Sulzbach-Rosenberg
11.02.2020 - 15:55 Uhr

Aus dem Bauch heraus

Vier Jahre lang mussten die Fans auf Christoph Weiherers neues Album warten. Jetzt ist der bayerische Liedermacher und Geschichtenerzähler mit "Im Prinzip aus Protest" auf Tour. Wie immer nachdenklich, kritisch und mit viel Humor.

Unermüdlich tourt der „niederbayerische Brutalpoet“ Christoph Weiherer mit seiner mehrfach preisgekrönten Mischung aus Liedermacherei und Kabarett durch den deutschsprachigen Raum. Bild: Christian Kaufmann
Unermüdlich tourt der „niederbayerische Brutalpoet“ Christoph Weiherer mit seiner mehrfach preisgekrönten Mischung aus Liedermacherei und Kabarett durch den deutschsprachigen Raum.

Mit seiner Postleitzahlen-Aktion "25541" hat Christoph Weiherer weit über die bayerischen Grenzen hinaus für Furore gesorgt. Vor dem Auftritt am Freitag, 14. Februar (20 Uhr), in der Historischen Druckerei Seidel in Sulzbach-Rosenberg erzählt er im Interview, was das mit der Pause zwischen den Alben zu tun hat und wie bei ihm ein neues Programm entsteht.

ONETZ: Herr Weiherer, zwischen dem letzten und dem neuen, achten Album liegen vier Jahre. Haben Sie mal eine kreative Pause gebraucht?

Christoph Weiherer: Ganz im Gegenteil, ich war in dieser Zeit sehr fleißig. Allerdings, das stimmt schon, nicht sonderlich kreativ. Ich war viel auf Tour und hatte nach einem erfolgreichen Internet-Video um eine norddeutsche Postleitzahl sehr viele Auftritts- und Interviewanfragen abzuarbeiten, außerdem wurde ich mit Fanartikel-Bestellungen geradezu überschüttet. Ich mach ja nach wie vor alles ohne Management, da bleibt dann verständlicherweise kaum Zeit für neue Lieder.

ONETZ: Wie läuft das überhaupt so ab mit dem Lieder schreiben? Haben Sie einen festen Arbeitsrhythmus oder sind Sie eher spontan?

Christoph Weiherer: Feste Arbeitsrhythmen sind generell nicht so meins. Auf Kommando geht gar nichts. Jeder, der schon mal auf einem Weiherer-Konzert war, weiß das. Meine Lieder und meine Auftritte mach ich eher spontan, aus dem Bauch heraus. Immer auch stimmungs- und tagesformabhängig. Ich arbeite z.B. auch weitgehend ohne Zettel, schreibe also meine Lieder im Kopf und es gibt auf der Bühne keine vorher überlegte Songreihenfolge, keine Liedtexte oder Noten. Es gibt kein festes Schema und so überrasche ich mich oft sogar selbst mit meinem „Programm“.

ONETZ: Jetzt also „Im Prinzip aus Protest“. Ist es so anarchisch, wie es sich anhört?

Christoph Weiherer: Anarchisch eher weniger. Konsequent würd ich sagen. Der Titel beschreibt zum einen den Inhalt des Albums ganz gut. Im Prinzip ist das schon alles irgendwie Protest, aber eben nicht nur. Es gibt auch viel zum Lachen. Zum anderen passt der Titel auch ganz gut auf unsere derzeitige Gesellschaft. Es wird wieder viel und oft protestiert, was ich für absolut wichtig und gut halte, an der konsequenten Umsetzung, z.B. beim Klimaschutz, haperts bei den meisten von uns aber noch ganz gewaltig.

ONETZ: Wenn Sie so auf das aktuelle politische und gesellschaftliche Geschehen schauen – mag man da überhaupt noch singen oder lieber gleich schreien?

Christoph Weiherer: Ich hab vor gut zehn Jahren mal ein Lied geschrieben, „Scheiße schrein!“, das in der heutigen Zeit erschreckenderweise besser passt als damals. Und solange es nötig ist, werde ich das Lied auch noch weitersingen. Ich versuche immer, trotz der vielen Unstimmigkeiten auf der Welt, halbwegs gelassen zu bleiben und vor allem meinen Humor nicht zu verlieren. Lachen wird zwar erstmal keine weltweiten Hungersnöte oder Kriege verhindern, aber ich bin fest davon überzeugt, dass eine humorvoll verpackte Botschaft weitaus mehr Menschen erreicht als der erhobene Zeigefinger.

ONETZ: Mit welcher Grundstimmung soll das Publikum nach Ihrem Auftritt in der Historischen Druckerei Seidel nach Hause gehen?

Christoph Weiherer: Ich freue mich ganz einfach, wenn wir alle gemeinsam einen kurzweiligen, schönen Abend hatten. Oft gelingt es mir auch, die Grundstruktur Publikum-Künstler aufzulösen und meinen Auftritt mit so einer Art Stammtisch-Charakter zu bestreiten. Ich will ein Teil vom Publikum sein und mich auch selbst wohlfühlen. Im Idealfall rege ich so auf unterhaltsame Weise zum Nachdenken an.

Info:

Service

Tickets bei den AZ-/SRZ-Vorverkaufsstellen, Tel. 09621/306 230, 09661/87290 oder online www.nt-ticket.de.

 
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