Sulzbach-Rosenberg
29.12.2019 - 14:35 Uhr

Musikalische Schätze entdecken

Violinistin Jehye Lee kommt mit dem Bayerischen Landesjugendorchester zum Benefiz-Neujahrskonzert nach Sulzbach-Rosenberg

Vilolinistin Jehye Lee. Bild: Astrid Ackermann
Vilolinistin Jehye Lee.

In ihrem Fach hat die koreanische Violinistin Jehye Lee längst alle Hürden spielend gemeistert. Vor dem Auftritt als Solistin beim Bayerischen Landesjugendorchester stellte sie sich nun mutig einer anderen, kniffligen Herausforderung und beantwortete die Fragen der Kulturredaktion auf deutsch:

ONETZ: Frau Lee, was haben Sie gedacht, als die Anfrage kam, als Solistin mit dem Bayerischen Landesjugendorchester zusammenzuarbeiten?

Jehye Lee: Da ich schon mehrmals mit dem BLJO gearbeitet und all die wunderbaren jungen Musiker lieben gelernt habe, könnte ich kaum glücklicher sein, als dieses fantastische Projekt mit ihnen zu machen!

ONETZ: Wenn Sie die musikalische Ausbildung in Ihrer Heimat Südkorea mit der hier in Deutschland vergleichen – gibt es Unterschiede und wenn ja, worin liegen diese?

Jehye Lee: Ja, natürlich gibt es Unterschiede.
Das erste, was wir koreanischen Musiker lernen müssen, ist, dass es eine fremde Kultur und Sprache ist. Es ist also unsere allererste Aufgabe, diese kulturellen Unterschiede zu begreifen. Es ist nicht einfach, besonders wenn man in Korea lebt. Allerdings gibt es jetzt viele wunderbare Lehrer in Korea, die im Ausland studiert haben und ihre hervorragende Ausbildung aus fremden Kulturen mitgebracht haben.Das ist sehr wichtig für die klassische Musikausbildung in Korea, und ich versuche auch so viele Erfahrungen wie möglich zu den jungen Studenten nach Korea zu bringen und helfen zu verstehen, worum es in der klassischen Musik geht.

ONETZ: Und in Deutschland?

Jehye Lee: Was Ausbildung in Deutschland betrifft: Aus meiner Erfahrung ging es mehr darum, zu verstehen, mit der Musik und Kultur hier zu leben. Musik war im Leben in Europa allgegenwärtig, es gab keinen Unterschied zwischen jungen und älteren Leuten, es ist etwas, was ich sehr wertvoll finde. Daher ist es selbstverständlich, dass es hier sehr viele Ausbildungsmöglichkeiten für klassische Musik gibt, und das BLJO ist, glaube ich, ein sehr wichtiges Beispiel davon.

ONETZ: Im Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks sind Sie Konzertmeisterin der Zweiten Geigen. Haben Sie Spaß am Rollenwechsel vom Tutti zur Solistin?

Jehye Lee: Es war nicht immer nur Spaß am Anfang. Zuerst als Akademistin hinten zu sitzen und zu versuchen, zu lernen und alles um mich herum aufzunehmen, und dann plötzlich vorne am ersten Pult zu sein, direkt vor all den großen Dirigenten und mit der riesigen Verantwortung, eine sehr starke Gruppe zu führen mit all den fantastischen Spielern, war absolut nicht einfach am Anfang. Jetzt, mit der Hilfe und Unterstützung von wunderbaren Kollegen, genieße ich es natürlich sehr, nicht nur zu führen, sondern überhaupt Musik zusammen zu machen.

ONETZ: Béla Bartóks Violinkonzert Nr. 2 zählt zu den ganz großen und gerne aufgeführten Werken des 20. Jahrhunderts. Was schätzen Sie daran besonders?

Jehye Lee: Dieses Konzert hat einen besonderen Platz in meinem Leben. Es war das erste Werk des 20sten Jahrhunderts, das ich gelernt habe, ich war also sehr durcheinander und ziemlich oft ratlos, worum es in dieser Musik geht. Es hat recht lange gedauert, überhaupt nur die Noten zu lernen, und noch länger, die musikalischen Ideen und das Idiom zu verdauen. Aber die große Freude und der Grund, warum ich diese Musik so liebe, ist, dass man nie aufhört, zu forschen und Dinge zu entdecken. Da gibt es so viele Details in diesem Werk, das nie aufhört, mich zu überraschen, und jedes Mal, wenn man etwas Neues gefunden hat, fühlt es sich so an, wie wenn man einen Schatz gefunden hat. Es ist ein tolles Gefühl. Ich freue mich so sehr, jetzt noch mehr Schätze zu entdecken mit dem wunderbaren BLJO.

Info:

Service

Das Benefizkonzert des Lions Clubs Sulzbach-Rosenberg mit Unterstützung der Kulturwerkstatt Sulzbach-Rosenberg findet am Samstag, 4. Januar um 19 Uhr in der Sporthalle der Krötensee-Mittelschule statt. Karten im Vorverkauf bei den AZ-/SRZ-Ticket-Vorverkaufsstellen, Tel. 09621/ 306230, 09661/87290, online unter www.kulturwerkstatt.net. Der Erlös kommt dem Lions-Hilfswerk zugute.

Info:

Zur Person

Jehye Lee stammt aus Seoul/Südkorea und begann mit sieben Jahren, Geige zu spielen. Sie studierte an der Korean National University und setzte ihre Ausbildung in Boston /USA fort. 2010 kam sie nach Deutschland , gründete an der Hochschule für Musik und Theater München das Trio Gaon. 2013 wurde sie jüngste Konzertmeisterin der Augsburger Philharmoniker, seit 2014 ist sie Konzertmeisterin der Zweiten Geigen im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Auf der langen Liste ihrer Auszeichnungen finden sich unter anderem der Erste Preis sowie der Publikums- und Kammermusikpreis beim Leopold -Mozart-Festival 2009 in Augsburg und der dritte Preis und Kammermusikpreis beim Tschaikowsky-Wettbewerb2011 in St. Petersburg.

 
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