Regensburger Filmemacher Lars Smekal thematisiert Sucht und Einsamkeit in weniger als 30 Minuten

Regensburg
23.02.2023 - 10:22 Uhr
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Lars Smekal ist Regisseur und Drehbuchautor. Sein neuester Kurzfilm wurde sogar auf einem Filmfestival in den USA ausgezeichnet. Worum es in dem Film geht und bei welchem Oscar-Preisträger er schon zuhause war, erzählt er im "Kulturkiosk".

Als Kind wollte er Maler werden, als Jugendlicher Schauspieler. Doch nach 14 gescheiterten Vorsprechen ging es für Lars Smekal hinter die Kamera – mit Erfolg. Der 32-Jährige ist heute Regisseur und Drehbuchautor. "Mit 20 Jahren habe ich mir meine erste Filmkamera gekauft und meine eigenen Gedichte und Kurzgeschichten verfilmt. Der Wunsch, mehr zu machen, war schnell da", erzählt er im Podcast "Kulturkiosk".

Der gebürtige Regensburger wohnt seit über vier Jahren in Mainz, seit 2022 hat er einen Master-Abschluss im Studienfach "Zeitbasierte Medien". Davor hat er in Regensburg Kunstgeschichte, Germanistik und Vergleichende Kulturwissenschaft studiert. "Ich habe mich während meines Studiums auch als Regisseur an den staatlichen Filmhochschulen beworben", erzählt er. "Doch es ist fast unmöglich, einen Platz zu ergattern." Kurzerhand habe er beschlossen, selbstständig seine Filme bei mehreren Filmfestivals einzureichen. "Das war die beste Entscheidung."

Ein Hauch von Hollywood

Mittlerweile kann Smekal auf etwa 70 Filmfestivals zurückblicken – und auf mehrere Preise. "Ich habe erst vor Kurzem einen Preis in den Niederlanden gewonnen. Nur hat mir niemand Bescheid gesagt", erzählt er und lacht. "Ich war zufälligerweise auf deren Internetseite unterwegs und habe meinen Namen gelesen. Jetzt bekomme ich den Preis per Post zugeschickt." Sein neuester Streifen "Erinnerungen einer vergessenen Kindheit" wurde zuletzt bei einem Festival in San Diego als bester Kurzfilm in der Kategorie "Drama" ausgezeichnet. "Ich habe es mir nicht nehmen lassen, persönlich in die USA zu reisen. Amerika ist eine andere Welt, aber ich hatte dort eine gute Zeit."

Einen echten Oscar durfte Smekal auch schon in der Hand halten, denn er war bei Douglas Smith zuhause. Der gewann 1997 die Trophäe für die Spezialeffekte in Independence Day. "Wir haben uns auf dem Filmfestival kennengelernt und dort E-Mail-Adressen ausgetauscht. Ein paar Tage später haben wir uns verabredet. Wir haben zusammen gegessen, geredet, gelacht. Ich habe seinen Hund gestreichelt. Doch was mich am meisten gefreut hat, war, dass ihm mein Film gefallen hat."

Persönliche Einblicke

Der 30-minütige Film handelt vom elfjährigen Niklas, der zusammen mit seinen beiden suchtkranken Eltern zusammenlebt. Die Mutter ist alkoholkrank, der Vater spielsüchtig. "Der Film fokussiert sich auf den Jungen, wie er sich fühlt und wie er mit seiner Situation umgeht", erzählt Smekal. "Die Angehörigen von Suchterkrankten werden oft vergessen. Ich weiß das, denn der Film hat auch autobiografische Züge." Insgesamt hätten etwa 70 Menschen am Projekt mitgewirkt, ein Filmkomponist habe eigens die Musik geschrieben. "Ein Ziel ist es, dass er an Schulen für Präventionsarbeit genutzt wird", sagt Smekal. "Wir müssen in den Dialog gehen, über Sucht und andere tabuverhaftete Themen offen sprechen können. Wir dürfen die Augen nicht verschließen."

Kein Popcornkino

Smekal lässt Humor nicht immer weg, aber spezialisiert hat er sich auf Dramen. Auch in seinen anderen Filmen behandelt er ernste Themen. Beispielsweise geht es in "Alter Junge" um Einsamkeit. "Als mein Opa gestorben ist, habe ich sein Tagebuch gefunden. Er hat geschrieben, dass er einsam war. Das hat mich sehr berührt", sagt Smekal. "Ich möchte mit Emotionen, Schicksalen, Seelenzuständen und Atmosphären spielen. Und das geht am besten mit diesem Genre." Die Aufmerksamkeit gelte den Menschen, die benachteiligt oder diskriminiert werden. "Wenn ich Missstände aufzeigen will, reicht einfach kein Popkornkino."

Kunst inspiriert

Mittlerweile hat Smekal eine Agentin. "Es erleichtert die Arbeit und die Organisation." So bleibe mehr Zeit für neue Drehbücher. "Ich möchte multilinguale Filme drehen sowie historische Geschichten behandeln. Aktuell schreibe ich an mehreren Serienkonzepten. Aber zu viel verraten, kann ich noch nicht", erzählt er. "Natürlich möchte ich nicht nur bei Kurzfilmen bleiben, ein 90-minütiger Debütfilm ist eigentlich für jeden Regisseur Pflicht."

Inspiration holt sich Smekal auch aus der Malerei. "Lichtstimmungen, Mimik, Farben – die Kunst beeinflusst meine Arbeit. Mein Studium hat mich in der Hinsicht weitergebracht", sagt er. Dokumentationen, der Austausch mit Professoren, sich Wissen aneignen – das sei wichtig, um einen guten Film erschaffen zu können. "Man muss neugierig auf die Welt sein und offen an Dinge herangehen, um interessante Geschichten erzählen zu können."

Hintergrund:

Zur Person: Lars Smekal

  • Steckbrief: 32 Jahre alt; gebürtig aus Regensburg; lebt aktuell in Mainz
  • Beruf: Bachelor in Kunstgeschichte, Germanistik und Vergleichende Kulturwissenschaft; Master im Studiengang "Zeitbasierte Medien"; aktuell freischaffender Regisseur und Drehbuchautor
  • Seine Kurzfilme: Die stillen und versteckten Schätze des Lebens (2017), Aussteiger (2017), Theobald Topferson (2017), Vor dem Gesetz (2018), Waldsterben (2018), Herr Herrmann Mann (2020), Alter Junge (2020), Erinnerungen einer vergessenen Kindheit (2022)
  • Lieblingsfilm: Grand Budapest Hotel (2014; Regie: Wes Anderson)
 
 

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