„Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die moderne Krankenhaus-Hygiene ist“, sagte Professor Bernd Salzberger, Infektiologe am Uniklinikum Regensburg, beim Innovationstag des Bioparks Regensburg. Er blickte zurück auf das Frühjahr 2020, als die erste Corona-Welle die Region traf. Als er die Daten aus China gesehen hatte, sei ihm schnell klar geworden, dass das neue Virus in kürzester Zeit zu vollen Intensiv- und Normalstationen führen kann.
Bei der Beschaffung von Schutzausrüstung habe man anfangs improvisieren müssen, berichtete Salzberger. „Wir hatten 40 Schutzanzüge im Keller, bei den Masken sah es nicht viel besser aus.“ Täglich habe man darüber beraten, wo und zu welchem Preis Masken und weiteres Schutzmaterial zu bekommen ist. Auch Alkohol zur Herstellung von Desinfektionsmittel sei Mangelware gewesen. Glücklicherweise hätten mehrere Unternehmen dem Uniklinikum Alkohol zur Verfügung gestellt.
Manche Ärzte ignorieren Desinfektion
Zudem habe es anfangs eine große Unsicherheit darüber gegeben, wie sich die Krankheit verbreitet. Salzberger erinnerte an die Diskussion, ob Masken überhaupt vor einer Ansteckung schützen. Auch bei den ersten Medikamenten, die für den Einsatz gegen Covid diskutiert wurden, sei es schwierig gewesen, „die Spreu vom Weizen zu trennen“. Für die Zukunft sei es wichtig, die Hygiene an den Kliniken zu stärken, forderte Salzberger. In der Ausbildung der Studenten sei das Thema noch zu wenig präsent, es gebe nur wenige Lehrstühle dazu.
Diesen Punkt griff auch Hygiene-Expertin Prof. Cornelia Lass-Flörl von der Medizinischen Universität Innsbruck auf, die aktuelle Problemfelder in der Hygiene in den Blick nahm. „Krankenhaus-Hygiene geht nicht nur die Pflege, sondern auch die Ärzte an“, betonte sie. Gerade Ärztekollegen würden simple Empfehlungen wie das Desinfizieren der Hände teils nicht optimal umsetzen oder ganz ignorieren. Über die Gründe kann Lass-Flörl, die seit 20 Jahren in der Krankenhaus-Hygiene tätig ist, nur spekulieren. „Vielleicht ist die Desinfektion einfach zu banal, dass man ihr eine Effektivität zuweist.“ Das Thema müsse in der Ärzteausbildung stärker gewichtet werden.
Verwirrung wegen Klinik-Regeln
Für Verwirrung sorge es auch immer wieder, dass an verschiedenen Krankenhäusern unterschiedliche Hygiene-Vorschriften gelten. Das hänge auch damit zusammen, dass es bislang wenige, gut fundierte Studien gebe, die belegen, was eine Maßnahme bringt, sagte Lass-Flörl. Neue technische Ideen im Kampf gegen Krankheitserreger sollten natürlich gefördert werden, meinte sie – allerdings sollten sie auch sinnvoll sein. Ein sich selbst desinfizierendes T-Shirt etwa brauche man in der Klinik eher weniger.
Was die Medizinerin besorgt, ist der zunehmende Personalmangel bei den Pflegekräften, aber auch bei den Ärzten. Das Gesundheitssystem sei chronisch unterfinanziert. Das könne sich nur negativ auf die Hygiene auswirken.
Aktuelle Lage
- "Ich habe für den Winter Sorge", sagt der Regensburger Infektiologe Bernd Salzberger zur aktuellen Lage in der Pandemie.
- Wenn die Zahlen so hochschnellen, sei das zeitlich versetzt auch auf den Intensivstationen zu spüren – auch wenn die Impfung dafür sorge, dass es unter den Infizierten zu deutlich weniger Krankenhaus-Fällen kommt.
- Im Gegensatz zum vergangenen Jahr, in dem eine "Wir schaffen das"- Mentalität auf den Stationen geherrscht habe, mache sich beim Krankenhauspersonal mittlerweile die chronische Belastung bemerkbar. "Wir sind mit der Pandemie aber noch nicht ganz fertig."
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