Bis zur Bundestagswahl 2021 will Horst Seehofer Innenminister bleiben. Dann, mit 72, will er seine politische Karriere beenden. Und man möchte dem bayerischen Machtmenschen tatsächlich glauben, dass er irgendwann loslassen kann von der Politik. Jedenfalls hat man dieser Tage den Eindruck, dass Seehofer mit Hochdruck an seinem Vermächtnis arbeitet: einer neuen europäischen Asylpolitik.
Anders als sein Amtsvorgänger Thomas de Maizière (CDU), der mit einer Reihe von Fehltritten von der Bühne ging, scheint der Ingolstädter derzeit vieles richtig zu machen: Die Regierung Erdogan überhäuft er mit Lob für ihre Leistungen bei der Aufnahme von Flüchtlingen aus Syrien. Mit seiner Ankündigung, sich bei der künftigen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen für mehr Hilfsgelder stark zu machen, dürfte er weitere Pluspunkte gesammelt haben. Der Erhalt des Flüchtlingspakts zwischen der EU und der Türkei hat Priorität. Über Menschenrechte und Pressefreiheit mögen andere diskutieren.
Der von Frankreich, Deutschland, Malta und Italien vereinbarte Verteilmechanismus für gerettete Bootsmigranten könnte, so hofft Seehofer, der Sockel für eine solidarische Asylpolitik in Europa werden. Damit der große Wurf gelingt, wird der Ex-CSU-Chef allerdings noch eine Menge persönliche, intensive Gespräche führen müssen - auch mit Quertreibern wie Polen und Ungarn. Ob das in zwei Jahren zu schaffen ist?
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