Sulzbach-Rosenberg
04.11.2018 - 22:31 Uhr

E-Commerce: Die Händler der Zukunft

Sie sind die Händler der Zukunft. Seit kurzem werden im Berufsschulzentrum Sulzbach-Rosenberg die ersten Oberpfälzer Kaufmänner im E-Commerce, also im Online-Handel, ausgebildet. Was dahinter steckt, was man können muss - und was nicht.

Die Händler der Zukunft werden seit kurzem im Beruflichen Schulzentrum Sulzbach-Rosenberg ausgebildet. Bild: Petra Hartl
Die Händler der Zukunft werden seit kurzem im Beruflichen Schulzentrum Sulzbach-Rosenberg ausgebildet.

Schuhe, Filme, Kontaktlinsen - ja sogar Panzer: Im Netz kann man mittlerweile beinahe alles kaufen. Der Handel wandert immer mehr von der Innenstadt ins Internet. Das erfordert neue Händler, Online-Kaufleute. Offiziell: "Kaufmänner im E-Commerce". Michael Surner, Ausbildungsberater für kaufmännische Berufe an der IHK Regensburg für Oberpfalz/Kelheim, erklärt, was es damit auf sich hat: „Das ist ein neuer Beruf, der auch mit Inhalten bereits bestehender Berufe angereichert ist.“ Der Online-Händler sei eine Allzweckwaffe, müsse sich in vielen verschiedenen Bereichen auskennen. „Es ist kein Beruf, der nur im Handel ausgebildet wird“ - auch in der Tourismus- und Dienstleistungsbranche sei er gefragt und erforderlich. Auch hier läuft vieles übers Internet.

Was alles dazugehört? Surner zählt eine ganze Pallette an Aufgaben auf. „Die Umsetzung der Ausbildungsinhalte wird vom Waren- oder Dienstleistungsangebot des Betriebs beeinflusst.“ Der Online-Händler muss sich viele Fragen stellen und diese auch beantworten: Braucht er einen eigenen Online-Shop oder ist es sinnvoller, nur auf Plattformen wie E-Bay oder Amazon zu verkaufen? Welche Bezahlarten? Welche Versandarten? Wie sieht's mit den Retouren aus?

Beim Thema Marketing kommt es laut Surner darauf an, die Kunden auf dem digitalen Weg anzusprechen, Newsletter zugestalten, Werbekampagnen aufzuziehen, Werbebanner zu platzieren. „Dann muss man auch einmal in die Analyse gehen und die Daten auswerten. Bringt das überhaupt etwas?“ Auch ein Aspekt: Wie läuft die Kommunikation mit den Kunden ab? Das gehe über verschiedene Wege, sogar über analoge wie die Zeitung. Aber freilich vor allem digital, in den sozialen Medien.

Kreativ austoben

Online-Händler sind aber nicht nur da, um Inhalte zu streuen, sagt Surner. "Sie sollen auch Inhalte entwickeln, eigene Ideen einbringen, kreativ werden." Der gesetzliche Aspekt sei ebenfalls von Bedeutung. "Eine gewisse Sensibilität für die rechtlichen Rahmenbedingungen ist auf jeden Fall erforderlich." Im Netz sollte er vorsichtig sein, gerade was AGBs, Bild- und Markenrechte betrifft. "Man kann nicht einfach ein Bild von Google kopieren und auf seiner Webseite hochladen." Obwohl der Online-Händler vor allem natürlich online unterwegs ist, muss er kein Programmierer sein. "Man muss technisch gar nicht so fit sein", sagt Surner. "Man muss das Gerüst des Online-Shops nicht machen können, man muss es in erster Linie bewirtschaften." Aber trotzdem schade eine technische Affinität nicht.

Der Beruf gewinnt immer mehr an Bedeutung, der Umsatz im Online-Handel ist laut Handelsverband Deutschland (HDE) in den vergangenen zehn Jahren von 12,6 Milliarden Euro im Jahr 2008 auf 48,7 Milliarden Euro gewachsen. Für das Jahr 2018 prognostiziert der HDE einen Umsatz von 53,4 Milliarden Euro. Dieses Potenzial haben auch die Betriebe und Azubis in der Oberpfalz erkannt, sagt Surner: „Der Beruf Kaufmann im E-Commerce ist in der Region schon angekommen. Sehr viele Betriebe haben für den Ausbildungsstart in 2018 bereits Ausbildungsplätze angeboten und konnten diese auch besetzen.“ Vor allem am Staatlichen Beruflichen Schulzentrum Sulzbach-Rosenberg (SBZ).

33 Schüler zu Beginn

Schulleiter Bernahrd Kleierl sagt: "Wir starten wider Erwarten und erfreulicher Weise gleich zweizügig, also mit zwei Klassen." 33 Schüler seien es in den beiden 10. Klassen. Die Berufsschule Sulzbach-Rosenberg sei damit mit an der Spitze im Freistaat. Und das, obwohl manche Betriebe durchaus Probleme hatten, geeignete Bewerber zu finden, wie Surner von der IHK erklärt: "Der Beruf ist ja neu, noch nicht lange im System und es war lange nicht klar, wo die Berufsschule sein wird."

Erst Ende April hat Sulzbach-Rosenberg den Zuschlag vom bayerischen Kultusministerium bekommen. Das SBZ ist eine von acht Berufsschulen in Bayern, die den neuen Beruf anbieten, die einzige in der Oberpfalz. Für die Zukunft plant Kleierl mit drei Klassen, also bis zu 90 Schüler pro Jahrgang.

Definition:

Was ist E-Commerce?

Michael Surner von der IHK hat eine einfache Definition: "Alles, was im Online-Handel dazugehört, die ganze Bandbreite." E-Commerce ist die Kurzform des englischen Begriffs "Electronic Commerce", also elektronischer Handel. Es bezieht sich nur auf einen Handel, der im Internet stattfindet. (jut)

 
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