Regensburg
14.09.2020 - 18:28 Uhr

Schlafsäcke aus der Oberpfalz nach Moria

Ein Lastwagen mit Hilfsgütern ist in Regensburg in Richtung Griechenland gestartet. Menschen, die bei den Bränden im Flüchtlingscamp Moria auf der Insel Lesbos ihr letztes Hab und Gut verloren haben, sollen unterstützt werden.

Auf dem Firmengelände der Regensburger Unternehmers Michael Buschheuer packten Helfer unermüdlich Hygienepakete für die Flüchtlinge auf Lesbos. Bild: Rebekka Krauß
Auf dem Firmengelände der Regensburger Unternehmers Michael Buschheuer packten Helfer unermüdlich Hygienepakete für die Flüchtlinge auf Lesbos.
Nachdem das Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos abgebrannt ist, haben die Flüchtlinge teils am Straßenrand ihr Lager aufgeschlagen. Bild: Alea Horst
Nachdem das Flüchtlingscamp Moria auf der griechischen Insel Lesbos abgebrannt ist, haben die Flüchtlinge teils am Straßenrand ihr Lager aufgeschlagen.
Diese Aufnahme machte ein Mitglied der Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye auf Lesbos: Flüchtlingskinder schlafen auf der Straße. Bild: Alea Horst
Diese Aufnahme machte ein Mitglied der Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye auf Lesbos: Flüchtlingskinder schlafen auf der Straße.

Während die Regierungskoalition in Berlin über die Aufnahme von Menschen aus dem abgebrannten Flüchtlingslager Moria streitet, kommt aus der Oberpfalz praktische Hilfe: Am Sonntag ist in Regensburg ein Lastwagen mit Hilfsgütern nach Lesbos gestartet. Der Verein Space-Eye will auch Mediziner auf die griechische Insel schicken.

Am frühen Sonntagabend verkündete Michael Buschheuer die gute Nachricht per Facebook: „Sechs Stunden früher geht unser Hilfstransport nach Moria“, erklärte der Vorsitzende der Regensburger Flüchtlings-Hilfsorganisation Space-Eye. Ursprünglich hatte sich der Verein bis Mitternacht Zeit gegeben, um 1000 Schlafsäcke und 1000 Hygienesets zu sammeln. Doch die Ladefläche des Lastwagens war bereits um 18 Uhr bis zum Anschlag voll.

Gesammelt worden waren die Güter zum großen Teil in Regensburg. Aber auch an anderen Orten in der Oberpfalz gab es spontane Sammelaktionen, berichtete Hans-Peter Buschheuer, Sprecher von Space-Eye. Am Sonntag sei etwa noch eine „Riesenfuhre“ aus Amberg angeliefert worden. Weil die Menschen in der Region doppelt so viele Hilfsgüter als erwartet vorbeibrachten, wird sich im Laufe dieser Woche ein weiterer Lastwagen auf den Weg nach Lesbos machen, kündigte der Sprecher an.

Michael Buschheuer zeigte sich überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Ostbayern. „Ihr seid der totale Wahnsinn“, richtete sich der Gründer der beiden Organisationen Sea-Eye und Space-Eye an die Spender. „So baut man Europa“. Buschheuer hatte nach den Bränden im Flüchtlingscamp Moria scharfe Kritik an der aus seiner Sicht unzureichenden Reaktion der Bundesregierung geübt. Er hatte gefordert, die Geflüchteten müssten sofort evakuiert werden.

Die Verteilung der Hilfsgüter auf Lesbos werde von zwei Space-Eye-Mitgliedern koordiniert, erklärte Sprecher Hans-Peter Buschheuer gegenüber unserer Zeitung. Man arbeite dafür mit einer griechischen Nichtregierungsorganisation zusammen. Es sei relativ leicht zu identifizieren, wer vor Ort etwa noch einen Schlafsack benötigt. Die Flüchtlinge, die Unterstützung brauchen, würden sich von allein bei den Helfern der verschiedenen Nichtregierungsorganisationen einstellen. Von offizieller griechischer Seite gebe es hingegen kaum Unterstützung. Hilfsorganisationen seien nicht besonders erwünscht, das Technische Hilfswerke etwa sei sogar blockiert worden, verwies Buschheuer auf einen Medienbericht.

Der Sprecher berichtete, dass es unter den Flüchtlingen etliche Verletzte gibt. Space-Eye kaufe deshalb in Griechenland Medikamente für die betroffenen Menschen. Der Verein plane außerdem, in den nächsten Tagen mehrere Ärzte nach Lesbos zu schicken, um die Verwundeten zu behandeln. Es handle sich dabei um Mediziner aus ganz Deutschland, die Sea-Eye und Space-Eye bereits seit Längerem unterstützen.

Während die Sammlung von Hilfsgütern mittlerweile eingestellt wurde, sind Spenden – etwa für Medikamente – weiterhin erwünscht.

OnetzPlus
Deutschland und die Welt11.09.2020

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