Regensburg
23.08.2023 - 12:17 Uhr

Seenotrettungsschiff von Sea-Eye in Italien festgesetzt

Italienische Behörden haben ein Rettungsschiff von Sea-Eye festgesetzt. Bei der Rettung von 114 Menschen soll gegen ein neues Gesetz verstoßen worden sein. Erst kürzlich wurde auch ein Schiff von Sea-Watch aus dem Verkehr gezogen.

Das Schiff „Sea-Eye 4“ der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye wurde von der italienischen Küstenwache vorübergehend aus dem Verkehr gezogen. Archivbild: Alberto Lo Bianco/LaPresse/AP/dpa
Das Schiff „Sea-Eye 4“ der Regensburger Hilfsorganisation Sea-Eye wurde von der italienischen Küstenwache vorübergehend aus dem Verkehr gezogen.

Die italienischen Behörden haben nach Angaben von Sea-Eye das Rettungsschiff der deutschen Hilfsorganisation festgesetzt und damit das zweite innerhalb weniger Tage. Die italienische Küstenwache ziehe die "Sea-Eye 4" für 20 Tage aus dem Verkehr, nachdem die Crew am Wochenende bei insgesamt drei Einsätzen 114 Menschen im Mittelmeer gerettet hatte, teilte Sea-Eye am späten Dienstagabend, 22. August, mit. Von den Behörden gab es zunächst keine Informationen zu dem Vorgang. Vor der "Sea-Eye 4" hatte Rom die "Aurora" der deutschen Organisation Sea-Watch auf Lampedusa festgesetzt.

Als Grund wurde angegeben, dass die "Sea-Eye 4" gegen ein neues italienisches Gesetz verstoßen habe. Dies besagt unter anderem, dass nach einem Rettungseinsatz sofort ein Hafen anzusteuern ist, anstatt mehrere Rettungen durchzuführen. "Uns wird erneut vorgeworfen, dass wir mehrere Rettungsoperationen durchgeführt haben. Hätten wir das nicht getan, wären Menschen ums Leben gekommen", sagte Gorden Isler, Vorsitzender von Sea-Eye, laut Mitteilung. Die geretteten Menschen waren zuvor auf Kunststoffbooten zwischen Malta und Kreta unterwegs. Die Behörden wiesen dem Schiff den Hafen von Salerno in Süditalien zu, wo die "Sea-Eye 4" nun liegt.

Für die "Sea-Eye 4" ist es bereits die zweite Festsetzung im laufenden Jahr. Das neue Gesetz aus Rom wird immer wieder als Grund für die Festsetzung genannt – die zivilen Seenotretter sind der rechten italienischen Regierung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ein Dorn im Auge. Seenotretter kritisieren das Gesetz scharf.

Etliche Menschen versuchen immer wieder mit oft seeuntauglichen Booten von Tunesien und Libyen aus, Italien zu erreichen. Bei den hochgefährlichen Überfahrten kommt es mitunter zu verheerenden Bootsunglücken. Das Innenministerium in Rom zählte in diesem Jahr mehr als 105.480 Menschen, die auf dem Seeweg Italien erreichten – und damit mehr als im gesamten vergangenen Jahr.

 
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