Der Österreicher Alexander Schiebel hat den bewegenden Kampf der Gemeinde Mals für eine pestizidfreie Umwelt und Natur mit der Kamera begleitet. Der geplanten Trias aus Filmsequenzen, Lesung und Diskussion im Capitol macht allerdings die technische Umsetzbarkeit einen Strich durch die Rechnung.
Stattdessen läuft der Film in voller Länge, bevor der Regisseur dem Publikum im komplett ausverkauften Capitol zu Mals, Pestiziden und effektiven Strategien gegen die vorsätzliche Umweltzerstörung Rede und Antwort steht. Die Änderung schadet nicht, denn der zwischenzeitlich in Leipzig lebende Gast brilliert mit seinem ausgeklügelten Mix aus eindringlichen Porträts und beredten Naturaufnahmen. Das Buch zum Film sei dagegen mehr aus der Not heraus entstanden, als es mit der Fertigstellung der Dokumentation aufgrund zahlreicher Hindernisse nicht so recht vorwärts gehen wollte, sagt Schiebel.
Während die Dokumentation dank des unermüdlich Werbenden für die elementare Umweltschutz-Aktion immer größere Kreise zieht und Anerkennung findet, ist es für Mals selbst noch nicht endgültig ausgestanden. Aber die Zeichen stehen auf Wandel, wie Schiebel berichtet. Das dürfte auch all jenen Bestätigung sein, die sich seinerzeit vor die Kamera getraut und eindringlich von ihren Erfahrungen und Emotionen berichtet haben. Beispielsweise der Biobauer, der die seine Existenz bedrohenden Pestizid-Orgien dokumentiert, der Apotheker, den das Grauen befällt angesichts der Wirkstoffanalyse der verwendeten Cocktails oder die Mutter, die die immer näher rückende Apfel-Industrie so lange umtreibt, bis sie sich beim Friseur Luft verschafft und fantasievolle Verbündete findet.
Angelehnt an "Empört Euch", die Maxime des französischen Diplomaten Stephane Hessel, formierte sich das Bündnis, das Mals in seiner ursprünglichen landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsform erhalten und den Begehrlichkeiten der Agrarlobby die kalte Schulter zeigen will. Damit sich möglichst viele Mitstreiter aus der sicheren Deckung wagen, verzichteten die Initiatoren dabei aber bewusst auf Anti-Parolen.
Die strikt positiv besetzten Aktionen verfangen schließlich, ein Referendum untermauert den Wunsch, als erste pestizidfreie Gemeinde auf Ökologie statt Ökonomie zu setzen. Vorbei war es damit aber nicht: Ohne Ton zeichnet Schiebel das Entsetzen auf, als der Gemeinderat seine Pflicht zur Umsetzung verweigert und die Köpfe der Bewegung vor Gericht zitiert werden. Das Maß Humor im Film bewahrt jedoch Betroffene wie Zuschauer vor dem Versinken in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung. Mals beweist seine solidarischen Qualitäten vor allem im unerschütterlichen Zusammenhalt, der selbst dann noch bestehen bleibt, als auf eine Hürde die nächste folgt und die Idee zur Sisyphus-Aufgabe gerät.
Mit solchen Konstellationen wiederum ist das Publikum durchaus vertraut, erinnert man sich doch gerade lebhaft an den eigenen erfolgreichen Widerstand - Stichwort WAA Wackersdorf.
Der Film "Das Wunder von Mals" ist als DVD erhältlich, das Buch zum Film ist im Oekom-Verlag erschienen und kostet 19 Euro.
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