Die Flüchtlinge aus der Ukraine haben die Bevölkerungszahl in Bayern stark anwachsen lassen. Am 30. September lebten im Freistaat 13,35 Millionen Menschen, rund 196 000 mehr als noch zu Jahresbeginn, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Vorlage des neuen Statistischen Jahrbuchs für Bayern in Fürth berichtete. Rund 70 Prozent des Zuwachses sei auf Schutzsuchende aus der Ukraine zurückzuführen. Etwa ein Drittel der Geflüchteten seien Kinder und Jugendliche, bei den Erwachsenen seien Frauen deutlich in der Mehrheit. Gering sei die Zahl der Geflohenen im Rentenalter.
Zuwachs nicht nur durch ukrainische Geflüchtete
Nach der amtlichen Statistik zogen bis Ende September gut 353 000 Personen aus dem Ausland nach Bayern zu, gleichzeitig verließen fast 161 000 Menschen Bayern in Richtung Ausland. Nach den Ukrainern kamen die meisten Zuwanderer aus Rumänien (11 000) und Afghanistan (5500). Mit einem Plus von 3800 Personen war der innerdeutsche Wanderungssaldo, also die Differenz zwischen deutschen Staatsbürgern, die nach Bayern ziehen und denen, die Bayern verlassen, deutlich geringer.
Auch die Oberpfalz wächst leicht
Die Bevölkerung der Oberpfalz wuchs 2021 um knapp 4500 auf 1 116 741. Die Zahl der Geburten stieg 2021 um 325 auf 11 084, die der Sterbefälle um 394 auf 13 428. Der Sterbeüberschuss lag damit bei 2344. Mehr als ausgeglichen wurde dieser durch einen positiven Wanderungssaldo von 6985. Die Zahl der Eheschließungen in der Oberpfalz lag 2021 mit 5305 knapp unter dem Vorjahreswert. Valide regionale Daten zur Bevölkerungsentwicklung in diesem Jahr liegen noch nicht vor.
In ganz Bayern sinken die Geburten
Bayernweit sind die Geburten im laufenden Jahr spürbar zurückgegangen. Nachdem 2021 mit 134 300 Geburten der höchste Wert seit 1991 erreicht worden war, zeichnet sich für dieses Jahr ein Abrutschen unter die Vor-Corona-Werte ab. Bis Ende September registrierten die bayerischen Standesämter 93 577 Geburten, gut 8000 weniger als im Vorjahreszeitraum. Herrmann wollte nicht spekulieren, ob der deutliche Zuwachs im Vorjahr in Zusammenhang mit den Corona-Lockdowns im Jahr 2020 stehen könnte.
Übernachtungen im Fichtelgebirge steigen besonders
Wie Herrmann weiter mitteilte, wurde Mitte 2022 bayernweit ein Höchststand bei den Erwerbstätigen erreicht. Die registrierten 7,78 Millionen Beschäftigten seien ein "absoluter Rekord an Arbeitsplätzen". In der nördlichen Oberpfalz sank die Zahl der Erwerbstätigen von 2020 auf 2021 um rund 2600 auf 276 000. Daten für 2022 liegen noch nicht vor. Anders beim Tourismus. Mit gut 80 Millionen Übernachtungen (Stand 31. Oktober) - ein Plus von 50,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr - wurde nach Angaben Herrmanns der Vor-Corona-Wert wieder annähernd erreicht. Besonders profitierte davon die Ferienregion Fichtelgebirge mit plus 54,6 Prozent. Im Oberpfälzer Wald lag das Plus bei 22,5 Prozent.
11 Prozent Teuerung im Oktober
Herrmann ging auch auf die aktuellen Inflationswerte ein. Mit elf Prozent Teuerung im Oktober sei der höchste Wert seit den 1970er Jahren erreicht worden. Preistreiber seien als Folge des Kriegs in der Ukraine vor allem die Energiekosten gewesen. Im Vergleich zum November 2021 lägen die Gaspreise derzeit im Durchschnitt um 144 Prozent höher, die Preise für Brennholz und Pellets um gut 100 Prozent, für Heizöl um 48 Prozent und für Strom um 33 Prozent. Lediglich bei den Kraftstoffen liege der Vergleichswert aktuell nur um 14 Prozent höher. Mit plus 20,8 Prozent deutlich teurer geworden seien auch Lebensmittel.
Als Herausforderung bezeichnete Herrmann die Wohnungsversorgung. Zwar sei der Wohnungsbestand in Bayern 2021 um 58 000 auf 6,61 Millionen Wohnungen gestiegen, im laufenden Jahr aber sinke die Zahl der Baugenehmigungen wieder, im Jahresverlauf bisher um 2,4 Prozent. Weiter nach oben geht es dagegen mit den Pkw-Zulassungen. 8,2 Millionen Fahrzeuge waren zu Jahresbeginn in Bayern registriert. Dabei gebe es einen "klaren Trend zu modernen Antrieben", sagte Herrmann. So sei der Anteil von Elektro- und Hybrid-Fahrzeugen binnen Jahresfrist von 3 auf 5,2 Prozent gestiegen.
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