Zusammen mit dem Bayerischen Landesjugendorchester (BLJO) unter Dirigent Nicolas Rauss gibt das Ensemble-Mitglied des Staatstheaters Augsburg Gustav Mahlers „Lieder eines fahrenden Gesellen“. So auch am Dienstag, 6. August um 19 Uhr beim Klassik Open-Air im Schlosshof Sulzbach-Rosenberg zugunsten des Lions-Hilfswerks . Die Kulturredaktion führte mit ihr dieses Gespräch.
ONETZ: Frau Boeva, was bedeutet Ihnen Ihr Engagement als Solistin beim Bayerischen Landesjugendorchester?
Natalya Boeva: Für mich ist das eine besondere Freude, mit dem Bayerischen Landesjugendorchester aufzutreten, weil dieses Orchester trotz des jungen Alters der Spielenden schon sehr professionell musiziert. Und ich verstehe natürlich die Wichtigkeit einer solcher „Unternehmung“ wie dem Jugendorchester überhaupt, weil es sehr wichtig für die Erziehung junger Musiker ist! So erleben die jungen und von der Musik begeisterten Menschen den Weg eigener musikalischen, sozialen, professionellen und vor allem menschlichen Entwicklung beim Zusammenmusizieren und bei dem mehrtägigen, gemeinsamen Aufenthalt. Ich bin auch noch sehr stolz, dass ich als Mezzosopranistin für die Aufführung des Stücks ausgewählt wurde, das bedeutend seltener mit der Frauenstimme besetzt wird.
ONETZ: Wenn Sie auf die kommenden, intensiven Arbeits- und Konzertwochen blicken - worauf freuen Sie sich besonders?
Natalya Boeva: Mit 12 bis15 Jahren war ich jeden Sommer mit dem Kammerchor „Cantus“ (St. Petersburg) auf der Tour durch Westeuropa (normalerweise mit dem Bus) – Deutschland, Frankreich, Niederlande, Griechenland – und England. Unsere Chorleiterin Larissa Korchinskaya, die sich leider vor zwei Monaten von dieser Welt verabschiedet hat, hat das immer mit viel Enthusiasmus organisiert. Es war meine erste Erfahrung, viele Konzerte nacheinander zu haben und alles durchzuhalten. Später habe ich im Kammerchor „Lege Artis“ (St. Petersburg) unter der Leitung des großartigen Dirigenten und Lehrers Boris Abalyan, bei dem ich auch das Chordirigieren an der Rimsky-Korsakov Musikfachschule studiert habe, sechs Jahre lang gesungen und meine Konzertreisen fortgesetzt. Und diese Arbeits- und Konzertphase jetzt mit dem BLJO erinnert mich an meine Lehrer, denen ich immer sehr dankbar bin, dass ich schon ziemlich früh die Möglichkeit hatte, zu sehen, wie es im professionellen Musikleben funktionieren kann.
ONETZ: Sie sind ja mittlerweile fest etabliert in der Szene. Haben Sie Tipps für die jungen Kollegen, die diesen Karriere-Sprung noch vor sich haben?
Natalya Boeva: Seid ihr selbst, seid ehrlich, seid ernst im Verhältnis zu dem, was ihr macht - und seid mutig, zu träumen und die Träume zu verwirklichen. Und vergesst nicht, ab und zu alles abzuschalten (lacht).
ONETZ: Was schätzen Sie an Mahlers sehr persönlichem Zyklus „Lieder eines fahrenden Gesellen“?
Natalya Boeva: Natürlich freue ich mich riesig, mit allen MusikerInnen und mit dem Dirigenten Nicolas Rauss so ein tiefsinniges und inniges Werk wie „Lieder eines fahrenden Gesellen“ zu singen. Gustav Mahler ist einer meiner Lieblingskomponisten. Mit 15 habe ich angefangen, seine Musik für mich zu entdecken. Und als ich zum ersten Mal diese Lieder im Musikgeschichte-Unterricht gehört und nach dem Unterricht sofort selber am Klavier gespielt habe, war ich in diese Musik total verliebt. Sie hat mich sehr tief berührt… Damals habe ich mir gedacht: Oh wie gern möchte ich diesen Liederzyklus einmal aufführen, obwohl die Geschichte da von einem Mann erzählt wird! Jetzt erfüllt sich noch einer meiner Träume – und das freut mich wahnsinnig! Ich schätze an diesem Liederzyklus besonders die Möglichkeit, eine breite Palette der Gefühle durch das Musizieren verarbeiten zu können.
ONETZ: Ihr Repertoire ist breit gefächert – gibt es trotzdem eine Lieblingsrolle?
Natalya Boeva: Ich habe immer sehr viele Gedanken über die Sachen, die ich gerne singen würde. Dazu zählen Opernrollen, Lieder und Liederzyklen, zeitgenössische Musik… Ein ewig langes Verzeichnis, deshalb nenne ich nur eine Sache aus jeder Kategorie: Opernrolle – Carmen, Lieder - von einem russischen nicht so bekannten Komponisten Nikolai Medtner, Liederzyklus – Winterreise, zeitgenössische Musik – „Eingedunkelt“ für Alt solo von Aribert Reimann.
ONETZ: Und eine Bühne, auf der Sie unbedingt stehen wollen?
Natalya Boeva: Die Bühnen, die man sich als Opern- und Konzertsänger wünscht, sind immer ungefähr gleich (lacht). Nehmen Sie die wichtigsten Bühnen und Konzertsäle der Welt mit der besten Akustik. Aber als Beispiel würde ich sagen: 2018 habe ich das Glück gehabt, auf der Bühne des Markgräflichen Opernhauses in Bayreuth aufzutreten – was für Akustik hat dieses Haus! Wunderbar! Ich würde mich sehr freuen, dort wieder eine Barockoper zu singen!
Service
Karten im Vorverkauf bei der Sulzbach-Rosenberger Zeitung und der Amberger Zeitung und an der Abendkasse. Einlass 18 Uhr, bei schlechtem Wetter findet das Konzert in der Sporthalle der Krötensee-Schule statt.
Zur Person
Natalya Boeva begann im Alter von fünf Jahren im Chor zu singen, später besuchte sie die Rimsky-Korsakov-Berufsfachschule für Musik und studierte Chorleitung am Rimsky-Korsakov-Konservatorium in St. Petersburg. Von 2016 bis 2018 absolvierte sie ein Masterstudium an der August-Everding-Theaterakademie in München und erhielt 2017 und 2018 Stipendien des Deutschen Bühnenvereins und der Yehudi-Menuhin-Stiftung "Live Music Now". Beim ARD-Musikwettbewerb erhielt sie auch den Sonderpreis für die beste Interpretation der Auftragskomposition und den ifp Musikpreis. Sie wurde zudem mit dem Leipziger Richard-Wagner-Nachwuchs-Preis ausgezeichnet. Am 9. und 10. August treten Natalya Boeva und das Bayerische Landesjugendorchester beim LvivMozArt-Festival in Lemberg/Ukraine auf.
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