Ministerpräsident Markus Söder wird am Donnerstag die neue Bayerische Landesausstellung in Regensburg eröffnen. Die Schau mit dem Titel „100 Schätze aus 1000 Jahren“ glänzt mit kostbaren Prachtstücken, gibt aber auch Einblicke in die Nöte der Menschen in den verschiedenen Epochen.
Erst im Juni hatte das Museum der Bayerischen Geschichte am Regensburger Donauufer seine Pforten geöffnet. Nun beherbergt es bereits die erste Landesausstellung im Donausaal im Erdgeschoß. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, erklärte am Montag bei einem Presserundgang, wie es dazu kam. Es sei ein alter Traum gewesen, einmal die bayerische Geschichte in ihrer ganzen Länge und Breite aufzuzeigen, sagte Loibl. „Das ist hier nun möglich.“ Denn während die Landesausstellung zurück in die Zeit zwischen dem 6. Jahrhundert bis 1800 führt, erzählt die Dauerausstellung im ersten Stock die Geschichte des modernen Bayern von 1800 bis heute.
Dazu kommt, dass das moderne Bayern-Museum als eines von wenigen Häusern in Deutschland über die geeignete Klimatechnik verfügt, um besonders wertvolle Schätze überhaupt als Leihgabe zu erhalten. So wurde am Montag ein Exponat aus dem Pariser Louvre aufgebaut. Mehrere Fachleute begutachteten und platzierten eine Skulptur des Heiligen Wolfgangs aus dem 15. Jahrhundert in den Ausstellungsräumen. Eine besondere Herkunft hat auch ein Pokal in Form eines Erdglobus, den das schwedische Königshaus als Leihgabe zur Verfügung stellt. „Der König von Schweden selbst musste unterschreiben, damit wir ihn kriegen“, erzählte Projektleiter Rainhard Riepertinger.
90 Prozent der Objekte sind mittlerweile aufgebaut oder hinter Vitrinen gestellt. Am Montag werkelten Experten noch an vielen Orten. Auch an der Technik muss gefeilt werden. Neben den Objekten gibt es noch eine zweite Erzählebene in der Landesausstellung: Medial werden insgesamt zehn Menschen aus den verschiedenen Epochen vorgestellt. „Wir wollen möglichst einen Durchschnitt der Bevölkerung zeigen“, sagte Riepertinger. „Eine Herrscherfigur ist hier nicht dabei, dafür eine Bauerstochter, ein Nachtwächter und ein Tempelritter.“
Viel Gold und Edelsteine leuchten in der Landesausstellung. Zu sehen sein wird zum Beispiel die berühmte Lepanto-Monstranz. Eine Handschrift der Lex Baioariorum gewährt Einblicke in das frühmittelalterliche Volksrecht der Bayern, ein Planetarium steht für fürstliche Wissenschaftsbegeisterung im 18. Jahrhundert. Die Schau will den Besuchern mit der Ausstellung von Alltagsobjekte aber auch die Lebenswirklichkeit der einfachen Leute näherbringen.
So sind erstaunlich gut erhaltene Lederstiefel zu sehen, die Bayerns einziger erhaltener Moorleiche gehörten – über die Todesursache der jungen Frau wird bis heute spekuliert. Ans Herz gehen die ausgestellten „Findelkinder-Zettel“: Sie lagen bei Babys, die von ihren meist sehr armen Eltern vor Bürgerhäuser abgelegt wurden. Zu Direktor Loibls Lieblingsobjekten gehört ein Schandmantel in Form eines hölzernen Fasses. Ihn mussten Menschen anlegen, die „Ehrenstrafe“ begangen hatten. Dazu gehörte vorehelicher Geschlechtsverkehr.
Museum Donnerstag geschlossen
Wegen der Eröffnung der Landesausstellung bleibt das Museum der Bayerischen Geschichte am Donnerstag geschlossen. Ab Freitag ist das Haus wieder von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Mit einem Kombiticket, das regulär 10 Euro, ermäßigt 8 Euro kostet, können Interessierte sowohl die Landesausstellung als auch die reguläre Dauerausstellung im Museum besuchen. Die Landesausstellung läuft bis 8. März 2020.
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