Es ist bedauernswert, dass Jacob Christian Schäffer in seiner Wahlheimat Regensburg heute weitgehend vergessen ist. Dabei lässt allein schon der Beiname "Humboldt Regensburgs" aufhorchen. Zwar mag es mittlerweile nicht mehr von größter Brisanz sein, dass Schäffer im 18. Jahrhundert als der bedeutendste Mykologe (Pilzforscher) seiner Zeit galt. Als Erfinder der Waschmaschine aber hätte er es verdient, stärker im Bewusstsein verankert zu bleiben.
Genau dies strebt nun das Naturkundemuseum Ostbayern in Regensburg an. Mit einer dem reichen Schaffen Schäffers entsprechenden Ausstellung würdigt das Haus nun den Pfarrer, Naturforscher, Techniker und Erfinder. Anlass ist der 300. Geburtstag Jacob Christian Schäffers. 1718 wurde er im Querfurt in Sachsen-Anhalt geboren. Sein Lebensweg führt ihn nach Regensburg. Dort bringt er es auch in seinem "Brotberuf" weit - zuletzt ist Schäffer als Superindendent oberster Geistlicher der evangelischen Reichsstadt. Seine eigentliche Leidenschaft lässt sich der verhinderte Mediziner - die Eltern versagten dem jungen Mann einst diesen Studienwunsch - aber nicht nehmen.
Zoologische Stiche
Mit welch vielseitigen Bereichen der Wissenschaft sich das "Universalgenie", so die Bezeichnung, beschäftigt, führt nun die Ausstellung im Naturkundemuseum vor Augen. Die aktuelle Präsentation dort ist ein Nachklang des einstigen "Schaefferianums" - das eigene Museum des wissenschaftlichen Tausendsassas lockte seinerzeit selbst Goethe nach Regensburg.
Optisch fallen zunächst die detaillierten zoologischen Kupferstiche auf. Schäffer widmet sich heimischen Vögeln und Insekten und entdeckt zahlreiche Arten. Die damals noch nicht bekannte Trennung der einzelnen Wissenschaften erlaubt ihm zudem Experimente mit elektrischer Energie - und die Erfindung eigener Maschinen.
Künstlerische Spielerei
Dass Jacob Christian Schäffer eine Apparatur zur Herstellung von Papier entwirft und anschließend Blätter aus bestimmten Holzarten mit Abhandlungen über die entsprechenden Bäume füllt, gleicht einer künstlerischen Spielerei. Dass die von ihm entwickelte Sägemaschine nicht nur "für Gelehrte und Kränkliche" leicht zu bedienen war, sondern auch zum "Steinschneiden für die Naturaliensammlung" hergenommen werden konnte, entbehrt einer breitflächigen Dringlichkeit.
Anders verhält es sich aber mit Schäffers Waschmaschine, deren Prototyp ebenfalls in der Regensburger Ausstellung zu sehen ist. Das von Hand betriebene Patent, das sich vom Konzept her wenig von seinem modernen Nachfolger unterscheidet, steht stellvertretend für mehrere Aspekte im Leben und Wirken Jacob Christian Schäffers.
Bei der Waschmaschine paart sich der Erfindergeist ihres Schöpfers mit dessen geistiger Grundhaltung. Zwar schlägt Pfarrer Schäffer seinen eigentlichen Berufsweg nicht ganz freiwillig ein. Dass ihm das Wohl seiner Mitmenschen stets am Herzen liegt, prädestiniert ihn aber auch vortrefflich für seine eigentliche Bestimmung. Jacob Christian Schäffer unterrichtet nicht nur so spannend aus der Bibel, dass er sich schon bald nach seiner Ankunft in Regensburg eine wahre Fangemeinde geschaffen hat. Auch bei seinen Steckenpferden hatte er nur Gutes im Sinne.
So auch bei der Waschmaschine. Als "bequem und der Wirthschaft in allen Rücksichten höchstvortheilhaft" bezeichnet er seine Erfindung. Damit das gute Stück für geplagte Waschweiber nachgebaut werden ksnn, verteilt Schäffer bereitwillig Anleitungen zur Konstruktion derselben. Die Waschmaschine hat ihren Siegeszug angetreten. Ihr Erfinder hingegen ist weitgehend in Vergessenheit geraten. Dies ist bedauerlich. Höchste Zeit, dass der "Humboldt Regensburgs" wieder ins rechte Licht gerückt wird.
___Die Ausstellung "Jacob Christian Schäffer - Eine Hommage an das Universalgenie in Regensburg zum 300. Geburtstag" läuft bis zum 25. November im Naturkundemuseum Ostbayern, Am Prebrunntor 4 (Herzogpark) in Regensburg. Öffnungszeiten sind Montag von 9 bis 12 Uhr, Dienstag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr sowie Sonntag von 10 bis 17 Uhr.
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