Regensburg
20.12.2018 - 17:31 Uhr

Im Zeichen der Deppen

Toni Lauerer verrät im Gespräch, wie man sich zum Deppen macht - und wann das Wort "Depp" zur Liebeserklärung wird.

Toni Lauerer Bild: exb
Toni Lauerer
Cover Bild: stg
Cover

"Mei, bin i a Depp!" – zu dieser Erkenntnis kommt Autor und Kabarettist Toni Lauer in seinem neuesten Buch. Grund genug für die Kulturredaktion, sich mit ihm einmal etwas näher über das "Deppentum" und verschiedene Selbsterkenntnisse zu unterhalten.

ONETZ: "Mei, bin i a Depp" heißt Ihr neues Buch. Jetzt mal unter uns: Wie oft denken Sie sich das wirklich? Und vor allem: wann?

Toni Lauerer: "Mei, bin i a Depp", das denke ich mir praktisch täglich, meistens sogar mehrmals am Tag. Oft ist der Grund der, dass ich mich wegen eines Schmarrns aufrege oder ärgere, der es nie und nimmer wert ist. Bei näherem Nachdenken kommt man dann zu der Erkenntnis, die der Buchtitel ausdrückt. Ein anderes Deppenfeld ist die Tatsache, dass ich mich in Riesenschritten dem 60. Geburtstag nähere und sowohl bei mir als auch bei einigen Bekannten im selben Alter feststelle, dass wir, notfalls mit Gewalt, noch jugendlich erscheinen wollen. Das beginnt mit dem stylischen Outfit, auf das man früher keinen so großen Wert legte, geht weiter über sportliche Überaktivität (Mountainbiken, Tourenskigehen als Spätberufener) und endet im Extremfall damit, dass man sich ein Tattoo stechen lässt. Ich übrigens nicht!

ONETZ: Muss "der Depp" eigentlich immer ein Mann sein?

Natürlich muss der Depp ein Mann sein! Das Wort "Deppin" gibt es ja aus gutem Grund nicht. Ich sage das allein schon deswegen, um es mir mit meinen weiblichen Fans nicht zu verderben. Und mit Frauen will man es sich als Mann knapp unter 60 keinesfalls verderben.

ONETZ: "Depp" ist ja eigentlich ein fast schon klassischer bayerischer Ausdruck. Wird nicht international derzeit sehr viel dafür getan - man denke nur an Donald Trump oder an die Brexit-Debatte -, dass der Begriff "Depp" einen universalen Siegeszug antritt?

Den Eindruck habe ich auch. "Deppen all over the world" könnte man sagen. Ich mache aber das nicht nur an vogelwilden Staatsmännern fest, sondern auch an den Deppen auf unserem schönen Planeten, die dank beziehungsweise undank der so genannten "sozialen" Medien eine Plattform haben, ihre hirnrissigen Ansichten und Kommentare in die Welt hinauszublasen. Diese Möglichkeit hatten sie früher nicht. Insofern muss man sich tatsächlich fragen, ob Facebook, Twitter und Konsorten die Welt zum Besseren verändert haben.

ONETZ: Schon vor genau 15 Jahren haben Ihre Künstlerkollegen Werner Schmidbauer und Martin Kälberer die "Zeit der Deppen" besungen. Beim Lesen in Ihrem Buch habe ich den Eindruck gewonnen, dass diese Zeit nie zu Ende geht...

Dieser Eindruck täuscht nicht. Wenn wir den Lauf der Weltgeschichte betrachten, sind die Deppen schon seit Jahrhunderten, wenn nicht seit Jahrtausenden, in dieser unterwegs. Und sie werden es auch in Zukunft sein, da bin ich mir leider sicher.

ONETZ: "Depp" kann aber auch ein Kompliment sein, oder?

Ja, denn ein Depp muss grundsätzlich nicht immer ein negativer Zeitgenosse sein. Gerade bei uns in Bayern kann das Wort Depp durchaus auch mal fast liebevoll gemeint sein. Ein Beispiel: Der Ehemann will seiner Frau eine Freude machen und trägt ihr den Wäschekorb aus dem Keller ins Bügelzimmer. Da er ein Depp ist, schätzt er die Breite der Türe falsch ein, rennt mit dem Korb an den Türrahmen und zwickt sich den Finger ein. Die Frau sieht das und sagt milde lächelnd: "Mei, bist du ein Depp!" Das ist dann fast schon eine zarte Liebeserklärung.

Zum Buch:

"Mei, bin i a Depp!", MZ-Buchverlag, 152 Seiten, 14,90 Euro

 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.