Steinberg am See
06.06.2023 - 15:02 Uhr

Fernöstliche Spiritualität trifft auf bayerischen Grant

Familien! Mal nervig, mal lustig. Beides verbindet Antonia Vitz in ihrem neuen Roman "Sakra, mein Chakra". Darin nimmt sie wieder einmal das Leben ihrer Helden in der kleinbürgerlichen Idylle eines bayerischen Dorfes auf die Schippe.

Katzbrück heißt der Ort, in dem sich seit fünf Romanbänden die kleinen und größeren Abenteuer einer unterhaltsamen Durchschnittsfamilie abspielen. Natürlich ist Katzbrück fiktiv, aber wer mag, darf sich darunter Steinberg am See vorstellen, die Heimatgemeinde der Autorin Antonia Vitz, die dort unter dem Namen Andrea Mössinger lebt. Sie hat das Kunststück fertig gebracht, ihre humorvolle Saga Band um Band auszubauen. Der neueste liegt seit kurzem vor.

Im Achtsamkeits-Kurs

Der umtriebige Sepp Brandl geht seiner Tochter Franzi, einer Mittvierzigerin, wieder ganz schön auf die Nerven. Deshalb wird Papa Sepp in einen Achtsamkeits-Kurs geschickt. Dort trifft dann fernöstliche Spiritualität auf bayerischen Grant. Franzi kommt durch einen dummen Zufall ebenfalls in diesen Kurs und versucht anfangs peinlich berührt darauf zu achten, dass ihr widerborstiger Vater die Übungen mitmacht.

Bei allem Witz, den das Buch hat, bietet es auch eine genaue Beschreibung der familiären Alltags auf dem flachen Lande. Sehr schön herausgearbeitet ist die Szene, wie Franzi ihrer Mutter eine Uhr kaufen will, weil sie befürchtet, dass ihr Vater diesen Geburtstagswunsch seiner Frau ignoriert. Sie will die Sache perfekt machen – und verbockt sie dann. Denn in der Hektik der Einkaufsfahrt baut Franzi einen Autounfall mit hohem Blechschaden. Das Ergebnis: Ein Unfall und keine Uhr. Am Ende hat sich aber die Mutter die Uhr bereits heimlich selbst gekauft.

Immer mit Notitzbuch

"Ich glaube," so Vitz, "ich habe eine gute Beobachtungsgabe, was Menschen und Alltagssituationen angeht. Und ich habe einen gewissen Humor, mit dem ich das Beobachtete wiedergeben kann." Es sei nicht ihre Familie, die das alles erlebt habe. "Aber ich habe einen Freundeskreis und Nachbarn, man geht raus und ist im Freibad. Ich weiß nicht, ob es recht angenehm ist, mit mir unterwegs zu sein, denn es kann passieren, dass sich zwei unterhalten und plötzlich hole ich meinen Notizblock heraus, und schreibe das auf."

Mit Papa Sepp ist der Autorin eine Figur gelungen, an der sich fast alle in der Familie reiben. Er wirkt rechthaberisch und besserwisserisch, wie es auch im echten Leben vorkommt. "Ich glaube, ich schaffe es mittlerweile von Buch zu Buch immer besser, dass man die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven lesen kann. Entweder aus Franzis Sicht, also der Über-40-Jährigen, oder aus Sepps Sicht, dem Über-70-Jährigen," weiß Autorin Antonia Vitz aus aus zahlreichen Rückmeldungen. "Jeder Leser findet seinen Zugang."

"Man kann nur sich selbst ändern"

"In erster Linie will ich unterhalten," versichert die Autorin. Das Buch soll für Leser sein, die eine positive Stimmung mitnehmen wollen, und es soll leicht und schnell zu lesen sein. "Eine positive Grundstimmung ist ein wunderbarer Nährboden, um wichtige Themen leicht und spielerisch an den Leser zu bringen," urteilt Vitz.

Für das Thema Achtsamkeit habe sie extra einen Kurs besucht, erzählt die Schriftstellerin: "Das war die Inspiration für die Sachen, die der Kursleiter im Buch erzählt oder die Franzi versucht, umzusetzen." Tochter Franzi meine, sie müsste ihren Vater ändern, damit alles besser wird: "Aber sie muss auch lernen, dass sie ihren Vater nicht ändern kann. Man kann nur sich selbst ändern."

Lachen inklusive

Der Roman liest sich flüssig, die Figuren wirken bei aller satirischen Verfremdung echt. Die Beobachtungen, die Antonia Vitz im Familienleben dieser Menschen anstellt, ob das die Kinder sind oder die Erwachsenen, sind authentisch und gut geschildert. Beim Lesen gibt es daher immer wieder diesen Aha-Effekt des Wiedererkennens eigener Erlebnisse.

Gefreut hat sie das Feedback, dass Leser bei "Sakra, mein Chakra" teilweise laut lachen mussten. "Eine hat geschrieben, dass sie findet, dass man einen Leser leichter zum Weinen als zum Lachen bringt. Darüber habe ich lange nachgedacht und ich glaube, sie hat recht."

Das Buch "Sakra, mein Chakra" von Antonia Vitz hat 285 Seiten und kostet 12,50 Euro.

Hintergrund:

Zur Person: Antonia Vitz

  • Antonia Vitz wurde 1975 in Steinberg (damals noch ohne Zusatz "am See") geboren und ist dort auch aufgewachsen.
  • Mit dem Schreiben hat sie schon früh angefangen. Unter anderem verfasste sie Kommentare und Kurzgeschichten für kleinere Journale - und 2018 schließlich ihren ersten Roman.
  • Eine künstlerische Zusammenarbeit verbindet sie mit dem Rockmusiker Daniel Gumo Reiss, mit dem sie öfter auf Lesungen auftritt.
OnetzPlus
Schwandorf28.11.2022
 
Kommentare

Um Kommentare verfassen zu können, müssen Sie sich anmelden.

Bitte beachten Sie unsere Nutzungsregeln.

Klicken Sie hier für mehr Artikel zum Thema:
Zum Fortsetzen bitte

Sie sind bereits eingeloggt.

Um diesen Artikel lesen zu können, benötigen Sie ein OnetzPlus- oder E-Paper-Abo.