Sulzbach-Rosenberg
06.11.2018 - 15:23 Uhr

Lachen, auch wenn es zum Heulen ist

Tatort Capitol, Auftritt Adele Neuhauser: Mit beeindruckender Präsenz, lässigem Charme und exakt gesetzten Pointen erfüllt die als Wiener Kommissarin bekannte Schauspielerin alles, was sich die Fans von dieser Lesung versprochen hatten.

Mit Schmäh und jeder Menge Humor präsentierte Schauspielerin Adele Neuhauser ihre Autobiografie in Sulzbach-Rosenberg. Bild: aks
Mit Schmäh und jeder Menge Humor präsentierte Schauspielerin Adele Neuhauser ihre Autobiografie in Sulzbach-Rosenberg.

Dass das Interesse an ihrer Autobiografie unweigerlich mit ihrer berühmtesten Rolle verbunden ist, steht für Adele Neuhauser außer Frage. Statt jedoch mit diesem Umstand zu hadern, nimmt sie es mit Humor: „Bibi Fellner wird Moritz Eisner nicht heiraten“. Sprach´s und schwenkt über die Aufregung vor dem ersten Tatort-Dreh zu ihrem ganz persönlichen Lebensfilm.

Und da lassen die schwer verdaulichen Brocken nicht lange auf sich warten. Der Tod des geliebten Vaters, die schwere Krebs-Erkrankung des Bruders, der Tod der Mutter und schließlich der Tod des Bruders bringen Adele Neuhauser zur Frage, was es wirklich bedeutet, zu leben.

Bis zu ihrem 21. Lebensjahr antwortet sie darauf mit sechs Selbstmordversuchen, die beweisen sollten, wie stark sie doch sei. „Dabei war ich immer mein größter Feind“, was auch den Titel ihrer Autobiografie erkläre. „Jetzt habe ich Ihnen die Laune verdorben“, konstatiert die exzellente Unterhalterin und fährt fort mit einer launigen Episode rund um die Hochzeit ihres Ex-Mannes, die bei näherer Betrachtung aber ebenfalls das Lachen im Halse erstickte.

Lachen, wenn es eigentlich nur zum Heulen ist, scheint überhaupt Adele Neuhausers professionelle Maxime zu sein. Ein probater Selbstschutz und ein effektives Mittel, um das Publikum doch nicht zu nahe an die eigenen Tragödien kommen zu lassen. Der Ex, mit dem sie nun leider doch nicht „Hand in Hand in die Grube hupfen“ wird, hat jedoch großen Anteil im und am Buch.

Immerhin ist er es, der dem geplanten Titel „Loslassen und Weitergehen“ den Garaus macht. Mit dem „Weitergehen“ als Lebensthema beginnt das Buch jedoch nach wie vor, „Loslassen“ bildet das letzte, deutlich optimistischere Kapitel, an beiden lässt Adele Neuhauser ihre Fans teilhaben.

Den auch bei ihr gerne ins Spiel gebrachten „Wiener Schmäh“ beherrscht sie ebenso mühelos wie den fliegenden Wechsel von erzählter Anekdote zu Lesung und wieder zurück. Strikte Chronologie würde da nur stören, stattdessen geht es scheinbar spontan, in Wirklichkeit aber recht durchdacht durchs Vorleben - von der namensgebenden, mutigen Urgroßmutter mütterlicherseits bis zur „Knödelakademie“ und den ersten, eher ernüchternden Schritten auf den Brettern, die für Adele Neuhauser zur Welt wurden.

Ein bisschen kokettiert sie natürlich auch mit ihrem Markenzeichen, der rauchig-tiefen Stimme, die schon so manches Problem bereitet hat. Glücklicherweise korrespondiert die Tonlage nach einer Operation weiterhin ideal mit ihrer burschikosen, sympathischen Besitzerin.

Den Fragenteil spart sich Adele Neuhauser übrigens mit entwaffnendem Charme: „Das Buch ist selbsterklärend“. Von der Richtigkeit dieser These wollte sich im Anschluss der größte Teil der Zuhörerschaft mittels signiertem Exemplar überzeugen.

Info:

Adele Neuhausers Autobiografie "Ich war mein größter Feind", 216 Seiten, 50 Abbildungen, ist beim Verlag Brandstätter erschienen und kostet 21,90 Euro, als E.Book 17,99 Euro.

 
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