Regensburg
31.05.2019 - 13:58 Uhr

Kultur-Bahnhof mit Tunnelblick

Brücken schlagen zur Kunst ist das Anliegen von Regina Hellwig-Schmid. Doch für die Leiterin der donumenta tut es auch ein Tunnel. Vor allem, wenn er so günstig liegt wie die Unterführung des Regensburger Bahnhofs.

Sie eröffnen nächsten Dienstag einen neuen Kunstraum in der ehemaligen Unterführung des Regensburger Bahnhofs: (von links) Hans Simon-Pelanda und Regina Hellwig-Schmid (donumenta), Ferdinand Schmack (Immobilien Schmack und Walter Reichenberger (Leiter Bahnhofsmanagement Regensburg). Bild: Susanne Wolke
Sie eröffnen nächsten Dienstag einen neuen Kunstraum in der ehemaligen Unterführung des Regensburger Bahnhofs: (von links) Hans Simon-Pelanda und Regina Hellwig-Schmid (donumenta), Ferdinand Schmack (Immobilien Schmack und Walter Reichenberger (Leiter Bahnhofsmanagement Regensburg).

"Wir wollen die Kunst zu den Menschen bringen." Das Credo Regina Hellwig-Schmids kann man in diesem Falle auch umdrehen. 30 000 Bahnreisende kommen täglich ganz automatisch an dem Ort vorbei, den sich die donumenta-Leiterin für ihren neuesten Kunst-Coup ausgesucht hat: einen Teil des Regensburger Bahnhofs. Und wenn nur einige der Pendler und Reisenden auch den Weg finden in die Bahnhofsunterführung Gleis 1 - 9, dann werden ganz schön viele Menschen zur Kunst gebracht.

Kunst-Laboratorium

Ein bis vor Kurzem als Lagerraum verwendetes Stück Bahnhof soll nun zum zeitgenössischen Schauraum der Kunst werden. "Art Lab Gleis 1-9", heißt die Unterführung ab dem 4. Juni - Laboratorium der Kunst. Kein Wunder, dass sich die Bahn begeistert zeigt.Walter Reichenberger jedenfalls, seines Zeichens Leiter Bahnhofsmanagement Regensburg, unterstützt das Projekt gerne. Dass der nostalgisch gekachelte Gang unter den Gleisen nun mit wechselnden Ausstellungen bespielt werden darf, dafür hat er grünes Licht gegeben.

Doch es musste erst einmal Regina Hellwig-Schmid auf den Plan treten, um das Potential des 15 Jahre lang stiefmütterlich behandelten urbanen Fleckchens zu erkennen. Ohne die Mutter der donumenta wäre Regensburg um eine Reihe internationaler Kulturfestivals in den vergangenen Jahren ärmer. Das Donau-Einkaufszentrum wäre nicht kunstvoll eingehüllt gewesen und überhaupt würde die Kunst nicht so regelmäßig sprießen an unerwarteten Stellen in der Stadt.

"Wir wollen aufmischen im öffentlichen Raum!" Das hat Regina Hellwig-Schmid längst unter Beweis gestellt. Denn: "Es ist unser aller Raum." "Kunst gehört allen", hält die unermüdliche Kulturverfechterin weiter fest. Im neuen Ausstellungsort der "donumenta", die sich nach Ablauf der gleichnamigen Kulturfestivals zum Markenzeichen gemausert hat, verbindet sich beides. Noch liegt die Bahnhofsunterführung als kühler unterirdischer Raum brach. Feuchtigkeit tropft von den Wänden, die Beleuchtung ist spärlich. Die "hunderten Stunden an Arbeit", die Hellwig-Schmid und ihr Team in den künftigen Ausstellungsort gesteckt haben, haben diesem seinen morbiden Charme belassen.

"Lebensrauminstallation"

Allzu viel ändern an dieser besonderen Atmosphäre wird sich wohl auch mit der ersten Ausstellung nicht. Wenn der Düsseldorfer Künstler Marcus Kaiser hier am 4. Juni mit seiner "Lebensrauminstallation" Quartier aufschlägt, dürfte dies zum Charakter des Ortes passen. Denn der Musiker, Maler, Bildhauer und Performer Marucs Kaiser formt Kunstwerke aus getrockneten Teebeuteln, dokumentiert sein Leben in Kontoauszügen und arbeitet mit Pilzen, Pflanzen und Wurzeln. So zumindest verspricht es die Ankündigung vonseiten der donumenta.

"Die Bahnhofsunterführung permanent zu bespielen, ist eine Herausforderung", räumt Regina Hellwig-Schmid trotzt aller Begeisterung ein. Sowohl künstlerisch als auch finanziell. Für die Unterstützung der Bahn ist sie deshalb ebenso dankbar wie für die Hilfe durch die Firma Schmack Immobilien. Letztere hat bei der baulichen Instandsetzung des ungewöhnlichen Kunstraums vieles möglich gemacht.

Regensburg27.06.2019

Kostenloser Eintritt

Regina Hellwig-Schmid selbst freut sich schon darauf, die erste Ausstellung mit ihrer Enkelin zu besuchen. Denn Kunst für ein elitäres Publikum darf es natürlich nicht sein, was am Bahnhof präsentiert wird. Ausstellungen, die man sogar Kindergärten zeigen kann, spezielle Führungen für Schulklassen und Studierende und - ganz wichtig - kostenloser Eintritt: Das allgemeinfreundliche Konzept des Projekts steht schon fest. "Die donumenta will Kunst zu den Menschen bringen", betont Regina Hellwig-Schmid noch einmal. "Sie will Denkbrücken bauen." Dafür ist ihr auch ein Tunnel recht.

Info:

Service

Das „Art Lab“ in der Unterführung im Hauptbahnhof eröffnet am Dienstag 4. Juni (12 Uhr) mit der Ausstellung von Marcus Kaiser. Zugang erfolgt über Gleis 1. Diese erste Schau läuft vom 4. Juni bis 28. Juli. Öffnungszeiten sind Dienstag bis Sonntag von 14 bis 19 Uhr, Donnerstag von 14 bis 21 Uhr. Weitere Informationen: donumenta.de/art-lab-gleis-1-9.

 
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