Speinshart
08.07.2019 - 16:37 Uhr

Zum Abschied Klasse bewiesen

Vokale Klangkunst vom Feinsten genießen die Besucher beim traditionellen Speinsharttag. Das gefeierte Gesangsquartett "Stimmwerck" wird auch in der Klosterkirche dem Ruf "himmlischer Freiheiten" gerecht

Von Abschied keine Spur. Trotz der angekündigten Auflösung zeigte das Vokalensemble Stimmwerck beim Speinsharttag noch einmal seine ganze sängerische Klasse Bild: do
Von Abschied keine Spur. Trotz der angekündigten Auflösung zeigte das Vokalensemble Stimmwerck beim Speinsharttag noch einmal seine ganze sängerische Klasse

"Im Himmel frei" hieß auch der Titel des Konzerts. Das Quartett mit den Tenören Gerhard Hölzle und Klaus Wenk, dem Bassisten Marcus Schmidl und dem Kontratenor Franz Vitzthum widmete sich der Vokalmusik der Renaissance und der Moderne. Wie schade, dass sich beim Ensemble in Speinshart um eines der Abschiedskonzerte von „Stimmwerck“ handelte. Nach 18 Jahren vielbeachteter künstlerischer Tätigkeit löst sich das Quartett auf.

Vor allem die Renaissance mit ihrem schier unerschöpflichen Reichtum an Vokalmusik lag „Stimmwerck“ auch in Speinshart am Herzen. Doch auch der Brückenschlag in das Spannungsfeld neuer Vokalmusik gelang. Ohne Grenzen stellten die vier Sänger erstaunliche Verbindungen zwischen der Musik vergangener Jahrhunderte und der Gegenwart her. Zeitgenössische Kompositionen für vier Stimmen korrespondierten so mit ausgewählten Stücken der Renaissance.

So erlebte das Publikum mit „Descendi in hortum nucum“ eine wahre Kleinodie des heute praktisch gänzlich unbekannten Paussauer Komponisten Leonhard Paminger . Diese Wiederentdeckung mit hochstehendem Repertoire der Spätrenaissance gelang den vier „Stimmwerckern“ in perfekter Harmonie. Betörend, mit homogenem Wohlklang und individuellen Timbres erreichten auch die vielen anderen Beiträge eine anmutige und lebendige Prorammentfaltung.

Ob Liedgut aus dem Nischenprogramm des Spätmittelalters, Kantaten oder ergreifende Himmelslieder: das Ensemble beherrschte die Schönheiten einfacher Harmonik, antiphone Psalmvertonungen und die virtuose Klangsinnlichkeit perfekt. Heinrich Fincks „Nigra sum, sed formosa“, der spektakuläre spätmittelalterliche Codex St. Emmeram oder auch „Maria salve virginum“ von Conrad Rupsch oder das rhythmisch faszinierende „Non usitata“ von Ludwig Senfl sind nur einige Beispiele für die besondere Ausrichtung des Ensembles. In Speinshart genossen die zirka 400 Besucher Musik mit ehrfurchtsgebietenden Werken.

Beim Ensemble Stimmwerck ist diese Musik in guten Händen. Zum unverwechselbaren Klangbild des Quartetts trägt dabei besonders der Countertenor Franz Vitzthum bei. Er bildet eine zugleich weiche und prägnante Oberstimme, dazu lieferte Marcus Schmidl ein bemerkenswert warmes Bassfundament und auch die “Randstimmen“ glänzten. Vitzthum ist in Weiden geboren und in Lennesrieth bei Waldthurn aufgewachsen. In die Welt der Musik tauchte er schon bei den Regensburger Domspatzen ein. Heute gehört er zu gefragten Vertretern der doch seltenen „Engelsstimmen“.

Im Speinsharter „Wunschkonzert“ setzten die Ensemblesänger auch auf den Stimmwerck-Fundus zeitgenössischer Komponisten. Die beredte Klangentfaltung setzte sich etwa mit Arvo Pärt’s „Gospodee, nye voznyesya“ oder „Bluotigu Not“ von Max Beckschäfer fort. Das authentische Flair des Stimmwerck-Ensembles begeisterte. „Schad drum“, sagte das Publikum, honorierte den himmlischen Gesang mit stehenden Ovationen und dankte für die Zugaben.

 
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