn arbeitet und dort den Konzernvorstand in verkehrspolitischen Fragen berät.
Nachrücker Rudner wiederum wollte erst einmal die Aufgabe als Europaabgeordneter kennenlernen, bevor er sich zu seinen weiteren Plänen erklärt. Das hat er jetzt gegenüber den beiden Vorsitzenden der Oberpfälzer SPD getan. "Ich habe mich entschieden, dass ich am 21. Oktober, wenn die Oberpfalz-SPD auf ihrem Bezirksparteitag den Kandidaten oder die Kandidatin für die nächste Europawahl bestimmt, antreten werde", bestätigt der Regensburger auf Nachfrage.
Rudner will sich weiter für Europa einbringen
Nach drei Wochen im Sommer in Brüssel und Straßburg und nach ausführlicher Selbstbefragung fiel bei Rudner die Entscheidung, mehr als nur ein Jahr Europaabgeordneter bleiben zu wollen. "Es gibt so viele interessante Themen, die auch zu dem passen, was ich bisher gemacht habe, dass ich schon der Meinung bin, dass man da auch weitermachen kann und dass ich da etwas einbringen kann, was die Politik weiterbringt und was vielleicht auch Europa weiterbringt", sagt Rudner. Der 61-Jährige sitzt aktuell in der Nachfolge von Verkehrsexperte Ertug im Verkehrsausschuss des Europaparlaments und ist auch verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Gruppe. Vor seinem unvermittelten Wechsel in die Politik leitete er als Geschäftsführer die Stiftung zur Förderung des internationalen Jugendaustausches in Bayern.
Mit der Bewerbung Rudners um eine erneute Kandidatur steht der Co-Vorsitzenden der Bayern-SPD, Ronja Endres, nun eine weitere parteiinterne Prüfung bevor. Schon kurz nach dem Rücktritt Ertugs hatte die ebenfalls aus Regenburg stammende Politikerin erklärt, sich um dessen Mandat bewerben zu wollen. "Mit der Kandidatur für das EU-Parlament erfülle ich mir einen politischen Traum", betonte Endres damals gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Sie habe bereits während ihres Studiums europäische Gewerkschaftsjugendarbeit gemacht und sich unter anderem beim Europäischen Gewerkschaftsbund und beim Europäischen Gewerkschaftsnetzwerk der Friedrich-Ebert-Stiftung engagiert.
Endres zog Bewerbung um Direktkandidatur zurück
Obwohl die bayerische SPD Endres erst im Mai mit stolzen 89,9 Prozent – im Doppel mit Florian von Brunn – als Landesvorsitzende wiedergewählt hat, ist sie nicht zwangsläufig die Favoritin für die bevorstehende Kampfkandidatur um Europa. Im vergangenen Jahr hatte die heute 37-Jährige im Ringen um die Regensburger SPD-Direktkandidatur für die Landtagswahl das Nachsehen. Vor der entscheidenden Abstimmung zog sie ihre Bewerbung zurück. Zu Rudners Bewerbung um die Kandidatur für das Europaparlament wollte sich Endres auf Nachfrage nicht äußeren.
Die Oberpfälzer SPD-Vorsitzende Carolin Wagner sieht den Parteitag am 21. Oktober nun vor einer "schwierigen Abwägung". Die Delegierten hätten die Wahl zwischen einem amtierenden Europaabgeordneten, der in seinen ersten Wochen in Brüssel und Straßburg schon hervorragende Arbeit geleistet habe, und einer fleißigen, engagierten Landesvorsitzenden, sagt sie auf Nachfrage. Wagner geht aber nach eigenen Worten davon aus, dass die Genossen "am Ende, so wie es immer ist, klug entscheiden werden".
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