Die Auslieferung erfolgte über die Dienststelle der Bundespolizei in Waidhaus. Die grenznahe Inspektion ist wöchentlich eine Art „Drehkreuz“ internationaler Überstellungen in alle Richtungen. Zeitgleich mit dem mutmaßlichen Doppelmörder übergaben die tschechischen Beamten ein des Betrugs verdächtiges Pärchen aus Tschechien an die deutschen Behörden. Der Auftritt des tschechischen SEK galt allerdings Karlheinz R. Der 57-Jährige trug Badeschlappen und Häftlingskleidung, dazu Handfesseln, fixiert an einem Bauchgurt. Außerdem hatten ihm die tschechischen Sicherheitsbehörden eine rote Uvex-Skibrille aufgesetzt. Beamte der Kriminalpolizei Amberg nahmen den Beschuldigten in Empfang. R. wurde zunächst zum Amtsgericht Amberg gebracht, wo ihm ein Richter den Haftbefehl eröffnete. Inzwischen befindet er sich in der Justizvollzugsanstalt.
Verbot hielt ihn nicht ab
Damit ist er drei Wochen nach seiner Festnahme im Nachbarland rückgeführt worden – ein üblicher Zeitrahmen. Die Überstellung muss im Rahmen eines Rechtshilfeverfahrens von der deutschen Staatsanwaltschaft beantragt werden. Die Bluttat hatte sich am Samstag, 27. Juni, ereignet. Die frühere Lebensgefährtin (57) des mehrfach vorbestraften Gewalttäters Karlheinz R. und ihr Partner (69) waren in ihrem Einfamilienhaus getötet worden. Die Obduktion ergab mehrere Stichverletzungen. Wie das Polizeipräsidium Oberpfalz bestätigt hat, hatte die 57-Jährige am Nachmittag bereits die Polizei kontaktiert, weil sie sich bedroht fühlte: Der 57-Jährige halte sich trotz Kontaktverbot am Haus auf. Karlheinz R., genannt „Mexiko-Heinz“, war im Mai aus der Haft entlassen worden.
Er lebte in einem Zimmer über einer Gaststätte in Schwandorf. Die Polizei suchte nach Auskunft eines Präsidiumssprechers am frühen Nachmittag das Viertel ab, allerdings ohne Ergebnis. Die Tat wurde teilweise von einer Überwachungskamera aufgezeichnet, daher sind Tatzeit und -ablauf nachvollziehbar. Nach bisherigen Erkenntnissen betrat der Beschuldigte am frühen Abend des 27. Juni unvermittelt die Terrasse, auf der sich die 57-Jährige und der 69-Jährige aufhielten. Karlheinz R. soll das Paar mit einem Messer angegriffen haben, ehe sich die Attacke ins Gebäudeinnere verlagerte.
Flucht mit dem Rad
Der mutmaßliche Doppelmörder flüchtete mit dem Fahrrad nach Tschechien. Aufnahmen einer Tankstellenkamera zeigen ihn in Altenkreith, fast 70 Kilometer von Schwandorf entfernt. Er schaffte es noch weitere 35 Kilometer bis zum Ort Kout na Šumave (deutsch Kauth), sieben Kilometer südöstlich von Domažlice. Die tschechische Polizei startete auf Bitten der deutschen Kollegen des Gemeinsamen Zentrums Schwandorf eine Öffentlichkeitsfahndung. Und schon wenige Stunden später ging der entscheidende Hinweis ein. Tschechische Bürger hatten Karlheinz R. an einem Weiher gesehen. Zwar war der Gesuchte dort nicht anzutreffen, aber die groß angelegte Suche der Polizei aus Domažlice führte zum Erfolg: Karlheinz R. versteckte sich hinter einem Zelt nahe eines Damms. Er hatte dort gezeltet.
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