Regensburg
17.06.2019 - 18:16 Uhr

Mit dem Segway auf Streife durch Regensburg

Regensburger Polizisten fahren mit den elektrischen Stehrollern Streife. Im Herbst entscheidet sich, ob die Hightech-Fahrzeuge bayernweit eingesetzt werden.

Markus Reitmeier und Tanja Nuß auf Segway-Streife in der Gesandtenstraße. Bild: gib
Markus Reitmeier und Tanja Nuß auf Segway-Streife in der Gesandtenstraße.

Nicht immer stoßen Polizisten bei ihren Einsätzen auf Gegenliebe. Doch wenn Tanja Nuß und Markus Reitmeier von der Polizeiinspektion Regensburg Süd in der Altstadt unterwegs sind, zaubern sie vielen Passanten ein Lächeln auf die Lippen. Der Trick: Sie rollen auf Segways durch die Gassen und Parks.

„Wahnsinn, dass ihr jetzt solche stylischen Dinger habt“, ruft der junge Mann mit den bunten Haaren und den vielen Piercings in der Nase, der es sich mit zwei Freunden am Rand einer Altstadtgasse bequem gemacht hat. Die Ausweiskontrolle lässt der Mann freundlich über sich ergehen, denn Augen hat er nur für das Gefährt der beiden Polizeibeamten. Ob die Polizisten lange üben mussten, um sicher zu fahren, möchte er wissen. Und noch so einige technische Details über die Hightech-Roller. Nur der Hund, den die Gruppe dabeihat, beäugt die Segways skeptisch und fängt an zu kläffen.

Während auch der nächste Hund, an dem die Polizisten vorbeifahren, misstrauisch schaut, sind die Reaktionen der menschlichen Passanten an diesem Montagnachmittag ausschließlich positiv. Ein Pärchen aus Dortmund möchte gleich ein Foto von den Polizei-Segways schießen. Nuß und Reitmeier posieren geduldig. „Wir sind sicher schon in vielen Fotoalben und Facebookseiten in den USA und in Asien“, erzählt Reitmeier. Viele Touristen seien fasziniert von den Cops auf den elektrischen Stehrollern, die keine Abgase hinterlassen. Kinder schauen staunend auf die vorbeirollenden Polizisten. „Schau mal Mama, das ist ja cool“, ruft ein Junge.

Die Segways sind ein idealer Eisbrecher, um mit den Passanten ins Gespräch zu kommen, erzählt Nuß. Das sei auch die Idee gewesen. „Oft sprechen uns Leute wegen der Segways an und kommen dann noch auf ganz andere Themen“, sagt die Polizeioberkommissarin. „Der Bürgerkontakt ist grundsätzlich besser, als wenn wir mit dem Auto unterwegs wären.“

Das Hauptziel sei es, mit den Segways noch besser Präsenz in der Altstadt und den umliegenden Parks zu zeigen. Mit den Segways, die bis zu 20 Stundenkilometer fahren, sei man einfach schneller unterwegs und dennoch für die Menschen ansprechbar. Dass die Polizeibeamten auf den Rollern leicht erhöht durch die Stadt fahren, verschaffe ihnen selbst einen guten Überblick und mache sie gleichzeitig gut sichtbar für Passanten, sagt Nuß.

Besonders gut geeignet seien die Segways auch für den Einsatz bei Demonstrationen, von denen es in der Regensburger Altstadt nicht wenige gibt. Die kleinen und wendigen Segways könnten Protestzüge viel besser begleiten als Autos. Denn: Auf den Motorrollern können die Beamten seitlich an den Demonstranten vorbeifahren und die nächste Straßensperre bilden. „Bei der nächsten Fridays-for-Future-Demonstration sind die Segways zum Beispiel wieder dabei.“

Seit dem vergangenen Oktober nutzt die Polizeiinspektion Süd im Zuge der Aktion „Stark für Regensburg“ zwei handelsübliche Segways. Kostenfaktor: 8000 Euro pro Stück. Ungewöhnlich ist lediglich das Design der bayerischen Polizei, dass den elektrischen Stehrollern verpasst wurde. Bisher sind es bayernweit die einzigen zwei Segways mit der Polizeiaufschrift. Im Herbst, wenn die Regensburger Testphase abgeschlossen sein soll, wird das bayerische Innenministerium entscheiden, ob die Polizei im Freistaat flächendeckend mit Segways ausgerüstet wird.

Das Fahren mit den 50 Kilo schweren Rollern sei leicht erlernt, erzählt Polizeihauptkommissar Reitmeier. Geradeausfahren sei nach zehn Minuten möglich, für Kurven und das holprige Altstadtpflaster brauche es vielleicht eine Stunde Übung. Die Beamten der Polizeiinspektion Süd, die die Segways nutzen, haben allesamt eine Schulung absolviert. Negative Rückmeldungen von den Kollegen haben bislang weder Reitmeier noch Nuß gehört. Und auch das Aufladen der elektrischen Roller ist denkbar einfach: Wenn sie nach 38 Kilometern „leergefahren“ sind, werden die Segways acht bis zehn Stunden an eine normale Steckdose im Keller der Polizeiinspektion angeschlossen – und sind dann bereit für den nächsten Einsatz auf zwei Rädern.

Von der Polizeiinspektion Süd aus starten die Segway-Streifen. Bild: gib
Von der Polizeiinspektion Süd aus starten die Segway-Streifen.
Markus Reitmeier gibt einer Autofahrerin Auskunft, die sich in der Altstadt verfahren hat. Bild: gib
Markus Reitmeier gibt einer Autofahrerin Auskunft, die sich in der Altstadt verfahren hat.
 
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