Regensburg
15.11.2018 - 17:40 Uhr

Sky um mehr als 16 Millionen Euro geprellt

Mit illegalen Billig-Abos für Bezahlfernsehen soll eine Bande einen Pay-TV-Sender um fast 17 Millionen Euro gebracht haben. Jetzt wird den Männern in Regensburg der Prozess gemacht.

Ein Justizbeamter steht in einem Verhandlungssaal des Landgerichts. Mit dem illegalen Verkauf von Kennwörtern für Bezahlfernsehen sollen fünf Männer einen Pay-TV-Sender um fast 17 Millionen Euro gebracht haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unter anderem Bilden einer kriminellen Vereinigung und Computerbetrug vor. Bild: Armin Weigel/dpa
Ein Justizbeamter steht in einem Verhandlungssaal des Landgerichts. Mit dem illegalen Verkauf von Kennwörtern für Bezahlfernsehen sollen fünf Männer einen Pay-TV-Sender um fast 17 Millionen Euro gebracht haben. Die Staatsanwaltschaft wirft den Angeklagten unter anderem Bilden einer kriminellen Vereinigung und Computerbetrug vor.

Seit Donnerstag müssen sich vor der 7. Strafkammer des Landgerichts Regensburg vier Männer aus dem Bundesgebiet im Alter von 33, 34, 36 und 40 Jahren und ein Lette (46) verantworten - unter ihnen auch ein Mann aus dem Landkreis Cham. Die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg, Zentralstelle Cybercrime Bayern, legt ihnen unter anderem Bildung einer kriminellen Vereinigung in 835 Fällen, Computerbetrug in Tateinheit mit Ausspähen von Daten, unerlaubten Eingriff in technische Schutzmaßnahmen, sowie Verrat von Geschäfts- und Betriebsgeheimnissen zur Last.

Dem 28-seitigen Anklagesatz zufolge verschafften die Angeklagten zwischen Dezember 2012 und ihrer Festnahme im November 2017 insgesamt 12.899 Personen einen illegalen Zugang zum Bezahlfernsehen Sky Deutschland. Hierdurch entstand dem Sender ein Schaden in Höhe von mehr als 16 Millionen Euro. Die Angeklagten selbst verdienten mit ihrer Masche dabei rund 1,6 Millionen Euro. Um an die notwendige Software zu gelangen, schlossen sie selbst entsprechende Sky-Abos ab. Durch technische Manipulationen knackten sie das ausgeklügelte Sicherungssystem des Pay-TV-Senders und boten dann dessen Programme auf eigens dafür eingerichteten Internetportalen zu Schnäppchenpreisen an. Womit die Angeklagten nicht rechneten: Sky durchforstet regelmäßig das Internet nach solchen Anbietern. Nach von Sky getätigten Testkäufen flogen die Machenschaften der Bande auf.

Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft sind ein Verkäufer aus Dresden und der Lette Kopf der Bande, zu der neben den drei Mitangeklagten noch weitere Mitglieder zählen, deren Identität der Staatsanwaltschaft bislang nicht bekannt ist. Dem Oberpfälzer wird konkret zur Last gelegt, dass er zwischen 2014 und 2017 als Moderator auf dem Forum des Cardsharing-Portal tätig war. Dort beantwortete er Anfragen von Nutzern zu technischen Problemen bei der Nutzung des Angebots, sowie Fragen zur Abwicklung der Zahlungen. Der Vorwurf lautet auf Bildung einer kriminellen Vereinigung in 835 Fällen und Beihilfe zum Computerbetrug in 144 Fällen.

Nach Verlesen des Anklagesatzes zogen sich die Prozessbeteiligten zu einem fast zweistündigen Rechtsgespräch zurück. Zu einer konkreten Absprache kam es jedoch nicht. Die Staatsanwaltschaft signalisierte lediglich, dass sich trotz der erheblichen kriminellen Energie Geständnisse einschließlich der namentlichen Preisgabe der übrigen Komplizen positiv auswirken würden. Nach den Vorstellungen der Verteidiger streben diese bei den beiden Hauptangeklagten Freiheitsstrafen von maximal drei Jahren und bei den Mitangeklagten Bewährungsstrafen an. Am Rande war auch zu hören, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungsverfahren gegen die Kunden der Bande führt. Der Prozess dauert an.

 
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