Trotz diverser grenzwertiger Äußerungen soll der Sänger Xavier Naidoo wie geplant bei den Regensburger Thurn und Taxis Schlossfestspielen auftreten. Sein Konzert war bereits für die Saison 2020 vorgesehen und wurde nun, wie die meisten der anderen Konzerte aufgrund der Corona-Pandemie ins Jahr 2021 verschoben.
Eine Einladung zu einem Ersatzkonzert 2021 gehöre zu den Regeln der Branche, erklärt Reinhard Söll, Geschäftsführer von Odeon-Konzerte auf Anfrage von Oberpfalz-Medien. Und er ergänzt: "Als reinem Veranstalter des Konzertes steht es uns im Übrigen nicht zu, zu privaten Äußerungen eines Künstlers Stellung zu beziehen." Gloria Fürstin von Thurn und Taxis, Schirmherrin der Schlossfestspiele - und nicht gerade bekannt für politisch korrekte Äußerungen - war bis Redaktionsschluss nicht für ein Statement zu erreichen. Die Fürstin gilt als sehr konservativ und machte mit umstrittenen Aussagen wie "Der Schwarze schnackselt gern" wiederholt Schlagzeilen. Auch aus diesem Grund positionierte sich die Band "Revolverheld" bei ihrem Auftritt bei den Schlossfestspielen im vergangenen Jahr entschieden gegen die Gastgeberin.
Kein Ersatzkonzert in Hof
In einigen anderen Städten gab es bereits Diskussionen darüber, ob man den Sänger auftreten lassen will - so zum Beispiel in Hof. Wie Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) auf Anfrage informiert, habe sich der Hofer Kulturbeirat gegen einen Ausweichtermin für das Konzert entschieden: "Die Aussagen des Künstlers auch außerhalb seines künstlerischen Engagements sind umstritten. Aus meiner Sicht haben sie an Deutlichkeit gewonnen."
Damit meint sie wohl die Aussagen, die unter anderem auf Naidoos Telegram-Kanal zu finden sind: Dort verbreitet er nicht nur eine ganze Palette kruder Verschwörungserzählungen (Q-Anon, Chemtrails, hohle Erde, Erde als Scheibe, Bewusstseinskontrolle durch unter anderem Hollywood, Fifa und Uefa, eine vom Teufel besessene Bundeskanzlerin), sondern auch rassistischen und antisemitischen Inhalt.
Zwar gelte es grundsätzlich, andere Meinungen zu akzeptieren und Meinungsvielfalt wertzuschätzen, führt Eva Döhla weiter aus. "Doch wir distanzieren uns kategorisch von jedem, der Ressentiments befeuert, antisemitisches oder homophobes Gedankengut verbreitet oder Verschwörungstheoretikern nahesteht und sich von Extremisten vereinnahmen lässt. Denn Hass ist keine Meinung." Eine Einschränkung der künstlerischen Freiheit finde jedoch zu keinem Zeitpunkt statt, ergänzt die Hofer Oberbürgermeisterin. Schon im April hatte Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) mitgeteilt, dass er wegen Äußerungen Naidoos "mit rassistischer und antidemokratischer Tendenz" ein für September geplantes Konzert im Westfalenpark verhindern wolle. In Rostock wollten SPD und Linke ein Konzert verbieten lassen, scheiterten jedoch mit ihrem Antrag bei einer Sitzung der Rostocker Bürgerschaft, wie Focus Online berichtete.
Unterstützung von der AfD
Kritik zum geforderten Veranstaltungsverbot in Rostock kam übrigens unter anderem aus der rechten Ecke: Der AfD-Vorsitzende Jörg Meuthen hatte einen fairen Umgang mit Künstlern gefordert, auch wenn sie außergewöhnliche Meinungen vertreten würden.
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