04.09.2019 - 17:41 Uhr

Stress wegen Straßenreinigung

Überquellende Mülleimer werden zu einem Problem: Die Stadt Regensburg hat die Zahl Straßenreiniger erhöht - doch das reicht nicht, findet die Gewerkschaft Verdi.

Die Regensburger Straßenreiniger gehören zum Stadtbild, hier am Neupfarrplatz. Um ihre Arbeit ist eine Diskussion entfacht. Bild: gib
Die Regensburger Straßenreiniger gehören zum Stadtbild, hier am Neupfarrplatz. Um ihre Arbeit ist eine Diskussion entfacht.

Ein jüngster Medienbericht mit dem Titel "Stadt kapituliert vor vollen Mülleimern" hat für viele Straßenreiniger das Fass zum Überlaufen gebracht. Darin war von überquellenden Mülleimern nach Sommernächten die Rede. Die Beschäftigten der Straßenreinigung seien "irritiert", sagte Alexander Gröbner, Geschäftsführer des Verdi-Bezirks Oberpfalz bei einem Pressegespräch. Die Straßenreiniger würden mitnichten vor dem Müll kapitulieren. Vielmehr müsse die Stadt mehr Straßenreiniger einstellen, um das Arbeitspensum zu schaffen.

Zwar beschäftige die Stadt Regensburg heute 20 Straßenreiniger mehr als noch 2013, räumte Gröbner ein. 109 Kräfte würden für saubere Straßen sorgen. Dennoch reiche der Personalaufbau mit Blick auf den gestiegenen Aufgabenbereich nicht aus. Als Beleg dafür nannte Gröbner "ein paar Tausend Überstunden", die die Straßenreiniger zusammen vor sich herschieben würden. Fünf bis zehn zusätzliche Kräfte bräuchte es mehr. Als Gründe für das vermehrte Müllaufkommen nannte Verdi zum einen den Zuzug nach Regensburg. 10 000 zusätzliche Bewohner seien in den vergangenen fünf Jahren hinzugekommen.

Dazu komme die Entstehung neuer Stadtviertel. Die Reinigungsfläche sei um 56 000 Quadratmeter gestiegen. Zudem besitze Regensburg als Weltkulturerbestadt eine große Anziehungskraft für Touristen. Auch bei den Festen in der Stadt mit teils angeheiterten Gästen bleibe viel Müll liegen. Am besten wäre es, wenn die Menschen weniger Abfall erzeugen würden, etwa auf den Coffee-to-go-Becher verzichten, sagte Gröbner. "Der Appell ist das eine, aber wir müssen mit der Realität umgehen."

Übel aufgestoßen war den Gewerkschaftsvertretern, dass die Stadt im Zusammenhang mit der Mülldebatte darauf hingewiesen hatte, dass auf Initiative des örtlichen Personalrats vor einiger Zeit neue Arbeitszeitregelungen getroffen wurden - etwa dass kein Mitarbeiter mehr als sechs Tage pro Woche eingesetzt werden darf. "Wir müssen auf die Einhaltung der Arbeitsschutzgesetze achten", betonte Luise Weiß, Verdi-Vertrauensfrau bei der Stadt Regensburg. Die Straßenreiniger hätten eine 39-Stunden-Woche und Regelarbeitszeiten von Montag bis Freitag, sagte Gröbner.

Wenn sie am Samstag oder Sonntag eingesetzt werden, würden ihnen Überstunden angerechnet, auch eine Sonn- und Feiertagszulage gebe es. 15 Leute seien am Samstag und Sonntag im Einsatz. Es gebe Spitzen wie das Bürgerfest - "dann sind 50 Straßenreiniger das ganze Wochenende im Einsatz". Auch den Winterdienst müssten die Straßenreiniger wuppen. Geleistete Überstunden müssten aber auch wieder abgebaut werden - das gestalte sich aber schwierig. "Was darauf hinweist, dass es nicht genügend Personal gibt."

Verdi-Vertrauensmann Siegmund Speckner verwies darauf, dass es gar nicht mehr so leicht sei, Straßenreiniger zu finden. Bei einem Bruttomonatslohn zwischen 2200 und 2700 Euro und den hohen Lebenshaltungskosten in Regensburg würden immer mehr potenzielle Bewerber abwinken. Kathrin Birner, zuständige Verdi-Gewerkschaftssekretärin für die Stadt Regensburg, sieht hier ein grundsätzliches Problem. Die Stadt Regensburg müsse sich im Wettbewerb um Fachkräfte als attraktiver Arbeitgeber präsentieren.

Straßenreiniger in Weiden und Amberg:

In Weiden herrsche eine ähnliche Situation wie in Regensburg. Nach Johannes Zierock, Sachgebietsleiter Abfallwirtschaft der Stadt Weiden, nehme der Müll aus der Bevölkerung allgemein wieder zu. Gerade an den warmen Sommertagen wären die Abfalleimer der Stadt gut gefüllt. Betroffen sei die Innenstadt sowie publikumsträchtige Stadtbereiche wie das Stadtbad. Auch die Wertstoffinseln werden täglich mit unerwünschten Abfällen belastet.

Dafür brauche es genügend Personal. So komme es auch mal zu Verzögerung. Der Stadt Weiden stehen drei Handreiniger, zwei für die Innenstadt und einer für die Grünanlagen, zur Verfügung. „Sie schaffen die Arbeiten gerade so“, erklärt Zierock. Unterstützung gibt es von einem motorisierten Trupp (zwei Mann mit Kleinfahrzeug) zur Papierkorbentleerung. Ein Mitarbeiter kümmert sich täglich (außer an Sonn- und Feiertagen) um den Unterhalt der Wertstoffinseln und das Personal zur besonderen Verwendung um weitere wilde Müllablagerungen.Zum Aufräumen nach Veranstaltungen und Festen brauche es zusätzlich Personal von der Bauhof-Gärtnerei.

Die Situation in Amberg unterscheidet sich zu der in Regensburg und Weiden. „Die Leerung der Abfallkörbe haben wir an einen externen Dienstleister übergeben“, sagt Susanne Schwab, Pressesprecherin der Stadt Amberg. Aktuell kümmere sich das Unternehmen „Techwa“, mit Sitz in Wolfshaben, mit einem Mitarbeiter um die 47 Abfallbehälter in der Innenstadt und die 87 Behälter im Außenbereich. „Die Grundleerung findet werktags täglich statt“, erklärt Schwab. 25 Mülleimer an publikumsträchtigen Orten werden besonders beansprucht. Diese würden auch Samstag und Sonntag geleert. „Das funktioniert bislang ganz gut“, weiß Schwab.

Nur bei großen Veranstaltungen wie dem Altstadtfest oder der Hexennacht seien die Behälter natürlich schnell überfüllt. „Die Bodenreinigung macht bei uns der Betriebshof. Die sind schon immer früh unterwegs. Täglich fahren die Mitarbeiter mit der Kleinkehrmaschine oder Handreiniger sind mit Besen unterwegs“, so Schwab.

 
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