Voraussichtlich 2027 soll die Sanierung des Pfaffensteiner Tunnels bei Regensburg beginnen. Während die zuständige Autobahn GmbH gerade Vorentwürfe diskutiert, befürchten einige Politiker einen Verkehrskollaps in der Sanierungszeit – und die könnte gut zwölf Jahren dauern.
Die beiden CSU-Bundestagsabgeordneten Peter Aumer (Wahlkreis Regensburg) und Martina Englhardt-Kopf (Wahlkreis Schwandorf) sowie der Schwandorfer CSU-Landrat Thomas Ebeling mahnen deshalb: Ostbayern und die Region Regensburg dürfen nicht abgehängt werden.
Schon wenn er voll funktionsfähig ist, ist der Pfaffensteiner Tunnel ein Nadelöhr. Zwischen den A-93-Anschlussstellen Regensburg-Nord und Regensburg-Pfaffenstein durchqueren die beiden zweispurigen Röhren seit 1977 die Winzerer Höhen auf einer Länge von 880 Metern – und genau jene beiden Röhren müssen generalsaniert werden. Für Autofahrer bedeutet das: Wenn eine Röhre gesperrt ist, passen nur die Hälfte der derzeit täglich 70.000 Fahrzeuge durch die andere Röhre. Zwischen drei und vier Jahre lang müssen Autofahrer mit nur drei Fahrstreifen auskommen.
Oberpfälzer Bundestagsabgeordnete sind sich uneinig
Nun scheint sich die Sanierung zum Zankapfel zwischen den Oberpfälzer Bundestagsabgeordneten zu entwickeln: Während Aumer und Engelhardt-Kopf eindringlich vor einem Verkehrskollaps warnen, werfen die drei Bundestagsabgeordneten Carolin Wagner (SPD), Stefan Schmidt (Grüne) und Ulrich Lechte (FDP) Aumer und seinen Mitstreitern "Wahlkampf-Aktionismus" vor.
Doch wie genau sich der Verkehr während der Sanierung verteilen soll, ist bislang unklar. Eine gut ausgebaute Alternative gibt es nicht. Franz Löffler (CSU), Landrat des Landkreises Cham und Bezirkstagspräsident der Oberpfalz, spricht von möglichen "volkswirtschaftlichen Auswirkungen", die 13 Jahre Dauerstau durch den Tunnel auslösen könnten. Martina Engelhardt-Kopf spricht besonders von den Pendlern: "Ich will es nicht dramatisieren. Aber das hat Auswirkungen weit über Regensburg hinaus." Laut dem Pendleratlas der Bundesagentur für Arbeit pendeln allein aus dem Landkreis Schwandorf 8592 Arbeitnehmer nach Regensburg, 3290 aus dem Kreis Cham, 644 aus dem Kreis Neustadt/WN – und 263 aus Tirschenreuth.
"Supergau" mit drei Baustellen gleichzeitig
Vom direkten Umleitungsverkehr wäre Schwandorf zwar nicht betroffen, aber wäre im schlechtesten Fall abgeschnitten von Regensburg. Aumer hält eine alleinige Entlastung der Pendler durch einen ausgebauten Schienenverkehr aus dem Norden in die Stadtmitte für unrealistisch. Im Gespräch ist hier eine Zuganbindung im 20-Minuten-Takt zwischen Schwandorf und Regensburg, diese Infrastruktur ist aber erst im Entstehen. Indes bezeichnet Aumer den das zeitliche Zusammentreffen der drei großen Infrastruktur-Projekte Bahnelektrifizierung, Ausbau Pfaffensteiner Tunnel und Neubau der Sinzinger Autobahnbrücke als "Supergau": Alle drei sollen in den Jahren 2035 bis 2040 angegangen werden.
Nun erarbeitet die Autobahn GmbH einen Planungs-Vorentwurf und klärt unter anderem grundsätzliche Fragen zur möglichen Verkehrsführung und zu möglichen Fahrbahnbreiten mithilfe von Sicherheitsgutachten. Nach einer Genehmigung des Vorentwurfs sollen die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren erarbeitet werden. Laut Mitteilung der Regensburger Ampel-Bundestagsabgeordneten erfolge "in Kürze" auch die Veröffentlichung der Ausschreibungsunterlagen für die Planung der Donaubrücke.
Aumer, Englhardt-Kopf, Löffler und Ebeling haben nun ein Forderungspapier an die Autobahn GmbH geschickt. Sie wollen unter anderem ein beschleunigtes Planungs- und Genehmigungsverfahren für das Gesamtprojekt sowie ein aktuelles Verkehrsgutachten. Nun bleibt abzuwarten, wie die konkreten Pläne der Autobahn GmbH aussehen. Auf eine entsprechende Anfrage von Oberpfalz-Medien antwortete die Pressestelle bis Redaktionsschluss nicht.
Pfaffensteiner Tunnel und Donaubrücken
- Verkehrsbelastung: Durch den Pfaffensteiner Tunnel fahren am Tag 68.300 Fahrzeuge. Zwei Drittel davon sind überregionaler Fernverkehr, ein Drittel möchte in die Stadt. Bis 2030 soll die Zahl der Fahrzeuge auf 105.000 ansteigen. Werktags liegt der Anteil der Schwerverkehrsbelastung bei 11 Prozent.
- Sanierung: Wegen Betonschäden an der Innenschale ist eine Generalsanierung notwendig.
- Verkehrsprobleme: Mindestens vier Jahre wird nur eine Röhre mit je einer Spur in jede Richtung befahrbar sein
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