Regensburg
09.03.2021 - 18:01 Uhr

Oberpfalz: Straftaten auf Rekordtief

Auf die Oberpfälzer Kriminalstatistik wirkte sich die Corona-Pandemie positiv aus: Die Zahl der Straftaten sank im vergangenen Jahr auf ein Rekordtief. Einen deutlichen Anstieg gab es aber bei den Sexualdelikten.

Leitender Kriminaldirektor Robert Fuchs, Polizeipräsident Norbert Zink und Polizeivizepräsident Thomas Schöniger (von links) stellten die Kriminalstatistik 2020 vor. Bild: Polizeipräsidium Oberpfalz
Leitender Kriminaldirektor Robert Fuchs, Polizeipräsident Norbert Zink und Polizeivizepräsident Thomas Schöniger (von links) stellten die Kriminalstatistik 2020 vor.

„Ein außergewöhnliches Jahr liegt hinter uns“, sagte der Oberpfälzer Polizeipräsident Norbert Zink am Dienstag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2020 in Regensburg. Die Ausgangsbeschränkungen, die Schließung von Geschäften und Restaurants sowie der Wegfall von Großveranstaltungen habe sich deutlich auf die Kriminalität im Bezirk ausgewirkt. Die Gesamtstraftaten gingen um rund fünf Prozent auf 40 763 Delikte (ohne Verstöße nach dem Aufenthaltsrecht) zurück. Das sei der niedrigste Stand im Langzeitvergleich seit 2009, sagte Zink. Gleichzeitig sei die Aufklärungsquote um 0,6 Prozentpunkte auf 70,3 gestiegen. „Das macht uns sehr stolz.“

Ein ganz neues Aufgabenfeld bekam die Polizei mit der Überwachung der Infektionsschutzbestimmungen. Weit über 125 000 solcher Kontrollen führten die Einsatzkräfte in der Oberpfalz. Gerade in den warmen Sommermonaten war die Polizei stark gefordert, um größere Menschenansammlungen zur vermeiden beziehungsweise zu entzerren. Dabei sei Kommunikationsgeschick und Fingerspitzengefühl gefragt gewesen, sagte Polizeivizepräsident Thomas Schöniger.

Drogen das Hauptproblem

Den größten Anteil an den Straftaten nahmen 2020 mit 27 Prozent die Diebstähle ein. Pandemiebedingt gingen Diebstähle in Gaststätten und Hotels deutlich zurück. Rund 16 Prozent machten sogenannte Rohheitsdelikte wie Raub, Körperverletzung und Bedrohung aus. Hier sanken die Zahlen um mehr als 14 Prozent. Rund 15 000 der knapp 20 000 Tatverdächtigen waren Männer. Knapp 6000 waren Nicht-Deutsche. In knapp der Hälfte der Fälle kannten sich Opfer und Täter.

Sorgen macht Robert Fuchs, leitender Kriminaldirektor im Polizeipräsidium Oberpfalz, weiterhin die Rauschgiftkriminalität – auch wenn die Zahl der Delikte um rund 10 Prozent auf 4425 zurückging. „Man nimmt hier oft noch sehr jungen Menschen die Perspektive.“ Fuchs berichtete vom jüngsten Opfer der Drogensucht im vergangenen Jahr: Ein 17-Jähriger konsumierte LSD und dazu noch Haschisch. Mit Wahnvorstellungen begab er sich in einen Wald – wo er später tot aufgefunden wurde.

Mehr Sexualdelikte

Entgegen dem allgemeinen Trend stieg die Zahl der Sexualdelikte um fast 42 Prozent auf 892 an. Als Ursache nannte Fuchs unter anderem, dass es deutliche Verschärfungen der einschlägigen Tatbestände im Strafgesetzbuch gegeben habe. Ein anzügliches Betatschen werde nun zum Beispiel als sexuelle Belästigung eingestuft, und nicht mehr nur als Beleidigung. Zudem sei die Anzeigebereitschaft der Opfer gestiegen. Dennoch gebe es weiterhin eine hohe Dunkelziffer, da viele Opfer keine Anzeige erstatten, teils aus Scham, teils weil sie vom Täter abhängig sind.

Als sehr bedenklich stufte Fuchs ein, dass beim Verbreiten von pornografischen Schriften im Internet Minderjährige zunehmend zu einer signifikanten Tätergruppe werden. 20 Prozent der Täter waren hier unter 14 Jahre alt, 30 Prozent zwischen 14 und 17. Als Gründe führte der leitende Kriminaldirektor Sorglosigkeit, Gruppenzwang, aber auch mangelnde Aufsicht und wenig Interesse der Erziehungsberechtigten an.

Die Zahl der Wohnungseinbrüche in der Oberpfalz lag weiterhin auf einem sehr niedrigen Niveau, wenngleich sie um 31 auf 288 Fälle stieg. Bei der Hälfte aller Fälle scheiterte bereits der Versuch. Weiter ein großes Problem waren kriminelle Trickbetrüger, die mit Anrufen versuchen, an das Vermögen ihrer Opfer zu gelangen. Mit über 1500 Fällen verdoppelte sich die Anzahl der Strafanzeigen im Vergleich zum Vorjahr fast. In 744 Fällen gaben die Täter an, Amtsträger wie Polizisten zu sein, in 125 Fällen kam der sogenannte Enkeltrick zur Anwendung. Weit über eine halbe Million Euro übergaben hauptsächlich ältere Menschen an die Betrüger. Die Polizei appelliert dringend an jüngere Menschen, Senioren über diese betrügerischen Anrufe aufzuklären.

München08.03.2021
 
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