Liebe, Zuneigung, Harmonie, Mitgefühl: Diese menschlichen Regungen kann Musik vermitteln. Es ist die innere Musik, die Seelen weckt. Engelsstimmen, wie die der Knaben des "Jazeps Medins Boys' Choir Riga" tragen am Sonntagnachmittag im Innenhof der Prämonstratenser-Abtei dazu bei, die 400 Besucher in eine Welt der Träume und Visionen zu entführen. Die knapp 50 Sänger nehmen das Publikum mit zu einer fantastischen Reise in eine liebreizende Welt der Klänge, der Schönheit und des Geistes. Das Generalthema des Festivals junger Künstler Bayreuth "Wurzeln in die Zukunft", es fällt in Speinshart auf fruchtbaren Boden. Mit ihrem Netz weltumspannender Musik bildet der Chor aus Lettland ein kraftvolles Geflecht für die Ideale der Kultur und der Kunst, der Freiheit und des Friedens.
In Speinshart genießt die Hörerschaft eine einzigartige Synthese von Musikalität, Nuancenreichtum, Präzision und Klangreinheit. Das Repertoire reicht von klassischer Chormusik über eher geistliches Liedgut bis zu Musical- und Filmmelodien. Selbstverständlich streut der Chor mitreißende Chorsätze aus der Heimat in die Programmvielfalt. Zahlreiche internationale Auftritte führten die Sänger um die Welt. Von jeder Reise bringen sie neue Chorliteratur mit. Das sich dadurch stets erweiternde Repertoire bereichert auch das Gastspiel in Speinshart.
Publikum bezaubert
Die schneidigen Sänger, manche kaum älter als 8 Jahre, bezaubern, unterstützt von den Kraftreserven einer Männergruppe aus Tenören und Bässen, das Speinsharter Publikum. Der Chor unter Leitung von Prof. Romans Vanags, einer Dirigentengröße des weltberühmten baltischen Chöre-Festivals, erweist bekannten Komponisten Reverenz: Felix Mendelssohn Bartholdy, Anton Bruckner, Hugo Distler, Robert Schumann, George Gershwin, Leonhard Bernstein aber auch Künstlern aus der lettischen Heimat. Neben einer Reihe von A-capella-Beiträgen wird der Chor von Pianistin Evija Vanaga begleitet.
Mit Blick auf das klösterliche und liturgische Umfeld beginnt der "Boys' Choir" mit einem geistlichen Lobgesang voller Transparenz. "Te Invocamus, te adoramus" schallt es durch den Innenhof des Klosters. Die Besucher werden an gregorianische Gesänge erinnert. Der räumlichen Würde Rechnung tragend erklingen weitere meditative Beiträge. "Sende dein Licht und deine Wahrheit", heißt es da oder "Jauchzet dem Herrn alle Welt", einem Psalm von Mendelssohn Bartholdy.
Die Motette von Anton Bruckner "Locus iste a Deo factus est" oder "Wie ein Ort von Gott gemacht" kann an diesem Sommertag wie als Programm verstanden werden. Der Chor singt auf hohem Niveau, das noch betont wird durch glanzvolle Solostimmen. Mit einfühlsamen Interpretationen und mit perfekter Intonation glänzen die Knabenstimmen Lukas Stakis, Tomass Meri und Fricis Perkons in einem Zentrum der Marienverehrung. Beispiel ist das zartschmelzende "Ave Maria" von Maris Lasmanis.
Weiteres anspruchsvolles Liedgut folgt. "Ubi Caritas" oder "Wo die Liebe" wird zum weiteren Appell für eine Zukunft in Frieden und Freiheit. Dann nähert sich der Chor inhaltlich der Gefühlswelt der Volkslieder. "Tanzen und Springen" ist angesagt oder das "Zigeunerleben" von Robert Schumann. Aus dem lettischen Volkslied-Repertoire erklingt es temperamentvoll "Jürin' prasa smalku tiklu" und "Kur tad tu nu biji".
Film- und Musical-Melodien
Schließlich verzückt ein Feuerwerk beschwingter Melodien aus Film und Musical das Publikum. Ein Choral-Medley von Leonhard Bernstein aus "West Side Story" braust durch das Kloster. Mal entspannt, mal galant, aber immer getragen von der jugendlichen Leichtigkeit der Stimmen und beseelt von der Begeisterung des Chores endet die 70-Minuten-Gala mit George Gerswhins Popgesang "Clap Yo' Hands", der auch das begeisterte Publikum zum rhythmischen Klatschen animiert.
Noch einmal trumpfen die Buben mit dem hinreißenden "What a Wonderful World" auf. Der Songtext von Louis Armstrong wird zur leidenschaftlichen Botschaft für ein friedvolles Zusammenleben auf dem ganzen Erdball. Der glanzvolle Gute-Laune-Nachmittag darf nicht ohne Zugabe enden. In einer Hymne huldigt der Chor seiner Hauptstadt Riga. Die Besucher verabschieden die begabten jungen Sänger mit stehenden Ovationen.
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