Regensburg
07.11.2019 - 16:29 Uhr

Im Kinderzimmer ist die Hölle los

Andreas Amrhein und Julius Weiland haben eine Sache gemein: Sie machen das zu Kunst, was andere als Müll abtun würden

Andreas Amrhein hat zu Hause keine Nippesfiguren stehen. Dazu pflegt der in Berlin lebende Künstler eine zu professionelle Distanz zu seiner Arbeit. Dort nämlich spielt sogenannter Kitsch eine tragende Rolle. In virtuoser Malerei wiedergegeben, lässt Amrhein kleine Tiere aus Porzellan oder auch mexikanische Ringer aufeinander los.

"Andreas Amrhein schickt uns zurück ins Kinderzimmer", sagte Peter Lang bei der Eröffnung einer Ausstellung mit Werken des Künstlers im Regensburger Kunstkabinett. Und zwar in eine Welt, die nicht nur geprägt ist von verspielten Cowboy- und Indianerfiguren, sondern auch von Fantasiewelten, die leicht ins Beunruhigende umkippen können.

So wie bei Andreas Amrhein. "In die selige Nostalgie mogelt sich ein störender Unterton." Man muss kein ausgewiesener Kunstkenner sein wie Kulturjournal-Herausgeber Peter Lang, um dies zu erkennen. Hinter Porzellanfiguren, die zunächst nur einmal Kitsch-Verachter als monströs empfinden, brennen Autos und spielen sich andere wenig jugendtaugliche Szenen ab. Im Kinderzimmer ist die Hölle ausgebrochen. Bei Andreas Amrhein werden zwar keine Voodoo-Puppen aufgespießt. Dass der Künstler im westafrikanischen Liberia aufgewachsen ist, passt aber dennoch ins Bild. In seinen Arbeiten, die immer bunt, immer gegenständlich und immer irgendwie schaurig sind, scheint er er verschiedene Kulturen zu vermischen. Und zwar, indem er einen mitunter ungewohnten Umgang mit Dingen des kollektiven Formenschatzes praktiziert.

Spielerei mit entfremdetem Alltagsgegenständen betreibt auch Julius Weiland. Er ist der zweite Künstler, der momentan im Kunstkabinett zu sehen ist. Julius Weiland stammt zwar nicht aus Afrika, und bei ihm sind auch keine Autos zu sehen, die mal eine Flasche waren. Das Upcycling vermeintlicher Abfallmaterialien greift er dennoch auf.

Und zwar auf ausgesprochen ästhetische Weise. Altes Glas fügt sich bei Julius Weiland zu zarten Objekten zusammen. Ein Haufen kleiner Fläschchen etwa, zu einem lockeren Turm gestapelt und mit hellem gelb und blau überzogen, verströmt schlichte Eleganz. Kein Wunder dass die Arbeiten des Berliner Künstlers, der von der Studio-Glas Bewegung beeinflusst ist, unter anderem im Londoner Victoria & Albert Museum zu finden sind. Im Regensburger Kunstkabinett gehen die Objekte Julius Weilands eine spannungsvolle Verbindung ein mit den Bildern Andreas Amrheins. Das künstlerische Verwerten von Abfall und Trash führt hier zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen.

Info:

Service

Die Ausstellung mit Gemälden von Andreas Amrhein und Glasskulpturen von Julius Weiland läuft bis zum 19. November im Kunstkabinett in Regensburg, Untere Bachgasse 7. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Freitag von 11 bis 18 und Samstag von 10 bis 14 Uhr.

www.kunstkabinett.com

 
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