In den mittlerweile über 30 Jahren ihrer Karriere haben sich Neil Tennant und Chris Lowe immer mit den aktuellen gesellschaftlichen Strömungen auseinandergesetzt. Der Musikjournalist Jan-Niklas Jäger hat jetzt Theorie und Praxis der "Pet Shop Boys" ausgeleuchtet und stellt das Ergebnis heute (4. April) um 19.30 Uhr in der Sulzbach-Rosenberger Buchhandlung Volkert vor. Die Kulturredaktion hat nachgefragt:
ONETZ: Herr Jäger, wann haben Neil Tennant und Chris Lowe das erste Mal Ihren Weg gekreuzt?
Jan-Niklas Jäger: Als ich geboren wurde, war "Always On My Mind" gerade an der Spitze der deutschen Charts. Da ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich den Song innerhalb der ersten Wochen meiner Existenz gehört habe, natürlich groß!
ONETZ: Waren die "Pet Shop Boys" sofort Ihr musikalisches Ding oder ist das Interesse an der britischen Pop-Band erst mit der Zeit gewachsen?
Eher letzteres, aber ganz eindeutig kann man das nicht sagen. Das kann ich erläutern, indem ich die erste Frage nochmal etwas ernsthafter beantworte: Wirklich bewusst habe ich die "Pet Shop Boys" vermutlich zum ersten Mal mit 11 wahrgenommen. Da guckte ich mit gerade frisch erweckter prä-pubertärer Musikbegeisterung viel Viva und MTV und zu der Zeit liefen oft die Clips zu "New York City Boy" und "You Only Tell Me You Love Me When You're Drunk". Die fand ich toll, aber als Teenager stand ich dann auf Punkrock, da war eine erfolgreiche Dance-Pop-Band natürlich erstmal tabu. Im Studium habe ich die Band dann mit deutlich erweitertem popkulturellen Horizont erst so richtig für mich entdeckt.
ONETZ: Jetzt haben Sie Ihr erstes Buch den "Pet Shop Boys" gewidmet. Was macht die Auseinandersetzung mit gerade dieser Band so spannend?
Wie sie Kritik und Pop zusammenbringen. Kritische Musik ist natürlich keine Seltenheit, aber man denkt da eher an Rockbands, die irgendwelche Missstände anprangern. Pop hingegen gilt als bloße Unterhaltung mit geringem Anspruch. Die "Pet Shop Boys" beweisen, dass das nicht so sein muss und ferner noch dass sich Pop im Gegenteil ganz hervorragend dazu eignet, Kultur und Gesellschaft kritisch anzugehen - wenn man es clever anstellt.
ONETZ: Was halten eigentlich Neil Tennant und Chris Lowe selbst von der literarischen Würdigung?
Tatsächlich haben die "Pet Shop Boy"s darum gebeten, dass wir ihnen zwei Exemplare des Buches zuschicken. Deutsch können die beiden meines Wissens nicht, ihr Interesse scheine ich aber geweckt zu haben.
ONETZ: Die Buchpräsentation ist gleichzeitig ein Wiedersehen mit Ihrer Heimat – ein ganz besonderer Abend für Sie?
Ich bin einigermaßen regelmäßig in Sulzbach, aber natürlich ist das schon etwas Besonderes, denn da schließt sich ja ein Kreis: Ich lese in der Stadt, in der ich lesen und schreiben gelernt habe, aus dem Buch, das ich geschrieben habe. War also nicht alles umsonst, ha!
Service
Die Buchpräsentation wird vom Verein für Politik und Kunst – PunK e.V. und dem Kurt-Eisner-Verein für politische Bildung/Rosa Luxemburg Stiftung Bayern veranstaltet, der Eintritt ist frei. Das Buch „Factually-Pet Shop Boys in Theorie und Praxis“, 160 Seiten, Broschur, ist im März 2019 im ventil verlag erschienen und kostet 14 Euro.
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