Mit Johann Sebastian Bachs "Fantasie und Fuge g-moll" BWV 542. eröffnet der Prager Organist Jaroslav Tuma - und lockt damit am Sonntag viele Besucher in den kühlen Kirchenraum der Basilika Waldsassen. Großartig gestaltet er zu Beginn die leidenschaftlich angelegte und harmonisch kühne Schöpfung des Komponisten.
Lyrische Partien
Die Fantasie umfasst ein stürmisches Orgelrezitativ, zweimal unterbrochen von lyrischen Partien. Die Fuge verquickt drei weitere Motive mit dem Hauptthema, gleitet dabei durch viele Tonarten. Tuma stellt die dauernde Spannung dramatisch auch in der Registrierung dar. Das "Andante F-Dur" KV 616, eines von den drei Orgelwerken, die Mozart spät geschaffen hat, schließt sich an. Im Gegensatz zu den großen vorangegangenen Tönen belässt er dieses verhaltene Stück eher in kammermusikalisch mitfühlender Melodie.
Ein sehr feierliches Werk folgt: Die "Legende D-Dur" op 49 des tschechischen Komponisten Josef Klicka (1855-1937) lebt von ihren feinen Kontrasten zwischen sehr leisen und etwas lauteren Passagen, bis gegen Schluss zu die Gestaltung der Töne leidenschaftlicher wird, aber letztlich ruhig ausklingt. Eine musikalische Entdeckung! Klickas Landsmann Leos Janàcek (1854-1928) schuf das "Orgel-Solo aus der Glagolithischen Messe", das als nächstes Werk ertönt. Mit vollem Einsatz bringt der Organist die virtuosen Klangfolgen zu bester musikalischer Wirkung. Wieder eine Entdeckung!
Louis Vierne (1870-1937) führt mit seinem "Carillon de Westminster" op 54/6 den viertönigen Westminster- Gong vor, indem er ihn zur Grundlage seines Stücks werden lässt, in dem sogar die Schwingungsüberlagerungen des Geläutes auf die Orgel übertragen werden. Jedenfalls bringt Tuma die Melodien der rechten Hand, die umspielenden Figuren der linken Hand und die tiefen Töne, die mit den Füßen erzeugt werden, als grandiosen Festklang zu Gehör.
Riesiger Schlusschoral
Vom Italiener Enrico Bossi (1861-1925) setzen "Thema und Variationen cis-moll" op 115 das Programm fort. Eine ehrwürdige Einleitung eröffnet die musikalischen Gedanken. Nach der Vorstellung des Themas wird es von jeder folgenden Variation mit jeweils unterschiedlicher Gestaltung charakterlich vertieft. Alles mündet in einen riesigen Schlusschoral.
Das "Final B-Dur" op 21 FWV 33 von César Franck (1822-1890) schließt mitreißend das Konzert. Wie schon in den Stücken zuvor fällt auch hier die adäquate Darbietung der virtuosen Musik durch Jaroslav Tuma auf. Die Eindrücke, die sein Spiel bewirken, bringen den Zuhörern die Klangfülle und Grandiosität von Orgelklängen intensiv nahe. Auch die Zugabe vermittelt das. Es erklingt eine Improvisation des Organisten, die noch einen zusätzlichen Höhepunkt des Abends bedeutet.
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