Bayerns Schulen starten am Dienstag überall mit vollständigem Präsenzunterricht ins neue Schuljahr. Das sicherte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) vor der Presse in München zu. "Das haben sich alle gewünscht, es ist auch pädagogisches Gebot", erklärte der Minister. Um den Präsenzunterricht unabhängig von der Corona-Inzidenz zu gewährleisten, habe man ein "sehr dicht geflochtenes Sicherheitsnetz" gespannt. Dennoch werde es sich wieder um "kein normales Schuljahr" handeln, obwohl man bemüht sei, so viel Normalität wie möglich zu schaffen.
Piazolo appellierte an die Eltern, ihre Schulkinder noch vor dem ersten Schultag in einem Testzentrum oder einer zertifizierten Teststation auf eine mögliche Covid-Infektion testen zu lassen. Zwar werde es auch am ersten Schultag in allen Schulen Testangebote geben, doch könne eine große Zahl vorab getesteter Kinder für einen reibungsloseren Schulstart sorgen. Gänzlich ungetestete Kinder und Jugendliche könnten - außer sie sind geimpft oder genesen - nicht am Unterricht teilnehmen. Piazolo rief die Schulen dazu auf, in den kommenden Wochen zusammen mit den örtlichen Impfzentren Impfangebote für 12- bis 17-Jährige zu organisieren, für die es inzwischen eine offizielle Impfempfehlung gebe. Aktuell sei in Bayern rund ein Drittel dieser Altersgruppe zumindest erstgeimpft.
5000 neue Lehrkräfte
Den Kommunen riet Piazolo, sich am Förderprogramm zu Anschaffung von Luftreinigern in Klassenzimmern zu beteiligen. Deren Betrieb trage neben dem regelmäßigen Lüften zu einer Verringerung der Infektionsgefahr bei und helfe, Quarantänen zu vermeiden. Bislang seien über die Bundes- und Landesprogramme Anträge für rund 26.000 mobile Luftreiniger gestellt worden. Dazu kämen fest installierte und frei finanzierte Anlagen.
Die Unterrichtsversorgung an den staatlichen Schulen Bayerns zum Schulstart stehe, betonte Piazolo. "Noch nie hat es in Bayern so viele Lehrkräfte gegeben wie in diesem Jahr. Insgesamt seien 5000 neue Lehrkräfte eingestellt worden, 1250 davon über den Ersatzbedarf für Pensionierungen hinaus. Bei einer insgesamt im Vergleich zum Vorjahr gleichbleibenden Schülerzahl von 1,64 Millionen ist vor allem die Zahl Schulanfänger um 5,6 Prozent auf 121.000 gestiegen. Ein Grund dafür sind Rückstellungen aus dem vergangenen Schuljahr, als der Einschulungskorridor um drei Monate zurückverlegt worden war. Die durchschnittlichen Klassenstärken veränderten sich durch das Schülerplus nicht, weil entsprechend mehr Klassen gebildet wurden.
Lernrückstände aufholen
Neben dem normalen Unterricht wird das neue Schuljahr durch Zusatzangebote zum Aufholen von Lernrückständen aus den Lockdown-Monaten geprägt sein. Der Bedarf dafür werde in den kommenden Wochen durch Lernstandserhebungen ermittelt, kündigte Piazolo an. Für Brückenkurse und individuelle Lerndifferenzierung stünden insgesamt 210 Millionen Euro aus Bundes- und Landesmitteln bereit. Als Langfristaufgabe nannte Piazolo die Digitalisierung an den Schulen. Der durch Corona ausgelöste Schwung solle beibehalten werden. Ziel sei, dass in wenigen Jahren für jeden Schüler ein digitales Endgerät zur Verfügung stehe. Einhergehen müssten damit neue "Lernszenarien".
Schülerzahlen in der Oberpfalz
In der Oberpfalz haben heuer 9798 Kinder ihren ersten Schultag. Das bedeutet ein Plus von 9,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dadurch steigt die Gesamtschülerzahl an den Grundschulen um gut 850 auf 37.400. Durch die Bildung zusätzlicher Klassen bleibt die durchschnittliche Klassenstärke mit 21,3 Schülern nahezu unverändert. An den Mittelschulen gibt es dagegen einen leichten Rückgang der Schülerzahl um 0,25 Prozent auf gut 17.100. In den Förderschulen beträgt das Plus 1,9 Prozent auf 4160.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.