Seit fast zwölf Jahren unterrichtet Annette Schröter an der renommierten Leipziger Kunstakademie "Hochschule für Grafik und Buchkunst" im Studiengang Malerei/Grafik. Dabei betreut sie auch einige Meisterschüler, mit denen zusammen sie Werke für eine gemeinsame Ausstellung in Schwandorf ausgesucht hat.
Der Terminus des Meisterschülers wird an den deutschen Kunstakademien unterschiedlich gehandhabt. An der Kunsthochschule in Leipzig bedeutet er - nach einem sehr guten Diplomabschluss - ein zweijähriges Zusatzstudium und eine Auszeichnung gleichermaßen, und wird nur zehn Prozent der Studierenden einer Klasse zuteil. Die Meisterschüler können zwei weitere Jahre an der Hochschule arbeiten und ihre Arbeit spezifizieren. "Sie zeichnen sich allesamt durch ein hohes künstlerisches Niveau aus", betont Künstlerhaus-Leiterin Andrea Lamest bei der Vorstellung von Bildern und Künstlern.
___ Beziehungspunkte ___
Zu sehen sind ab diesem Sonntag, 5. Mai, Exponate von Annette Schröter selbst, von der Israelin Ofra Ohana, den drei Sachsen Marten Schädlich, Robert Rudat und Stefanie Pojar, sowie dem Niedersachsen Soenke Thaden. Die Arbeiten präsentieren den aktuellen Stand der Dinge aus den Ateliers, von Professorin Annette Schröter (62) werden einige ihrer Papierschnitte zu sehen sein. "Auf diese Ausstellung freue ich mich schon länger," versichert die Künstlerhaus-Leiterin. Laut Lamest gibt es einige Anknüpfungen zu früheren Ausstellungen. Die aufwendigen Papierschnitt-Bilder, mit denen sich Annette Schröter einen Namen in der Kunstwelt gemacht hat, erinnern beispielsweise an die berühmte Lotte Reiniger, die mit dieser Art von Kunst in den 1920er Jahren Erfolge feierte - und deren Werke auch schon in Schwandorf zu sehen waren. Und natürlich ist Leipzig ein Bezugspunkt: Künstler von dort haben in der Kebbel-Villa bereits ihre kreativen Visitenkarten hinterlassen.
___ Assoziationen ___
Wer denkt bei Leipzig nicht auch an den gefeierten Malerstar Neo Rauch? Am ehesten lassen die realistischen Werke von Robert Rudat (38) entsprechende Assoziationen zu. Herausragend sind sein Frauen-Porträt "Aldan" (Öl auf Holz) und die überdimensionale Tuschezeichnung "Swamp", die ein nachdenkliches Mädchen vor einem Riesenrad zeigt. Marten Schädlich (32) ist der Philosoph der Gruppe, wie sich in dem sehr fein ausgearbeiteten Bild "Einzelwir/Monaden" beweist (Acryl/Eitempera und Öl auf Leiwand), das man bei aller Ernsthaftigkeit des Themas doch mit einem Schmunzeln betrachten kann.
Expressionistisch hingegen sind die ausdrucksstarken Ölportraits von Ofra Ohana (34), etwa "Frau mit gestreiften Hemd", das ebenfalls in Schwandorf zu sehen sein wird. Motive aus der Natur und der Tierwelt nimmt und verfremdet Soenke Thaden (31). Seine Bildideen entstehen durch Auseinandersetzung mit Vorbildern aus dem Bereich der Naiven Kunst wie Henri Rousseau, aber auch eigenen Fotografien und Skizzen.
Professorin Annette Schröter ist bekannt geworden mit großformatigen, stark farbigen figürlichen Gemälden. Seit 15 Jahren widmet sie sich ausschließlich dem Medium des Papierschnittes. Ihre Klasse ist an der Leipziger Hochschule mittlerweile die einzige, die für Figürlichkeit und Gegenständlichkeit im gemalten Bild - aber auch in der Grafik und der Zeichnung - steht. Dass das nicht zum Dogma geworden ist, zeigt auch eine ungegenständliche Position unter ihren derzeitigen Meisterschülern. Gemeint ist Stefanie Pojar (35), die in Schwandorf mit einigen abstrakten Werken vertreten ist, die von einer zum Teil sprühenden Farbigkeit sind und organische Formen entfalten.
"Man sieht, es gibt kein gemeinsames Thema, kein einheitliches Medium, sondern mit dieser Ausstellung werden der 'Stand der Dinge' und die Vielseitigkeit innerhalb der Klasse thematisiert", fasst Lamest zusammen. Jeder der Ausstellenden suche nach einer ganz eigenen adäquaten Form, um das, was ihn stark beschäftigt, auf die er oder sie hinweisen möchte - in ein Bild zu bringen. Dies kann, wie in den vorliegenden Fällen, gemalt, gezeichnet, radiert oder auch geschnitten sein.
Service
Ausstellung: „dirty hands“, bis 23. Juni
Ort: Oberpfälzer Künstlerhaus, Fronberger Straße 31, 92421 Schwandorf
Vernissage: Sonntag, 5. Mai, um 11 Uhr
Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag von 12 bis 18 Uhr, Sonntag von 11 bis 17 Uhr, sowie nach Vereinbarung.
Kontakt: 09431/ 9716
E-Mail: opf.kuenstlerhaus[at]schwandorf[dot]de
Rundgang: Am Internationalen Museumstag (Sonntag, 19. Mai) ist um 14 Uhr ein Rundgang durch die Ausstellung mit Andrea Lamest, der Leiterin des Oberpfälzer Künstlerhauses.
Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.
Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.