Sulzbach-Rosenberg
16.10.2019 - 13:33 Uhr

Geschwistergeflecht und Generationsverschiebung

Schriftstellerin Helga Flatland und Übersetzerin Elke Ranzinger stellten "Eine moderne Familie" vor

Norwegische Literatur kommt nicht nur auf der Frankfurter Buchmesse gut an: Veranstalter Ralf Volkert mit Schriftstellerin Helga Flatland und Übersetzerin Elke Ranzinger (von links). Bild: aks
Norwegische Literatur kommt nicht nur auf der Frankfurter Buchmesse gut an: Veranstalter Ralf Volkert mit Schriftstellerin Helga Flatland und Übersetzerin Elke Ranzinger (von links).
Norwegische Literatur kommt nicht nur auf der Frankfurter Buchmesse gut an: Veranstalter Ralf Volkert mit Schriftstellerin Helga Flatland und Übersetzerin Elke Ranzinger (von links). Bild: aks
Norwegische Literatur kommt nicht nur auf der Frankfurter Buchmesse gut an: Veranstalter Ralf Volkert mit Schriftstellerin Helga Flatland und Übersetzerin Elke Ranzinger (von links).

Die Schriftstellerin Helga Flatland lesen zu hören, ist eine sehr angenehme Erfahrung. Aber eben auch nur der halbe Spaß, sofern man im Norwegischen nicht sattelfest ist. Wie gut, dass Übersetzerin Elke Ranzinger mit am Tisch im Literaturhaus Oberpfalz saß und den Roman „Eine moderne Familie“ fürs deutschsprachige Publikum aufschlüsselte.

Überhaupt rückte der Abend, der zur schönen, im konkreten Fall nicht ganz korrekten Veranstaltungsreihe „Norwegen an fränkischen Fjorden“ zählte, auch den wahren Stellenwert der Übersetzungskunst in den Mittelpunkt. Elke Ranzinger bestritt dabei nicht nur den Löwenanteil der Lesung, sie erklärte zudem Details zum Aufbau und verhalf Fragen zu Antworten der angesagten norwegischen Autorin.

Es darf wohl als Glücksfall für Veranstalter Ralf Volkert angesehen werden, dass Helga Flatland rechtzeitig für die Lesung aus dem Literaturzug der Kronprinzessin ausgestiegen ist. Während Mette-Marit von Norwegen also das Gastland der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt repräsentierte, kurbelte ihre zu Recht hoch gelobte Landsfrau in der Oberpfalz das Interesse an norwegischer Literatur an.

Ihr sei es bei „Eine moderne Familie“ in erster Linie um geschwisterliche Verflechtungen gegangen, aber auch die allgemein zu beobachtende Generationsverschiebung, Stichwort „70 ist das neue 50“, war ihr eine literarische Bearbeitung wert.

Am Ende sind es ausgerechnet die Eltern der längst erwachsenen Geschwister Liv, Ellen und Håkon, die deutlich modernere Wege einschlagen als ihre Kinder. Und wie sie es ihrer eigenen Familie für jede Lesung versprochen hat, verneint Helga Flatland auch im Literaturhaus autobiografische Übereinstimmungen. Aber man nehme natürlich schon das als Inspiration, was man eben selber habe, so Flatland.

Hinsichtlich konkreter Verkaufszahlen ihres 2017 mit dem Preis der norwegischen Buchhändler ausgezeichneten Romans bleibt sie sympathisch bescheiden. Nur zögerlich bestätigt sie Elke Ranzingers Feststellung, dass schon eine Woche nach Erscheinen nachgedruckt werden musste. Deutlich lieber spricht sie über ihre Heimat als echtes Leseland mit breit gefächerter Literatur und vielen guten Schriftstellern.

Für die dort wie in Skandinavien insgesamt verortete Affinität zu Krimis hat sie zudem eine einleuchtende Erklärung parat: Die Tradition der Osterkrimis. Weil die Norweger über diese Feiertage gerne das Verreisen mit dem Lesen verbinden, fluten zu der Zeit besonders viele Krimi-Neuerscheinungen die Regale, um von dort direkt in die gepackten Koffer zu wandern.

Den verdienten Respekt zollte das Publikum aber auch Elke Ranzingers Einblicken in die Übersetzer-Werkstatt. Erst das Original lesen, dann lesen und gleichzeitig eine deutsche Rohfassung anfertigen und schließlich über immer feiner geschliffene Versionen zum Endergebnis kommen: „Ich grabe mich langsam in die Denkweise der Autorin“.

Beim Hineindenken allein belässt es Elke Ranzinger trotzdem nicht. Sie hat sich mit Helga Flatland in Oslo getroffen, um offene Fragen gemeinsam abzustimmen. „Es ist ein gutes Gefühl, gefragt zu werden“, befand Helga Flatland. Als Schriftstellerin in einer kleinen Sprache sei sie ja schließlich auch davon abhängig, übersetzt zu werden.

Info:

Service

Der Roman "Eine moderne Familie", 308 Seiten, fadengeheftete Broschur, ist im Weidle Verlag erschienen und kostet 25 Euro.

 
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